Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Ida Valeton Prof. Dr. Ida Valeton, geb. Meggendorfer

(26.5.1922 Hamburg – 4.4.2016 Braunschweig)
Naturwissenschaftlerin, Leiterin des Sedimentpetrographischen Labors des Geologischen Paläontologischen Instituts der Universität Hamburg
Bundesstraße 55 (Wirkungsstätte, Geologisches Institut der Universität Hamburg)


Ida Valeton war die älteste Tochter von Irma und Friedrich Meggendorfer. Ihr Vater war Mediziner, so wie auch der Großvater und Urgroßvater. Auch ihre drei jüngeren Schwestern wurden Medizinerinnen.
„Der Vater engagierte sich sehr in der Klinik und beschäftigte sich außerdem intensiv mit wissenschaftlichen Arbeiten. Die Mutter war eine talentierte, tüchtige Hausfrau mit viel Geschick in der Haushaltsführung. Sie wanderte gern mit den Kindern in der Natur. Eigentlich hatte sie Malerin werden wollen, und so nahm sie immer einen Skizzenblock mit. Auf diese Weise lernten die Kinder die Natur zu sehen, sie wiederzugeben und zu bewundern. (…).“[1] Vielleicht wurde damit schon der weitere Weg Ida Meggendorfer in die Naturwissenschaft gelegt.
Als ihr Vater 1935 einen Ruf nach Erlangen als Ordinarius für Psychiatrie erhalten hatte, zog die Familie dorthin und Ida Meggendorfer legte dort ihr Abitur ab und studierte von 1940 bis 1944 in Erlangen, München und Graz. In Graz promovierte sie 1944 in Geologie und erhielt im Fachbereich Mineralogie der Universität Göttingen noch 1944 eine Anstellung als Unterrichtsassistentin.
„Sie kündigte 1947 ihre Göttinger Stelle wegen einer Verlobung, die sie allerdings nach einem halben Jahr wieder löste. Ihr war inzwischen bewusst geworden, dass sie nicht Hausfrau werden wollte und schon gar nicht in eine streng katholische Familie gepasst hätte. Nach dieser persönlichen Entscheidung bewarb sie sich in Würzburg im Fachbereich Geologie und erhielt bei Prof. Wurm eine Assistentenstelle von 1948-52.“[1]
In dieser Zeit lernte sie ihren späteren Ehemann Johannes Valeton kennen. „Er war ein Leben lang dafür, dass ich einen Beruf ausübe, dass ich diesen Beruf beibehalte. Er hat mir immer bei Lebensschwierigkeiten und deren Problemlösungen geholfen. (…) Ernste Schwierigkeiten traten bei der üblichen Verlängerung einer 4-jährigen Assistentenstelle nach 2 Jahren auf. Ihre erneute Verlobung erwies sich als Hindernis: ‚In Bayern von 1950 war es ganz unvorstellbar, dass man als Frau verheiratet ist und vielleicht noch Kinder hat und außerdem noch qualifizierte Leistungen in der Wissenschaft erbringt. Ich wurde zum Rektor, einem katholischen Theologen, bestellt, und der setzte mir lange auseinander, wie unmoralisch es sei zu heiraten und vorerst keine Kinder zu kriegen und dann noch einen solchen wissenschaftlichen Männerberuf auszuüben. Ja, das hat noch einige Probleme gegeben, aber letzten Endes habe ich dann doch die Verlängerung bekommen. Nach 4 Jahren war ich 1952 endgültig arbeitslos. Mein Mann war noch Student.“ 1)
Als an der Hamburger Universität eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach Geologie ausgeschrieben war, bewarb sie sich und erhielt die Stelle. Ihre Aufgabe wurde es, ein Labor für Sedement-Petrographie aufzubauen. Dass Ida Meggendorfer heiratete, war für ihren Arbeitgeber kein Problem.1954 wurde ihre Tochter geboren. Da ihr Mann als Mediziner keine Anstellung erhielt, ging er in die USA. „Damals war Barbara gerade drei Wochen alt. Ich dachte, es ginge alles wunderbar und glatt. Aber leider ging es das nicht. Schon während des Abstillens bekam ich ziemliche gesundheitliche Probleme (…). Ich hatte eine frau, die auf das Baby aufpasste, während ich immerhin acht Stunden vom Hause weg war. Aber es war eben eine zu große Belastung für mich. Die frau meines Chefs hat mir wieder geholfen, mein Kind in eine sehr gute Babypension zu geben. Es gab damals viele Mütter, die so arbeiten mussten. Dadurch habe ich mich allmählich wieder erholt. Im Frühjahr 1955 kam mein Mann zurück und konnte leider auch jetzt noch kein Geld verdienen. (…) Erst im Herbst 1955 hat er eine Stelle in einem Krankenhaus in der Lüneburger Heide gefunden, wo er die Woche über bleiben musste. Nach 2 Jahren hat er dann eine richtig bezahlte Anstellung in einem Hamburger Krankenhaus bekommen.
Ende 1957 kam mein zweites Kind auf die Welt. Während der Schwangerschaft habe ich mich habilitiert.“ 1) Mit Kinderfrau, Putzfrau und später einer Haushälterin konnte Erwerbs- und Familienarbeit unter einen Hut gebracht werden. Von 1963 bis 1964 ging Ida Valeton als Gastprofessorin ans geologische Institut nach Bordeaux. „Dieses Jahr in Frankreich kann als wichtiger Meilenstein in ihrer wissenschaftlichen Entwicklung angesehen werden. Hier legte sie den Grundstein für ihre gesamte weitere Forschung. Sie befasste sich mit der systematischen Untersuchung von Bauxit-Lagerstätten, den Roherzen für die Aluminiumindustrie,“[1] schreibt Bärbel Strübing in ihrem Portrait über Ida Valeton.
1964 wurde Ida Valeton zur Professorin ernannt (C2-Stelle) und unternahm in den nächsten Jahren viele Forschungsreisen, so nach Indien, Afrika und Südamerika. „Während meiner Auslandsreisen wurden die Kinder anfangs von meiner Mutter und später von meiner Haushälterin sehr gut betreut.“[1] 1967 bekam Ida Valeton dann eine C3-Stelle und konnte sich ihre Arbeitszeit besser einteilen.
„Anfang der 70er Jahre wurde ich einer ganz schweren Mobbingsituation unterworfen. Ein neuer Kollege aus den USA wollte mich für seine Arbeiten einspannen, worauf ich nicht eingehen konnte. Ich hatte hier ja ein eigenes Fachgebiet zu vertreten, eine ganze Abteilung mit Räumen, mit Personal und einem eigenen Etat. ER wusste, dass er mich von meiner Stelle nur vertreiben konnte, indem er mich psychisch fertig machte. Und das hat er systematisch über drei Jahre betrieben, was für mich schwer zu ertragen war. (…)
Während ich große Anerkennung bei der gesamten Industrie und in der wissenschaftlichen Welt gefunden habe und besonders in den USA, Australien, Indien und Schwarzafrika hohes Ansehen genoss, gab es sehr wenig Rückhalt im eigenen Institut. Was mich zum Durchhalten veranlasst hat, war eben meine Forschung.“[1]
1987 wurde Ida Valeton an der Universität Hamburg emeritiert.