Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Ilse Hirschbiegel Ilse Hirschbiegel, geb. Strübing

(3.6.1930 - 13.2.2020)
Diplom-Modegrafikerin, Fachlehrerin, Puppen-Macherin, Künstlerin und eine der ersten weiblichen Polizeibeamten in Hamburg
Bundesstraße 75 (Wohnadresse)
Fuhlsbüttler Straße 756, bestattet im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof


4783 Ilse Hirschbiegel
Ilse Hirschbiegel, Quelle: privat

Geboren wurde Ilse Hirschbiegel als Tochter von Ernst und Annette Strübing.
Die Familie stammte ursprünglich aus Grevesmühlen in Mecklenburg. Ernst Strübing ging nach dem 1.Weltkrieg nach Hamburg und arbeitete als Elektriker. Das Ehepaar Strübing bezog Mitte der 1920er Jahre eine Neubauwohnung an der Kippingstraße in Eimsbüttel. Nachdem Bomben das Haus 1943 zerstört hatten, zog das Ehepaar an die nahe Bundesstraße. Hier wuchs Ilse Strübing auf und nach dem Umzug ihrer Mutter in ein Seniorenheim, übernahm sie die Drei-Zimmer-Wohnung, in der sie dann bis zu ihrem Tode lebte. Ihre große Freude in der Erdgeschoss-Wohnung waren die beiden Gärten zur Straße und im Hof. Noch im hohen Alter sorgte Ilse dafür, dass der Vorder-Garten zum schönsten Garten der Bundesstraße wurde.
Ilse Strübing besuchte die Schule Kielortallee und früh zeigte sich dort ihr ausgeprägtes Zeichentalent.
Als die Bombenangriffe auf Hamburg sich verstärkten, kam Ilse zur „Kinderlandverschickung” in einen kleinen Ort bei Passau in Bayern. Hier erlebte sie das Kriegsende und kehrte ins zerstörte Hamburg zurück.
Um ihrer strengen Mutter zu entgehen, ging das erst 16 Jahre alte Mädchen als „Aupair” nach England und arbeitete hier erst im Haushalt eines Amerikanischen Obersten und dann bei einem Zahnarzt.
Zurück in Hamburg studierte sie an der Hochschule für bildende Künste, ging dann aber 1954 als eine der ersten Frauen in Hamburg zur Polizei. Die Briten hatten die Weibliche Polizei (WP) ins Leben gerufen.
Die junge Polizistin lernte den Arzt Dr. Horst Hirschbiegel kennen, der am UKE tätig war. 1957 kam der Sohn Oliver und 1959 Thomas zur Welt. 1958 hatte Ilse Hirschbiegel die Polizei verlassen, um sich um die beiden Kinder zu kümmern. Ihr Mann ließ sie noch vor der Geburt des zweiten Kindes sitzen. Ilse Hirschbiegel ging vor Gericht, um Unterhalt zu erstreiten. Mit lediglich 450 Mark schlug sie sich durch, zog in ein kleines Dorf in Schleswig-Holstein. Mit handgezeichneten wunderschönen Glückwunschkarten verdiente sie etwas Geld nebenbei. Als die Kinder größer wurden, arbeitete Ilse Hirschbiegel als Erzieherin im Haus der Jugend Lattenkamp in Winterhude. Dann ließ sie sich im 2.Bildungsweg zur Fachlehrerin Kunst / Werken ausbilden und unterrichtete in der Schule Meerweinstraße in der Jarrestadt. Später leitete sie das Spielplatzheim am Wagrierweg in Niendorf.
Mit 53 ging Ilse Hirschbiegel wegen schwerer Herzprobleme in Pension. Sie blieb mit vielen Kinder, die sie an der Schule und in den Jugend-Einrichtungen betreut hatte, bis ins hohe Alter in Kontakt. Im Ruhestand wurde sie zu einer der besten deutschen Macherinnen von Porzellanpuppen. Außerdem widmete sich Ilse Hirschbiegel der Naiven Malerei und gewann vor allem mit ihren großformatigen Hamburg-Motiven Preise.
Text: Thomas Hirschbiegel