Ruth Held
(8.11.1923 Hamburg - 19.3.2007)
Stille Helferin von verfolgten Jüdinnen und Juden in der NS-Zeit
Kaiserbarg 10 (Wohnadresse in Hamburg-Marmstorf)
Rappstraße 24 (heimliche Lebensmittelhilfe für Jüdinnen und Juden)
Bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756, Grab: BH 67-1301
„Ich habe gelernt, nur das zu tun, was ich für richtig halte.“ Nach diesem Grundsatz lebte Ruth Held in jungen Jahren und bis ins hohe Alter. Am 8. November 1923 erblickte sie in Hamburg als zweite Tochter ihrer Eltern Henny und Rudolf Held das Licht der Welt. Ihr Vater war aktiver Sozialdemokrat und überzeugter Pazifist, der ihre Entwicklung nicht unwesentlich beeinflusste. Sie besuchte zunächst die Grundschule Von-Essen-Straße und dann das Lyzeum Lerchenfeld.
Nach ihrem Abitur im Frühjahr 1942 und dem anschließenden Arbeitsdienst in Schleswig-Holstein wurde sie auf Empfehlung ihrer ehemaligen Deutschlehrerin Ruth Strehl eine der vielen verdeckten Mitarbeiterinnen des Jesuitenpaters Johannes Kugelmeier, der im Grindelviertel eine heimliche Lebensmittelhilfe für Juden organisierte. Judenhilfe war damals strengstens verboten. Deshalb ließ Johannes Kugelmeier in allem größte Vorsicht walten. Ruth Held bat zumeist unbekannte Menschen um Lebensmittel und brachte sie dann in ein `Judenhaus´ in der Rappstraße.
Am Pfingstmontag 1943 entging die Studentin nur knapp ihrer Verhaftung durch die Gestapo, die am `Tatort´ auf sie wartete, nachdem sie festgestellt hatte, dass die Abfallmenge in den Mülleimern des Hauses in letzter Zeit deutlich zugenommen hatte. Ruth Held wurde im letzten Augenblick gewarnt und blieb an diesem Tag zu Hause. Sie nahm ihre Tätigkeit nach kurzer Pause wieder auf, musste sie aber angesichts der schweren Luftangriffe auf die Hansestadt im Juli 1943 erneut unterbrechen. Als sie im September 1943 wieder mit vollbeladenen Taschen in die Rappstraße ging, stellte sie fest, dass neue Bewohnerinnen und Bewohner in das Haus eingezogen waren.
Im Winter 1944/45 traf sie in den Hanseatischen Kettenwerken in Hamburg-Langenhorn noch einmal auf jüdische Mitmenschen. Sie war dienstverpflichtet worden und hatte die Aufgabe, die Arbeit von 700 polnischen und ungarischen Jüdinnen des KZAußenlagers Hamburg-Langenhorn in der Rüstungsfabrik zu kontrollieren. Doch statt jede kleinere oder größere Unregelmäßigkeit anzuzeigen, half sie ihnen, wenn sie in Schwierigkeiten waren, was allerdings der Gestapo nicht verborgen blieb. Bevor die Häscher zuschlugen, gelang Ruth Held die Flucht über die Elbbrücken zu ihren Eltern in der Fischbeker Heide, wo sie sich nach ihrer Ausbombung in ihrem Wochenendhaus eine neue Zuflucht gefunden hatten.
Nach der Befreiung setzte die 22-Jährige ihr Studium fort. Anschließend unterrichtete sie Deutsch und Englisch am Gymnasium Schwarzenberg (heute: Heisenberg-Gymnasium).
In ihrem Haus und Garten in Hamburg-Marmstorf fand sie nach getaner Arbeit Ruhe und Erholung. 1998 gehörte sie zu den Harburgerinnen und Harburgern, die die `Initiative Gedenken in Harburg´ ins Leben riefen.
Text: Klaus Möller