Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Ursula Becker-Mosbach Ursula Becker-Mosbach, geb. Mosbach

(23.12.1922 Balikpapan auf Borneo – 12.6.2002 Hemmoor (Landkreis Cuxhaven))
Fotografin (Architekturfotografie)
Rosenhagenstraße 2 (1960er-Jahre Fotoatelier)


Geboren auf Borneo – ihr Vater war als Vermessungsingenieur bei der Royal Dutch Shell im Auslandseinsatz – wuchs Ursula Mosbach in Maracaibo (Venezuela) auf. 1937 kam sie dann mit ihrer Familie nach Deutschland, wo sie Schulen in Berlin, Dresden und zuletzt in Hamburg besuchte.
Von 1943 bis 1945 absolvierte sie eine fotografische Ausbildung im Lette-Verein in Berlin, studierte zwischen 1946 und 1953 an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg (bei Prof. Grubenbecher) und machte 1956 ihre Meisterprüfung. Dazwischen hatte sie 1951 Horst Becker kennengelernt und ihn später geheiratet.
Von 1956 bis 1975 arbeitete sie dann als freischaffende Fotografin mit den Schwerpunkten Architektur und Industriefotografie. Sie erhielt u. a. Aufträge von Architekten und großen Baufirmen.
Sabine Kock schreibt in ihrer Biografie über Ursula Becker-Mosbach: „(…) schon seit ihrer Studienzeit [widmete sie sich] den frühen Wiederaufbau Hamburgs im Wohnungs-, Verwaltungs- und Ingenieurbau. Die Baustellenbilder zeugen
dabei nicht nur von dem pulsierenden wirtschaftlichen Aufschwung und der Reparatur einer kriegszerstörten Stadt, sondern werden durch den Aufbau der Perspektiven und Bildausschnitte oft zu einer eigenständigen künstlerischen Darstellung der Räume und ihrer Strukturen. Ursula Becker-Mosbach verleiht den Widrigkeiten der realen Orte in ihren Bildern eine künstlerische Ästhetik, die nur aus ihrer Faszination und dem künstlerischen Blick für die räumlichen Besonderheiten der Ingenieursleistungen entstehen konnte. Ursula Becker-Mosbach hat durch ihre Aufträge wichtige Zeugnisse der Hamburger Architekturgeschichte eindrucksvoll im Bild festgehalten; (…).
Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde sie sicherlich durch ihre Aufnahmen von den Grindelhochhäusern, die in verschiedenen Phasen und für verschiedene Auftraggeber entstanden (…).
In dramatischen Perspektiven wird die Strenge der Baublöcke trotz ihrer Größe in vollendeter Leichtigkeit inszeniert. Durch die Bestimmung des Aufnahmestandortes und durch den gewählten Bildausschnitt komponiert Becker-Mosbach mal eine verdichtete Tiefenlandschaft durch die Staffelung der Baumassen, mal veranschaulicht sie die Geometrie und Gliederung der Fassadengestaltungen durch harte frontale Aufnahmen der Hausscheiben. In den Innenraumbildern dagegen ließ sie mit dem Einfangen der Treppenschwünge und den Gestaltungen der Wohnräume, Bäder und Küchen das neue Lebensgefühl nach dem Krieg aufscheinen.
Neben den neuen Bauaufgaben im Wohnungsbau sind es aber auch die großen produzierenden Industrien im Hamburger Hafen, die die besonderen Aufnahmen Becker-Mosbachs für die Dokumentation ihrer Leistungskraft nutzten. Für Esso, Shell, die HEW oder die Magarine-Union schaffte Ursula Becker-Mosbach umfangreiche fotografische Dokumentationen der Werksbauten, der Produktionsbedingungen sowie der Arbeitsprozesse in den Fabriken. Sie fertigte verschiedenste Aufnahmen von Fabrikations- und Verwaltungsgebäuden, Lager- und Umschlagsplätzen sowie Werkhallen, Laboren und Büro- und Sozialräumen an. So entstanden einerseits Zeitdokumente über die Produktions- und Arbeitsbedingungen der 50er Jahre im Hamburger Hafen, andererseits richtete Becker-Mosbach ihre Aufmerksamkeit auf die Besonderheiten, die in den Funktionalitäten und
Anordnungen der Geräteanlagen der industriellen Produktion vorhanden waren (…)“. www.hamburgerpersoenlichkeiten.de/hamburgerpersoenlichkeiten/member_file_uploads/helper.asp?id=3324
Zwischen 1954 und 1960 portraitierte sie auch die Mitglieder der Handelskammer Hamburg.
1975 begann sie dann noch ein Studium der Kunstgeschichte. „Danach änderte sich auch in der Fotografie ihr Blickwinkel. Es entstehen fotografische Reiseberichte aus Italien, Frankreich, Ägypten. Sie studiert Reliefs und Skulpturen und interessiert sich für die Geschichte Israels und Davids.“ www.architekturarchiv-web.de/portraets/a-d/becker-mosbach/index.html
Ihr Fotonachlass befindet sich im Hamburgischen Architekturarchiv. Er beinhaltet ca. 4000 Negative von 1950 bis 1975. (Neubausiedlungen, Industrie-Arbeitsorte, Inneneinrichtungen, technische Bauwerke, Mitglieder der Handelskammer Hamburg). „Dem manchmal ziemlich drögen Gebiet der Architekturfotografie versucht Becker-Mosbach immer wieder Leben einzuhauchen, indem sie die Aufmerksamkeit auf grafisch interessante Details lenkt.“ www.architekturarchiv-web.de/portraets/a-d/becker-mosbach/index.html