Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Ingeborg Spengelin Ingeborg Spengelin, geb. Petzet

(1.4.1923 Pernambuco, Brasilien – 20.6.2015)
Architektin
Wulfsdal 3 (Wirkungsstätte)


Ingeborg Spengelin studierte an der technischen Hochschule in München und schloss ihr Studium 1948 mit der Diplom-Hauptprüfung als Dipl. Ing. ab.
Während des Studiums in München hatte sie ihren zukünftigen Ehemann Friedrich Spengelin (1925-2016) kennen- und lieben gelernt. Gemeinsam machten sie ihr Examen.
Friedrich Spengelin erhielt gleich nach dem Examen eine Anstellung bei Konstanty Gutschow in Hamburg. Ingeborg Petzet folgte ihm nach Hamburg und eröffnete 1949 als eine der ersten Frauen nach 1945 ein eigenes Architekturbüro, das unter ihrem Namen lief. Der Anteil der Architektinnen war noch bis in die 1970-er Jahre sehr klein. 1969 verzeichnete die Hamburger Architektenkammer gerade mal 20 weibliche Mitglieder in der Rubrik „freischaffende Hochbau“ gegenüber ca. 750 männlichen Mitgliedern. (vgl.: Ulrike Eichhorn: Architektinnen. Ihr Beruf. Ihr Leben. 2013.)
Im Hamburger Adressbuch für die Jahre 1949 und 1950 ist Ingeborg Petzet allerdings nicht eingetragen. Stattdessen: Hans Petzet in der Straße Wulfsdal 3, diejenige Adresse, unter den dann wenig später Friedrich Spengelin im Hamburger Adressbuch aufgeführt ist.
Nach ihrer Heirat im Jahre 1951 mit Friedrich Spengelin führte Ingeborg Spengelin gemeinsam mit ihrem Ehemann ein Architekturbüro, das unter seinem Geburtsnamen lief.
Meist gemeinsam mit ihrem Mann entwarf und ließ sie z. B. in Hamburg zwischen 1953 und 1956 die Siedlung Hölderlinstraße, 1965 die Dreifaltigkeitskirche in Harburg, zwischen 1964 und 1967 das Gebäude des NRD in Hamburg-Lokstedt, von 1965 bis 1969 die Siedlung Holsteiner Chaussee in Hamburg-Eidelstedt, 1970 das Verwaltungsgebäude der Hamburgischen Landeskirche, zwischen 1974 und 1980 die Wohnbauten „Im Grünen Grunde“ erbauen.
Da Friedrich Spengelins Thema „das Wohnen des normalen Bürgers [war], der aus Überzeugung in der Stadt lebt, mit anderen Bürgern zusammen, die das ebenfalls und mit gleicher Überzeugung tun (…) setzte [er] sich und seine Familie dem aus, was er vorschlug. Zeit seines Lebens in Hamburg wohnte er in einem winzigen Reihenhaus in Klein-Flottbek mit rund siebzig Quadratmetern Wohnfläche, mit einheitlichen Fenstern, Türen und Treppen, aber jedes Haus der kurzen Reihen mit einem geschützten Freiraum. Dieses ‚Grundmodul‘ wurde erweitert, umgenutzt, den wechselnden Größen von Familie und Büro immer wieder angepasst: ‚Wir hatten das kleinste Grundstück und sind als letzte eingezogen (verständlich!). Wir hatten, was wir brauchten: Wohnraum, Schlafraum, Büro, Gartenhof mit Wasserbecken und Pfirsichbaum, 3 Johannisbeersträucher. Der Engpaß kam, als nach 1955 die 3 Kinder daherpurzelten und das Büro mehr Platz brauchte. Eine Glaswand wurde im großen Büro gezogen, dahinter die Kinder übereinander gestapelt. Ins Elternzimmer kam ein Klappbett, so hatten dort zwei Reißbretter Platz‘, so beschrieb er fünfzig Jahre später die Situation.“ (Nachruf auf Friedrich Spengelin von Gert Kähler S. 6 unter: www.hamburger-persoenlichkeiten.de/hamburgerpersoenlichkeiten/member_file_uploads/helper.asp?id=3102
Bis in die 1970-er Jahre wuchs das Wohnhaus auf stattliche 203 Quadratmeter, um den Kindern eigene Zimmer geben zu können und auch um mehr Arbeitsfläche zu schaffen.
Ingeborg Spengelin war von 1966 bis 1969 Vorstandsmitglied des Landesverbands Hamburg des Bundes Deutscher Architekten.
1975 siedelte das Paar nach Hannover um, wo Friedrich Spengelin bereits 1961 auf den Lehrstuhl für Entwerfen der Technischen Hochschule berufen worden war und später noch den Lehrstuhl für Städtebau, Wohnungswesen und Landesplanung erhielt. Deshalb war 1974 auch das Büro in Hannover aufgebaut worden.
1986 erhielt Ingeborg Spengelin gemeinsam mit ihren Ehemann den Fritz-Schumacher-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg.
Text: Rita Bake