Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Nicoline Still Anna Maria Nicoline Caroline Still, geb. Schlaack

(10.11.1893 Hamburg - 25.12.1974)
Heimatforscherin, Familienforscherin
Bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Grabstelle geräumt


In einem Nachruf auf Nicoline Still, verfasst von Luise Langbehn und Rudolf Irmisch heißt es: „Nicoline Still ist nicht mehr. Still, wie ihr Name sagt, zurückgezogen lebend, ging sie aus der Menschenwelt. Aber sie hinterließ dem Kreis Steinburg eine Fundgrube für den Familienforscher (…).
Nicoline Still (…) war Hamburgerin, fühlte sich aber durch ihre Ahnen eng mit dem Kreis Steinburg, vor allem der Wilstergegend verbunden. (…)
Nicolines Vater war Hamburger. In den Ferien lebte sie meist bei den Großeltern in Wilster oder auch auf dem Klosterhof in Itzehoe. (…)
Die hübsche Nicoline heiratete früh den Fabrikanten Still in Hamburg, der in der Nähe des Altonaer Bahnhofs eine Metallwarenfabrik besaß. Die Ehe, der zwei Söhne entsprangen, wurde nicht glücklich. Der Mann, nicht schlecht, aber unstet und flatterhaft, erwirkte die Scheidung, schenkte der jungen Frau aber ein Haus in Hamburg-Nienstedten und sorgte gut für sie und die Kinder. Fabrikant Still war noch zweimal verheiratet. Mit der dritten Frau hatte Still auch zwei Kinder. Bei einer Autofahrt raste Still, wohl mit Absicht, gegen einen Brückenpfeiler. Er und seine Frau starben, die Kinder aus der dritten Ehe überlebten. Bald danach gingen die Stillschen Motorenwerke in Konkurs. All dies, vor allem aber das Geschick ihrer eigenen zwei Söhne, machte aus Frau Still bald eine ernste, zurückgezogen lebende Frau. Ihr jüngster Sohn ging am Weihnachtsabend 1939 mit der ‚Bismarck‘ vor der norwegischen Küste unter. Ihr ältester hochbegabter Sohn, zuletzt Dr. jur. und Gerichtsassessor, war Syndikus einer Düsseldorfer Großbank. Er war hochgradig zuckerkrank und erblindete in den letzten Jahren. Sein früher Tod war für Frau Still ein entsetzlicher Schlag, den sie nie überwunden hat. Sie war nun völlig einsam und allein, da sie auch keine näheren Verwandten hatte. (…)
Finanziell gut versorgt, wandte Frau Still sich der Familienforschung zu. So wurde sie mit der Zeit zur bedeutendsten, fleißigsten und erfolgreichsten Familienforscherin des Kreises Steinburg und wurde bekannt und berühmt in ganz Nordelbingen.
Frau Still hat eine Unmenge familienkundlicher Arbeiten geschrieben und in vielen Zeitschriften oder Zeitungen veröffentlicht.
Was sie forschte, stimmte; man konnte sich auf sie verlassen. Schwierigkeiten, denen sie sich häufig ausgesetzt sah, überwandt sie mit Zähigkeit und Geduld. Ihr schönster Lohn war es, wenn sie ein bis dahin unlösbar gebliebenes Ahnenproblem lösen konnte.
Für die viele Mühe und Arbeit, die sie sich gemacht hatte, nahm sie nie Geld. (…) Die Freude über gemachte Funde war ihr mehr wert. (…)
Die Zahl ihrer Arbeiten ist Legion. Ganze Genealogien von Bauern, Bürgermeistern, geistlichen, Ärzten, Rechtsanwälten, Apothekern kommen aus Nicoline Stills Studierstube. Beim Zusammensein mit Frau Still kam man aus dem Staunen nicht heraus über die Universalität ihres familienkundlichen Wissens. (…)
Nicoline Stills Testament besteht aus 140 Aktendeckeln, die prallvoll sind voller Wissen und Weisheit. Das Schönste aber ist, daß Nicoline Still in ihrem Testament der Stadt Itzehoe nicht nur die Akten, sondern ihr nicht unbeträchtliches Vermögen vermacht hat, und zwar mit der Bestimmung, daß das Geld für die Zwecke des Itzehoer Heimatmuseums verwendet werden solle. (…)
Sie hat bis in den November 1974, wo ihr ein Herzinfarkt die Feder aus der fleißigen Hand nahm, unendlich fruchtbar gearbeitet.“[1]