Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

AG Frauenarbeit in der Geschichte e.V.

Von-Melle-Park 6 (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Hamburg): Treffen in den ersten Jahren


Wie alles begann: Zur Vorgeschichte

Im Wintersemester 1981/82 veranstaltete Dr. Gabriele Wohlauf, damals als wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Ulrich Troitzsch am Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (ISW) der Universität Hamburg, das „Kolloquium Frauenerwerbsarbeit“. Es wurde dann über vier Semester bis zum SS/1983 mit gleichlautendem Titel unter offizieller Leitung von dieser mit dem Schwerpunkt „vorindustrielle Frauenerwerbsarbeit“ weitergeführt und dabei inhaltlich von einer studentischen Frauenkerngruppe gemeinsam weiterentwickelt. Aus diesem Kolloquium entstand nach dem Weggang von Gabriele Wohlauf von der Universität Hamburg ein eigenständiger Verein „AG Frauenarbeit in der Geschichte“, der seine Frauengeschichtsforschungsarbeit in Anbindung an das ISW bis 1985 fortsetzen konnte und gleichzeitig versuchte, als gemeinnütziger Verein seit Herbst 1984 autonom außerhalb der Universität seine Frauengeschichtsarbeit fortzuentwickeln. Die aktive Vereinsmitarbeit erfolgte bis 1988.

Wie kam es zur inhaltlichen Schwerpunktsetzung: Vorindustrielle Zeit und Frauenarbeit?

Gabriele Wohlauf war seit 1973 am Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an Forschungen zur Frühbürgerlichen Revolution/Bauernkriege (Dozent Dr. Goertz) beteiligt. 1975 erhielt Prof. Dr. Ulrich Troitzsch eine C4 Stelle am ISW u. a. mit den Forschungsschwerpunkten: Industrielle Revolution im Spätmittelalter/vorindustrielles Gewerbe/ Verlags-Manufakturwesen, Mühlenmaschinerie als Basistechnologie. Seine Assistentin wurde Gabriele Wohlauf von 1975 bis 1983. In diesem Zeitraum promovierte sie 1980 zum Thema Manufakturwesen und gleichzeitig begann sie - in Anlehnung an die autonome Frauenbewegung/Frauenforschung - sich für die Aufarbeitung von Frauenarbeit in diesem historischen Zeitraum zu interessieren und diesen Bezug Frauengeschichte und „Vorindustrielle Zeit“ in das Vorlesungswesen des ISW zu integrieren. Dazu stieß Rita Bake, vom Seminar für Volkskunde der Uni Hamburg kommend, und promovierte bei Prof. Troitzsch/Betreuung Gabriele Wohlauf 1983 zum Thema „Manufakturarbeiterinnen im 18. Jhd., mit Schwerpunkt Hamburg“.
Außerdem kamen Karin Gröwer und Andrea Kammeier als studentische Fachfrauen zur Zeitepoche Mittelalter aus dem Historischen Seminar der Universität Hamburg hinzu. Das Historische Seminar bot Themen zur Frauengeschichte explizit nicht an, was damals für die bundesdeutsche Geschichtsforschung nichts Außergewöhnliches war.
Aus dieser Ignoranz gegenüber der Frauengeschichtsforschung entwickelte sich 1981 in der BRD eine erstmals öffentlich geführte Auseinandersetzung innerhalb der Geschichtswissenschaft zwischen Vertreterinnen der feministischen, historischen Frauenforschung, die einen „anderen Blick“ auf die Geschichte insgesamt und einen neuen wissenschaftlichen Forschungsansatz mit der sozialen Kategorie Geschlecht in Bezug zu Frauengeschichte in Abgrenzung zur Menschheits- als Männergeschichte einforderten und den Vertretern einer neuen, aufstrebenden strukturalistischen Geschichtswissenschaft. Diese deklarierten und beanspruchten für sich die Kategorien: Rationalität und Universalität als Kern jeglicher wissenschaftlich angemessenen historischen Forschung, um damit - mit dem Postulat der Geschlechtsneutralität - wissenschaftlich eloquent die Basis dafür zu schaffen, dass auch in den 1980er und 1990er Jahren innerhalb der Geschichtsforschung in der BRD die weibliche Hälfte der Menschheit unsichtbar blieb.
Diese Kontroverse wurde in aller Heftigkeit in der Zeitschrift Geschichtsdidaktik 1981/2 und im Sonderheft „Frauengeschichte“ der Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, 5 (1981) bundesweit ausgetragen, mit Schwerpunkten in den Universitäten Berlin, Bielefeld, Bonn und den ProtagonistInnen Gisela Bock, Barbara Duden, Karin Hausen, Ute Frevert, Annette Kuhn auf der einen sowie Wehler, Kocka, Puhle, Rüsen auf der anderen Seite.
Erstmals formulierten diese Historikerinnen öffentlich zweierlei Entdeckungen ihrer bisherigen, ca. 5 Jahre laufenden Frauengeschichtsforschung: „die bundesrepublikanische Geschichtswissenschaft [gehöre] zu den frauenfeindlichsten Institutionen (…)“ (Beiträge, 5, S.125) und „die anmaßende Reklamierung von `Universalität`(...) [erweise] sich als Ausdruck männlicher Interessen und [bestehe] darin, (...) damit das Geschlecht, die Geschlechter, das Machtverhältnis zwischen Frauen und Männern aus der Wahrnehmung, aus dem Denken, aus der Forschung, aus den Institutionen, aus der Politik auszuklammern (…) und trotz ihrer faktischen Bedeutung unsichtbar zu halten.“(ebd.)
Gisela Bock und Karin Hausen führten außerdem die in den USA geführte akademische Debatte zur Frauenforschung von 1977 ins Feld, die dort zur Gründung einer eigenständigen „National Womens`Studies Association“ geführt hatte. Dabei verwiesen sie auf den Beitrag von Gerda Lerner „The challenge of women´s History“.
So erfuhren wir Historikerinnen in der BRD erstmals von den historischen Forschungen und dem feministischen, patriarchatskritischen Ansatz von Gerda Lerner aus den USA: Frauen finden ihre eigene Vergangenheit: Grundlagen der Frauengeschichte (orginal 1979), konnten uns damit positiv auseinandersetzen und Wichtiges über den closed shop von Menschheitsgeschichte = Männergeschichte an den USA-Universitäten erfahren!
Karin Hausen führte diesen feministischen Weg innerhalb der bundesdeutschen Geschichtsforschung unter dem Motto: Frauen suchen ihre Geschichte (1983) weiter und konfrontierte zusammen mit Helga Novotny die BRD - Universitäten mit der Frage: „Wie männlich ist die Wissenschaft“(1986).
Damit war der Rahmen für unsere gesellschaftspolitische, feministische Verortung innerhalb der historischen Frauenforschung als Kolloquium am ISW und später als autonome wissenschaftliche „Arbeitsgruppe Frauenarbeit in der Geschichte, e.V.“ innerhalb des Hamburger Hochschulbetriebs abgesteckt. Vor diesem Hintergrund legten wir innerhalb des ISW einen neuen Schwerpunkt auf das Themenfeld Vorindustrielle Arbeitsweisen, in dessen Fokus die Männer- und Kinderarbeit stand. So stellten wir die bisher völlig ausgeblendete vorindustrielle Frauen(erwerbs)arbeit ins inhaltliche Zentrum des Forschungsschwerpunktes vom Lehrstuhl Prof. Troitzsch. Uns wurde aber nur zugestanden, unsere historische Forschungsarbeit im Lehrplan als „zusätzlich angebotenes“ Kolloquium aufzunehmen; nur soweit wurde unsere Arbeit innerhalb der Universität toleriert.
Mit unseren Forschungsschwerpunkten der sogenannten unqualifizierten Frauenarbeit in der Landwirtschaft, im Handwerk, Verlags - und Manufakturwesen mit der Rekrutierung aus den Unterschichten der damaligen Gesellschaften in der vorindustriellen Periode (15.-18. Jhd.) verblieben wir aber auch innerhalb der feministischen Frauengeschichtsforschung in einer Randstellung, hatten damit aber gleichzeitig ein Alleinstellungsmerkmal.
Seit der 2. Sommeruniversität 1977 in Berlin war das Thema „Frauen als bezahlte und unbezahlte Arbeitskräfte“ in den Focus der feministischen Diskussion gerückt, wobei zwei Hauptforderungen aus der neuen Frauenbewegung die feministischen Forschungen leiteten: „Lohn für Hausarbeit“ sowie „die Hälfte aller qualifizierten Arbeitsplätze für Frauen“. Schnell entwickelten sich differenzierte historische Untersuchungen zu diesen Leitthemen: Hausarbeit als unbezahlte Arbeit und qualifizierte Erwerbsarbeit, allerdings nur mit den Zeitschwerpunkten 19./20. Jhd. und nur mit dem Fokus auf „qualifizierte“ Erwerbsarbeit. Unsere inhaltliche und zeitliche Schwerpunktsetzung sollte sich ebenso erschwerend auf Forschungsfinanzierungsforderungen auswirken, denn wir standen damit inhaltlich/ zeitlich nicht im Mainstream der historischen Frauen-Forschungsinteressen in den 1980 er Jahren in der BRD.
Wir halten bis heute die Vernachlässigung eines historischen Diskurses zur vorindustriellen Frauenarbeit innerhalb der Geschichtswissenschaft allgemein für problematisch. Unseres Erachtens bleibt damit bis heute die normative Zuschreibung von qualifizierten und nicht-qualifizierten Tätigkeiten historisch unhinterfragt und damit die indirekte Festschreibung von sogenannten weiblichen und männlichen Arbeiten bestehen. Daher ist es bis heute nicht gelungen, die Forderung nach „gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit“ geschlechteradäquat einzulösen!
Außerdem verfolgten wir ebenfalls ein „wissenschaftlich als randständig“ geltendes methodisches pädagogisches und politisches Interesse für unsere Vermittlungsarbeit: unsere Frauenforschungsergebnisse sollten nicht vorrangig in Fachzeitschriften/büchern einem wissenschaftlich, historisch geschultem Publikum unterbreitet werden und damit primär dem rein „wissenschaftlichen Fortschritt“ dienen. Wir sahen es als unsere gesellschafts-politische Aufgabe an, didaktische Ausdrucksformen zu finden, die unsere Forschungsergebnisse in erster Linie anschaulich, z. B. als Bilder-Leseschmaus, per Stadtrundgang, Ausstellung, Schauspiel, Karikatur einem breitem, nicht akademisch ausgebildetem Frauenkreis aller Altersgruppen, Schichten, Berufe (incl. Hausfrau!) vermitteln, im Sinne einer breitgefächerten Frauen(weiter)bildung.
Damit sollten wir sehr wegweisend und auch erfolgreich werden. Von der AG Frauenarbeit in der Geschichte machten wir über die Hamburger Grenzen hinaus, bundesweit sowie im deutschsprachigen Raum Schweiz; Österreich unter dem Motto „Miss Marples Schwestern“ Frauengeschichtsforschung-und vermittlung bis ins 21. Jhd. bekannt und bringen unsere Frauengeschichten bis heute auch nachhaltig „unter die Leute/ besonders an die Frau!“
Die für diese Ziele und Visionen notwendigen Arbeiten von uns erfolgten noch im analogen, d. h. computerlosen Zeitalter des 20. Jahrhunderts, so auch ohne Mails, ohne Fax, ohne Handys und oft auch noch ohne die Nutzungsmöglichkeit von Kopiergeräten und Taschenrechnern. Unsere Basisarbeit erfolgte vor Ort in Bibliotheken und Archiven mit akribisch handschriftlichen Abschriften von Quellen, Exerpterstellung und Literaturerfassung mittels Karteikartensystem handschriftlich oder per Schreibmaschine mit Korrekturband! Zentrale Kommunikationsformen innerhalb der Gruppe waren persönliche Treffen und Telephonate, die für eine transparente Gruppenzusammenarbeit noch protokolliert und mit der Bundespost verschickt wurden.

Arbeitsanfänge

Das erste öffentliche Auftreten des Kolloquiums „Vorindustrielle Frauenerwerbsarbeit“ in der bundesweiten Frauengeschichtsforschung erfolgte im März 1983 auf dem Historikerinnentreffen in Berlin: als „Frauengruppe mit einem Mann“ und mit ihrem, im Kolloquium WS 1982/83 erarbeiteten Seminarergebnis zum Thema „Frauenarbeit im Handwerk des Mittelalters“. Unser wissenschaftlich kritischer Beitrag wurde positiv aufgenommen und ermunterte die Gruppe im SS 1983 zu versuchen, ihren Beitrag breiter zu veröffentlichen 1). Sie 2) verschickte das Manuskript sowie schrieb folgende Zeitschriften und Personen: am 16. 5. Courage (Irene Stöhr); 16. 5. 1983 Feministische Studien (Claudia Honegger); 29. 6. Taz (U. Ruge); 30. 6. Prof. Heide Wunder (Uni Kassel); 30.6. Prof. Karin Hausen (TU Berlin); 7.7. Heide Dienst (Uni Wien) und 13.7. Prof. Annette Kuhn (Uni Bonn), die alle positiv auf den Inhalt reagierten, zum Teil aber auf den zu trockenen, akademischen Schreibstil hinwiesen. Bereits am 7. 7. kam von Claudia Honegger eine Veröffentlichungszusage für die Feministischen Studien. Und am 20.7.83 wurde diese Zusage mit der fertigen Manuskripterstellung sowie -abgabe mit einem freudigen Umtrunk zum Semesterabschluss im „Kolloquium Frauenerwerbsarbeit“ von allen Beteiligten gefeiert.
Das Interesse an unserer Arbeit zur Frauengeschichte innerhalb der Hamburger Frauenbewegung führte zur zweiten Veröffentlichung des oben genannten Beitrages in der Hamburger Frauenzeitung, Herbst 1983, H. 5 unter dem Titel: „Vom Mythos der Frauenarbeit im Mittelalter“, S. 9-12. Hiermit erfolgte der erste Versuch der AG, den Beitrag für ein breiteres Publikum zu popularisieren. (Kontaktadresse war Claudia Riegler mit Privatanschrift.)
Ausdruck dieses Anliegens waren auch die Verhandlungen der AG mit Annette Kuhn seit Juli 1983, den Beitrag ebenfalls in der Zeitschrift Geschichtsdidaktik zu platzieren und damit den Wunsch der AG nach breiter Popularisierung ihres Mythosartikels zu realisieren: Die unterschiedliche Ausrichtung von Feministischen Studien (Fachwissenschaft) und GD (Geschichtsdidaktik) erschien der AG ideal zu sein. Da die GD aber letztendlich kein Interesse an einer Zweitveröffentlichung hatte, konnte die AG dort für 1984 wenigstens zwei Rezensionen zu Peter Ketsch’s Buch: Frauen und Mittelalter. Quellen und Materialien. Hrsg. v. Annette Kuhn. Düsseldorf 1983 und Anke Wolf- Graaf: Die verborgene Geschichte der Frauenarbeit. Eine Bildchronik. Weinheim, Basel 1983 unterbringen und damit ihre Arbeiten zu MA/ frühe Neuzeit im WS 1983/84 fortsetzen.
Unser nächstes gemeinsames öffentliches Auftreten war die Teilnahme am 5. Historikerinnentreffen in Wien vom 16.-19.4.1984 als AG Frauenarbeit in der Geschichte mit geplanten Beiträgen zu Frauenarbeit in der Landwirtschaft und Frauen in der Binnenschifffahrt. Realisiert wurde unser neuer Forschungsansatz „Binnenschifffahrt und Frauenleben, Bemerkungen zur Arbeits- und Alltagssituation, 20. Jhd. bis 1945. Mit diesem Thema verließen wir die vorindustrielle Zeit, und dies ganz bewusst, weil wir den Bogen zwischen dem Arbeits- und Alltagsleben in der vorindustriellen Zeit und in der Gegenwart spannen wollten. Dafür boten sich die Biographienforschung sowie neuartige oral-history-Methoden an. Aus pragmatischen Gründen wandten wir uns dem Thema Frauenarbeit in der Binnenschifffahrt zu, da Gabriele Wohlauf in ihrem neuen Arbeitsumfeld „Landesmuseum Technik und Arbeit“ in Mannheim dieses Themenfeld als neues Sammlungs- und Ausstellungsgebiet anschob. Gleichzeitig konnte Rita Bake ihre damals 71-jährige Tante (Jg. 1910) anregen, als Zeitzeugin über ihre Leben als Kind und junge Frau auf dem elterlichen Binnenschiff zu berichten und der AG Interviews darüber zu geben. Eine Dreier-Kerngruppe aus der AG ergänzte diese auf Rhein und Ostsee sich beziehenden Berichte mit neuen Forschungen zur Binnenschifffahrt im Unter-Elbe-Raum.
In Wien waren wir innerhalb von 33 Arbeitskreisen mit unserem von Heidi Reiling vorgetragenem Beitrag: „Binnenschifffahrt und Frauenleben. Bemerkungen zur Arbeits-und Alltagssituation“ als einzige faktische AG neben dominierend als Einzelkämpferinnen auftretenden Historikerinnen als Gruppe ein „Unikum von der nördlichen Wasserkante“, das sehr viel Spaß beim Walzertanzen entfaltete. Das Themenfeld Binnenschifffahrt sollte die AG noch in den nächsten Jahren beschäftigen – neben den Themen zur vorindustriellen Erwerbsarbeit.

Neue Arbeitsformen

Unsere Arbeitsform an der Universität musste durch den Fortgang von Gabriele Wohlauf aus Hamburg verändert werden. Als Kolloquium konnte das Thema vorindustrielle Frauenerwerbsarbeit im WS 1983/84 und SS 1984 am ISW nur noch in Form von zwei Wochenendseminaren in Plön ( Dezember 1983/ Juni 84) unter Leitung von Gabriele Wohlauf fortgesetzt werden, da diese ab Oktober 1983 (nach Ablauf ihrer 8-jährigen wissenschaftlichen Assistentenzeit am ISW) am Landesmuseum für Technik und Arbeit/ Mannheim eine unbefristete Kustodinstelle angetreten hatte. Und so pendelte sie im WS 1983/84 zwischen Hamburg und Mannheim und später dann 1985 zwischen Berlin und Hamburg.
Unsere Mitfrau der AG, Beatrix Piezonka, die als studentische Hilfskraft am ISW bis SS1984 tätig war, fungierte für die AG Frauenarbeit in der Geschichte als Uni-Anlaufstelle und -adresse. Sie durfte aber wegen ihres studentischen Status kein Kolloquium im ISW anbieten oder durchführen. Daher kamen wir 1984 sehr schnell zu dem Entschluss, unsere AG „Frauenarbeit in der Geschichte“ offiziell als gemeinnützigen Verein ins Leben zu rufen und am ISW „ehrenamtlich“ frauenpolitisch anzusiedeln, um somit unsere historische Frauenforschungsarbeit auch an der Uni Hamburg fortführen zu können.
Wir trafen uns nun als AG wöchentlich privat und erarbeiteten neue didaktische Formate wie z. B.: Unterrichtspakete für Lehrkräfte zum Thema Frauenarbeit im Mittelalter; Ausstellungseinheit Frauenarbeit für das Museum für Frühindustrialisierung im Friedrich Engels-Haus in Wuppertal; Ausstellung zur „Frauenarbeit in der Geschichte und Heute“ mit dem Frauenbildungswerk Hamburg; Informationsveranstaltungen zu Handwerkerinnen.
Die Erstellung der Broschüre „Trotz Fleiß, keinen Preis“ mit dem dazu gehörigen kritischem Stadtrundgang zur Frauengeschichte mit dem Schwerpunkt „Arbeits- und Lebensweise von Unterschichtsfrauen im 18. Jhd. in Hamburg“ im Jahr 1985 war etwas völlig Neues im Kultur- und Wissenschaftsbereich in Hamburg und in der BRD. Grundlage hierfür war die Dissertation von Rita Bake „Manufakturarbeiterinnen im 18. Jhd., mit Schwerpunkt der Arbeits- und Lebensweise von armen Frauen in Hamburg“, die 1984 im Pahl-Rugenstein-Verlag erschien.
Die Broschüre mit Rundgang erlebte eine große positive Resonanz von den unterschiedlichsten Personen und Institutionen und war sofort ein durchschlagender öffentlicher Erfolg für die „AG Frauenarbeit in der Geschichte e.V.“ in Hamburg. Sie wurde damit zum Markennamen kritischer Frauengeschichtsaufarbeitung und -vermittlung. Ihren besonderen Wert erkannte auch der damalige Senatsdirektor der Hamburger Kulturbehörde, Volker Plagemann. Er schrieb an den damaligen Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte, Jörgen Bracker, mit der Bitte um Bekanntmachung und Verkauf der Broschüre im Museum: „ich halte die Arbeit der Frauengruppe für sehr verdienstvoll und hoffe, nicht zu übertreiben, wenn ich meine, dies sei eine der wichtigsten Innovationen im Bereich der Hamburgischen Geschichte, die ich in letzter Zeit kennengelernt habe.“ (26.3.1985) (Die Broschüre wurde erstmals im Februar 1985 von der AG in eigener PR-Arbeit in die Öffentlichkeit gebracht und im April waren schon 500 Exemplare von der 1. Auflage – 1000 Exemplare – verkauft.)
Im Februar 1985 wurde an der Universität Hamburg eine Vorbereitungsgruppe für die Universitätstage im November 1985 unter dem Motto „Frauen in den Wissenschaften“ ins Leben gerufen. Zu diesen Universitätstagen wurde unserer AG die Durchführung unseres Stadtrundganges angeboten. Im März 1985 veränderte sich die inhaltliche Ausrichtung hin auf eine Ringvorlesung im Zusammenhang mit einer Ausstellung im Museum für Hamburgische Geschichte zum Thema „Frauen und Frauenbewegung in der Geschichte Hamburgs“ (Hammonias Töchter, Kurztitel). Unsere AG konnte sich für drei Veranstaltungen innerhalb der Ringvorlesung mit dem Schwerpunkt „vorindustrielle Zeit und Binnenschifferin“ platzieren. Im April 1985 setzten Frauen aus dem universitären Mittelbau diesem Ringvorlesungsprojekt ein Konzept einer Ausstellung mit dem Schwerpunkt „Frauenarmut, Matriarchat, Mittelalter und Gegenwart“ entgegen. Diese Idee konnte sich nicht durchsetzen, denn sie geriet ins Gerangel zwischen der Gleichstellungsstelle des Senats, des Museumspädagogischen Dienstes, dem Museum für Hamburgische Geschichte, dem Hochschulübergreifenden Arbeitskreis von Frauen aus Forschung und Praxis sowie der Koordinationsstelle Frauenstudien und Frauenforschung. Unsere AG sollte in diesem neuen Kontext nur noch mit einem Beitrag zum Mittelalter vertreten sein.
Das Thema Frauen-Ringvorlesung und das Gezerre darum stellte sich für uns immer mehr als Profilierung der Universität im Internationalen Jahr der Frau 1985 heraus und wurde von unserer AG auf unserem Wochenendseminar in Plön 8./9. Juni 1985 in Frage gestellt mit der Forderung nach Institutionalisierung von Frauengeschichtsforschung an der Universität, festen Stellen für Frauengeschichtsforschung und angemessener Bezahlung von wissenschaftlicher historischer Recherchearbeit in autonomen Frauenbezügen. Einen entsprechenden Brief schrieben wir an die damalige Vizepräsidentin der Universität Hamburg, Heide Pfarr. Zu unserer Überraschung erfuhren wir im Juli 1985 auf der Ankündigung zur Frauenringvorlesung des alten Themas „Hammonias Töchter“, dass unsere AG nun die Eröffnungsveranstaltung im Hörsaal des Museums für Hamburgische Geschichte mit dem Beitrag: „Hinter den sieben Bergen oder der beschwerliche Weg zu den Frauen in der Geschichte“ unter der Moderation von Prof. Dr. Marli Hilger eröffnen sollte. Als zweite Veranstaltung in der Vorlesungsreihe sollten wir mit dem Beitrag „Trotz Fleiß, keinen Preis, die Arbeitsgemeinschaft Frauenarbeit in der Geschichte stellt die Lebens- und Arbeitsweise von armen Frauen in Hamburg des 18. Jhds.“ vor, folgen. Moderation Dr. Gabriele Wohlauf, Berlin.
Über dieses Angebot waren wir erfreut. Für die AG sollte dies aber auch das einzige Angebot der Teilnahme der AG an einer Frauenringvorlesung bleiben.
Wir hatten zu diesem Zeitpunkt unseren Schwerpunkt sowieso schon in Richtung Frauenkulturräume und Museum verlagert. So kam uns die von der Gleichstellungsstelle des Senats und des Museums für Hamburgische Geschichte geplante und konzipierte Ausstellung „Hammonias Töchter. Frauen und Frauenbewegung in der Geschichte Hamburgs“ gut zu pass. Zu einem in der damaligen Presse skandalisierten geringen Werklohn pflegte die AG Frauenarbeit in der Geschichte ihre Recherchearbeit zur Frauenarbeit in Hamburg in der vorindustriellen Zeit in die Ausstellung im Museum für Hamburgische Geschichte ein.
Bereits ein Jahr vor dieser Ausstellung hatte die AG Frauenarbeit in der Geschichte das Frauenmuseum in Aarhus (zweit-größte Stadt Dänemarks auf Jütland gelegen) besucht. Dieses 1982 gegründete Frauenmuseum wurde damals wegweisend für alle nachfolgenden feministischen Frauenkulturprojekte in Europa. Inspiriert durch diesen Vermittlungsansatz von Frauenkultur starteten wir einen Sammlungsaufruf in Hamburg zwecks Aufbaus einer Ausstellung „Frauenarbeit in der Geschichte“, und baten um Überlassung von „Gegenständen (z.B. Arbeitsgeräten, Haushaltsgegenständen, Kleidungsstücken), Dokumenten (z. B. Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Arbeitszeugnisse) und Abbildungen, die Frauen bei der Arbeit zeigen. Diese Idee zerschlug sich aber durch die spezifische Entwicklung des Museums der Arbeit in Hamburg mit einer eigenen Sammlung, Vermittlung und Ausstellung zur Frauengeschichte Hamburgs. Diese konzentrierte und begrenzte sich auf die Zeit des 19. und 20. Jhds., was eine Zusammenarbeit mit unserer Arbeitsgruppe zur vorindustriellen Zeit ausschloss.

FAZIT der AG Frauenarbeit in der Geschichte von WS 1981/2- 1985


Die AG profilierte sich als „Kolloquium Frauenerwerbsarbeit“ bis 1983 für die kritische wissenschaftliche Aufarbeitung von Frauenarbeit im Mittelalter und durch die Dissertation (1983) von Rita Bake zu „Manufakturarbeiterinnen in Hamburg im 18. Jhd. und die Arbeits- und Lebensweise armer Frauen“ am ISW beim Lehrstuhl Troitzsch (inhaltliche Betreuung von Gabriele Wohlauf ) als historische Expertinnengruppe zur Frauenarbeit in der sog. vorindustriellen Zeit an der Uni Hamburg mit Anbindung an das ISW.
Im Jahr 1984 blieb sie als „AG Frauenarbeit in der Geschichte“ weiter am ISW „ehrenamtlich“ frauenpolitisch angesiedelt, um ihre Optionen auf historische Frauenforschungsarbeit an der Universität Hamburg halten und ausweiten zu können. Gleichzeitig öffnete sie sich verstärkt für autonome Arbeitszusammenhänge mit der historischen Frauenforschung im deutschsprachigen Raum sowie eigenständige, innovative Vermittlungsformen zur Frauengeschichtsarbeit (Ausstellungen, Stadtrundgänge, feministische Publikationsorgane, feministische Tagungen). Sie hinterfragte kritisch ihre eigenen Reflektionszusammenhänge zur unpolitischen, wissenschaftlichen, universitär geprägten Geschichtsarbeit, -forschung und -schreibung und suchte verstärkt nach feministischen Vorbildern zur Veränderung ihrer eigenen Arbeits- und Lebensweise in diesem Umfeld. Auf ihrer selbstständig organisierten Arbeitstagung über eine Woche im September 1984 in Bakelsbü vollzog sie eine klare Distanzierung zum universitären Forschungs- und Seminaralltag. Sie setzte die Idee des „Aufbaus von Zentren der Gegenmacht“ innerhalb der „Verbindung von Arbeit und Leben zu/mit der Frauenbewegung“ (Maria Mies: Frauen die letzte Kolonie. Reinbek b. Hamburg 1983) durch eine eigenständige Vereinsgründung im Oktober 1984 um, die sich der autonomen Frauenforschungs- und - bildungsbewegung zugehörig fühlte und die breite öffentlichkeitswirksame Popularisierung ihrer Forschungsergebnisse als primäres Ziel ihrer Arbeiten verfolgte.
Damit erhielt auch der Ort/ Raum Museum sowie der Ansatz Frauen-Kultur im Gegensatz zur Universität/ Hochschule und „Elfenbeinturmwissenschaft“ ein hohes Interesse für die Frauengeschichtsforschung und -vermittlung innerhalb unserer „AG Frauenarbeit in der Geschichte“.
Gabriele Wohlauf konnte das damals als einzige aus der Gruppe beruflich mit ihrer Tätigkeit als Museumskustodin in Mannheim und Berlin und Mitstreiterin innerhalb der autonomen, feministischen Geschichts- und Kulturforschung/vermittlung in Hamburg und Berlin( FFBIZ; BFKI) praktisch umsetzen. Sie hatte die Möglichkeit, in Berlin seit 1984 innerhalb der Berliner Frauen-Kultur-Initiative (BFKI, ein Zusammenschluss von 15 verschiedenen Frauenprojekten in Berlin) und des FFBIZ das große Frauenausstellungs- und -kulturprojekt „Kein Ort Nirgends? 200 Jahre Frauenleben und Bewegung in Berlin“ zur 750 Jahrfeier in Berlin(1987)“ mit zu entwickeln und zu realisieren. „Unser Ausstellungsvorhaben zwingt uns von vornherein, dazu, Spuren der Berlinerinnen in prinzipiell allen Arten von Überlieferungen zu suchen: In Geschriebenem, wie Gesprochenem, in Gesticktem wie Erbauten oder Vergrabenen, in gemalten und bewegten Bildern ebenso wie in Tönen, Liedern, Schlagern. Wir arbeiten an einer Ausstellung, die hoffentlich auch die Besucher/innen herausfordern wird, mit vielen Sinnen dem Leben und Wirken von Frauen in dieser Stadt nachzugehen. Wir wollen Lust machen auf: Interviews, Stadtrundfahrten oder -gänge, Fotografieren ebenso wie Betrachten, Zuhören, Anfassen, Er- und Betasten, Selber-verändern. Das heißt aber auch: Die geplante Ausstellung kann nicht ganz an einem Ort und womöglich in Vitrinen verpackt realisiert werden. Wir wollen deshalb einer `Kernausstellung` ein auf die ganze Stadt verteiltes Beiprogramm zuordnen: Viele Orte, überall.“ (Kein Ort Nirgends. 200 Jahre Frauenbewegung und Frauengeschichte in Berlin. Entwürfe der BFKI für ein Ausstellungsprojekt zur 750 Jahrfeier Berlin 1987. Hg. BFKI; c/o Kassandraverlag ,Berlin (West)1985, S. 7.) Der Finanzierungsantrag von 1,5 Mill. Mark wurde mit 500.000 M. positiv beschieden, damit wurde dieses Projekt zum Leuchtturm in der Frauenkulturbewegung der 1980 er Jahre in der BRD.
Die Vernetzung des oben dargestellten Berliner Frauenprojektes mit der AG Frauenarbeit in der Geschichte konnte über die von Rita Bake im Auftrag der Hamburger Kulturbehörde konzeptionell erstellte und recherchierte Broschüre „Hamburg Berlin Berlin Hamburg 400 Jahre Reisen zu Fuß, zu Wasser, auf Rädern und durch die Luft“ (1987) herbeigeführt werden. Von unserer AG konnte das Thema Binnenschifffahrt unter dem Titel „Frau an Bord“ von Ute Dreßler, Claudia M. Riegler vorgestellt werden.
Als außeruniversitäre autonome AG zur Frauenarbeit in der Geschichte blieb es uns ein Anliegen, Frauengeschichte weiterhin breit zu vernetzen; und mit dieser Absicht nahmen wir auch 1985 an dem Geschichtsfest der bundesdeutschen Geschichtswerkstätten in Hamburg teil. Gleiches galt für unsere Teilnahme am Historikerinnentreffen in Bonn, auf dem es wegen eines von Annette Kuhn avisierten bundesweiten Frauengeschichtsjournals als zentrale Plattform für Frauengeschichtsforschung in der BRD zum Eklat kam, da die bundesweite Historikerinnengruppe vorher weder darüber in Kenntnis gesetzt, geschweige denn dieses Zeitschriftenprojekt mit Vertreterinnen außerhalb der Bonner Universität abgesprochen worden war.
Im wissenschaftlichen Umfeld war für die AG Frauenarbeit in der Geschichte die Kontaktaufnahme seitens der Volkskundlerinnen zur Durchführung der zweiten Tagung der Kommission Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde (DGV) vom 22.-25.5.1986 in Freiberg erfreulich. Das Tagungsthema lautete: „Zwischen den Zeilen und hinter den Objekten - Papierene Quellen und Sachkultur in der volkskundlichen Frauenforschung“, was genau unserer Forschungsarbeit entsprach.
Die AG Frauenarbeit in der Geschichte konnte sich dort mit ihrem Beitrag: „Hinter den sieben Bergen - oder der beschwerliche Weg zu den Frauen in der Geschichte“ an exemplarischen Beispielen zu der Ausstellung „Hammonias Töchter“ vorstellen und wurde somit auch dort als Gruppe innerhalb der akademischen Frauenforschung wahrgenommen.

Neue Arbeits- und Vermittlungsformen für Buchproduktionen: 1985-1988

Auf diesem Gebiet war die AG Frauenarbeit in der Geschichte innovativ. Um unserem Anspruch auf Popularisierung unserer Frauengeschichtsforschungsergebnisse gerecht zu werden, bemühten wir uns von Anfang an um die Erstellung von allgemeinverständlichen und vom Layout her neuen Darstellungsformen. So avisierten wir ein umfangreiches bebildertes Sachbuch als Frauenlesebuch – damals etwas völlig Neues im Wissenschaftsbetrieb.
Manuskripte zu folgenden Themen lagen vor:
• Frauen in der Tugendhaft. Zur Arbeits- und Lebenssituation von Frauen in der vorindustriellen Zeit,
• Hamburger Hökerinnen – Vierländer Bäuerinnen, eine geschichtliche Spurenlese zu Frauen in den hamburgischen Stadt-Landbeziehungen (vom Mittelalter bis zum Beginn des 19. Jhd., mit fiktiven Lebensläufen von Bäuerinnen, Mägden, Hökerinnen sowie Hinweisen zur Begegnung mit diesen Frauengeschichten im Hamburger Umland und Museen.
Bei unserer Verlagsakquise wurde von Anfang an klar, dass ohne finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite und/oder Stiftungen dieses Vorhaben nicht umsetzbar war. Daher verfolgte die AG zwei Hauptstränge zur Erreichung ihres Ziels:
Sie stellte mehrmals einen Projektantrag bei der Philipp F. Reetsma-Stiftung auf vier halbe wissenschaftliche Stellen für diese Forschungs- und Publikationsarbeit mit Empfehlungen von zentralen VertreterInnen staatlicher Organe in Hamburg (Heide Pfarr, Helga Kutz-Bauer, Eva Rühmkopf, Volker Plagemann).
Zeitgleich arbeitete die AG kontinuierlich weiter an den Themen, indem sie ihre Quellenrecherchen ständig erweiterte und entsprechend die Manuskripttexte ergänzte.
Aus Finanzierungsgründen konnten wir unser Vorhaben nicht realisieren.
Tröstlich für uns waren aber die Kontakte mit Elefantenpress, Orlandaverlag und Verlag Frauenoffensive, die alle dieses Publikationsvorhaben zur Frauenarbeit in der vorindustrielle Zeit begrüßten. Doch da das Thema noch keine notwendige gesellschaftliche Relevanz erfahren hatte und der Verkaufspreis wegen des reichen Bildmaterials zu hoch angesetzt werden musste, konnten diese Kleinverlage das finanzielle Risiko nicht eingehen, denn eine finanzielle Unterstützung von anderer Seite blieb aus. Auf Grund dieses Tatbestandes mussten wir als AG Frauenarbeit in der Geschichte 1988 resignierend feststellen, dass unsere Bemühungen um eine eigenständige autonome Geschichtsvermittlung zur Frauenarbeit in der vorindustriellen Zeit außerhalb des Stadtrundganges mit Broschüre keine gesellschaftspolitische Plattform fand.
Die AG löste sich 1988 auf und die einzelnen Mitglieder beendeten ihr Studium mit einem Magisterabschluss und verfolgten dann ihre individuellen Berufsziele außerhalb der Universität.
Allein Rita Bake und Gabriele Wohlauf hatten die Möglichkeit ihre Ambition in Sachen Frauengeschichte in ihrem Arbeitsfeld als Angestellte im Öffentlichen Dienst auf unbefristeten Stellen einzubringen. So konzipierte Rita Bake auf ihrer Stelle seit 1990 (später als stellvertretende Direktorin bis zu ihrer Verrentung 2017) in der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg z. B. szenische Stadtrundgänge zur Frauengeschichte Hamburgs und recherchierte und entwickelte eine Frauenbiografiendatenbank. Gleichzeitig gelang es ihr durch ihre Veröffentlichung zu den nach Frauen benannten Straßennamen in Hamburg, dass seitdem bei der Benennung neuer Straßen immer mehr Frauen berücksichtigt werden. Daneben gründete sie autonom und ehrenamtlich den Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof und den dazugehörigen gleichnamigen Verein.
Gabriele Wohlauf beteiligte sich als Mitglied der autonomen Frauenforschungsbewegung im Umfeld von Dr. Ursula Nienhaus (FFBIZ, BAFF (Bundesarbeitsgemeinschaft autonomer Frauenforschung)) an der Etablierung und Durchführung des Berliner Frauenforschungsförderungsmodells (1988-1990 er Jahre) unter der Leitung von Karin Hausen. Des Weiteren war sie Initiatorin, Organisatorin und Mentorin des im deutschsprachigen Raum verankerten autonomen Netzwerkes „Miss Marples Schwestern historische Spurensuche nach Frauen vor Ort“. Als Kustodin im Deutschen Technikmuseum Berlin engagierte sie sich von 1985 bis zu ihrer Verrentung im Jahre 2005 für die Etablierung der Geschlechterfrage in Technik-, Industriegeschichtlich und Alltagsgeschichtlichen Museen in Deutschland unter dem Motto von Claire Waldoff (1920) „Rin in die Dinger mit der Frau.“
Text: Dr. Gabriele Wohlauf, Dr. Rita Bake