Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Vera Jürs Vera Jürs, geb. Warwas

(9.10.1944 Gleiwitz/Oberschlesien – 16.3.2019 Hamburg)
Politikerin, Bürgerschaftsabgeordnete (CDU)
Niendorfer Marktplatz 8 (Wirkungsstätte)


Nach dem Besuch des Gymnasiums absolvierte Vera Warwas ab 1962 eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester und arbeitete dann zwischen 1964 und 1978 als Kauffrau. 1964 heiratete sich den Bestattungsunternehmer Erwin Jürs, in dessen Betrieb sie mitarbeitete und mit dem sie vier Kinder bekam.
1990 trat sie der CDU bei und engagierte sich dort aktiv. So war sie Mitglied in verschiedenen Parteiausschüssen und stellvertretende CDU-Ortsvorsitzende in Harvestehude, Lokstedt und Niendorf-Schnelsen.
Von 1993 bis 2000 amtierte sie als CDU-Mitglied in der Bezirksversammlung Eimsbüttel. 2000 bis 2001 sowie von 2006 (als Nachrückerin für Thorsten Kausch) bis 2008 und von 2009 (ab November 2009 als Nachrückerin für Rüdiger Kruse) bis 2011 gehörte sie als Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft der CDU-Fraktion an und war im bürgerschaftlichen Sozialausschuss sowie im Familien-, Kinder- und Jugendausschuss tätig.
Während ihrer Amtszeit als Bürgerschaftsabgeordnete forderte sie z. B. 2001 ein Amt für Verbraucherschutz. Dazu heißt es in einem von Saskia Tants verfassten Artikel der „Welt am Sonntag“ vom 11.2.2001 unter der Überschrift „Hamburg braucht Amt für Verbraucherschutz“: „Die Bürgerschaftsabgeordnete Vera Jürs von der CDU will damit behördliche Nahrungskontrollen nach bayerischem Vorbild sicherstellen . (…) ‚Wir brauchen diese Behörde als Kontrollinstanz‘, sagt die verbraucherpolitische Sprecherin der CDU (…). ‚Das hat uns die BSE-Krise gezeigt.‘ (…) Die neue Behörde soll aufklären und umfassend informieren, ‚und zwar über alle Hiobsbotschaften, von denen wir derzeit aus den Medien erfahren‘, sagt Vera Jürs.“
Ein anderes Thema, mit dem sich Vera Jürs als Abgeordnete beschäftigte, waren z. B. die Todesfälle durch die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJK). 2000 warf Vera Jürs dem Hamburger Senat vor, „‘unwahre‘ Angaben über Todesfälle durch die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung gemacht zu haben“, so das Hamburger Abendblatt in seinem Artikel „18 Tote zwischen 1994 und 1999“ vom 2.12.2000. darin heißt es weiter: „laut BAGS-Statistik sei 1998 in Hamburg kein CJK-Toter gemeldet worden. Das Bestattungsunternehmen ihres Ehemannes habe aber 1998 drei Tote durch CJK aus Hamburg beerdigt, sagte Vera Jürs (…). Der Sprecher der BAGS, Stefan Marks, und das Abendblatt prüften die Angaben. Ergebnis: Es gibt zwei unterschiedliche Statistiken für die Erfassung von CJK-Todesfällen.
1. Die Todesursachenstatistik des Statistischen Landesamtes. Sie beruht auf der Auswertung von Totenscheinen. 18 Tote sind zwischen 1994 und 1999 erfasst worden, 1998 waren es zwei.
2. Die Meldepflicht der Ärzte für Sterbefälle an der nicht erblichen Form von CJK. Laut BAGS: 10 Tote zwischen 1994 und 1999. 1998 wurde keiner gemeldet.
Die letzte Statistik liegt Vera Jürs seit März dieses Jahres vor. Wie erklärt sich die Differenz zur Todesursachenstatistik, immerhin acht Fälle? ‚In der Todesursachenstatistik werden auch Hamburger Bürger erfasst, die außerhalb von Hamburg gestorben sind. Außerdem umfasst sie nicht nur die nicht erbliche Form von CJK, sondern auch die erbliche Form‘, erklärt Marks.
Ein weiterer möglicher Grund der unterschiedlichen Ergebnisse: Sowohl die Erkrankung an CJK als auch der Tod durch CJK sind seit 1994 meldepflichtig. ‚Möglich ist, dass ein Arzt zwar einen Patienten mit CJK meldet, aber nicht auch noch dessen Tod‘, räumt Marks ein.“ (www.abendblatt.de/archiv/2000/article204387495/18-Tote-zwischen-1994-und-1999.html)
Als Bürgerschaftsabgeordnete kümmerte sich Vera Jürs, die langjährig auch stellvertretende Landesvorsitzende der Senioren Union der Hamburger CDU sowie Kreisvorsitzende der Senioren-Union Eimsbüttel war, um die Situation von Seniorinnen und Senioren. So stellte sie z. B. im Jahr 2010 eine Kleine Anfrage an den Senat betrifft: Ambulantisierung der Pflege in Wohngemeinschaften“ (Drs. 19/6040 vom 4.5.2010) und stellte dem Senat die Frage wie es um diese Form altersgerechten Wohnens bestellt sei, denn immer mehr Seniorinnen und Senioren suchen alternative Wohnprojekte, da sie auf der einen Seite noch agil sind, so dass sie nur leichte pflegerische Unterstützung bedürfen. Deshalb seien „kleinräumige Versorgungsstrukturen in Haus- und Wohngemeinschaften immer mehr gefragt“. (Kleine Anfrage Drs. 19/6040).
Vera Jürs fungierte auch lange Jahre als Vorsitzende im Bürgerhaus Niendorf.
Text: Rita Bake