Frauenklinik Ebenezer
Siehe auch: Diakonissenheim des Vereins Diakonissenheim Ebenezer
Das Gebäude von 1911 steht im Eckbereich Holsteinischer Kamp und Friedrichsberger Straße. Über die Geschichte des Gebäudes schreibt Reinhard Otto in seinem sehr lesenswerten Buch „150 Jahre Friedrichsberg. Von der Irrenanstalt zur Klinik im Wohnpark“: „Begonnen hatte alles am 1. Februar 1909. Damals ersuchte der Vorsitzende des Diakonissenheim Ebenezer in der Ritterstraße 129-131, den Prediger G. Bachet, den Hamburger Senat um die Überlassung eines Platzes nach den ‚Bestimmungen für Milde Stiftungen‘ zum Zwecke des Baus einer Frauenklinik mit Schwesternheim. Dieser als Krankenhaus und gleichzeitig als Diakonissenheim konzipierte Neubau sollte die alte, seit 1888 an der Ritterstraße 129 in Eilbek existierende Diakonissenanstalt ersetzen Dort hatte man im Jahre 1897 nach dem Kauf und Ausbau des Nachbarhauses Ritterstraße 131 mit dem Betrieb einer Frauenklinik für Patientinnen aus allen Schichten ohne Unterschied der Konfession begonnen. Bereits kurz nach der Eröffnung dieses Standortes am 5. Mai 1897 stieg die Nachfrage von Frauen aus der Hamburger Arbeiterschaft nach einer Behandlung in dieser ‚Krankenanstalt für Frauenleiden‘ stetig an. Dort wurden die Frauen, verglichen mit anderen unter staatlicher oder religiös geprägter Leitung stehenden Krankenhäusern, ohne große bürokratische Zeremonien aufgenommen. Zudem war die Behandlung, je nach finanzieller Leistungsfähigkeit der Patientinnen, kostengünstig bis umsonst. Aus diesem Grund überstieg die beständig wachsende Nachfrage sehr schnell die Leistungsfähigkeit der Einrichtung..(…)
Da laut der ‚Verfassung der Stiftung Diakonissenheim Ebenezer in Hamburg‘ dort im Wesentlichen Frauen aus der Unterschicht aufgenommen werden sollten, die als gefährdet bzw. verwahrlost galten, ergab sich ein Spannungsverhältnis zu den etablierten Kirchen, sowie zu den bürgerlichen Kreisen bzw. zu deren Doppelmoral. Dies ist aus den wenigen im Hamburger Staatsarchiv erhalten gebliebenen Unterlagen ersichtlich. So finden sich dort genaue Angaben über die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche im Krankenhaus und Diakonissenheim Ebenezer. Diese als ‚Künstliche Fehlgeburten‘ bezeichneten Eingriffe waren innerhalb von 24 Stunden an die Behörde zu melden. Seitens des Krankenhauses wurde fast immer eine krankheitsbedingte Indikation in die Akten eingetragen. Aus der Gesundheitsbehörde gab es in den 1920er-Jahren zahlreiche Mahnungen bezüglich verspäteter Meldungen derartiger Eingriffe. Man kann daraus die Vermutung ableiten, dass es ein ständiges Spannungsverhältnis zwischen der Frauenklinik und den sie kontrollierenden Institutionen bzw. deren Mitarbeitern gab. In der Friedrichsberger Straße 53 fanden offensichtlich Frauen Hilfe, die sie in anderen Hamburger Krankenhäusern nicht bekamen. Im noch vorhandenen Aktenbestand sind für 1926 insgesamt 130 Geburten und 72 krankheitsbedingte Schwangerschaftsabbrüche registriert. (…) Für den Zeitraum von 1933 bis 1945 konnten im Staatsarchiv keine Aktenbestände nachgewiesen werden. Aus den spärlich vorhandenen Informationen geht jedoch hervor, dass die Klinikleitung im Wesentlichen im Amt blieb. Allein für das Jahr 1935 finden sich in einer Quelle Zahlen über die dort behandelten Patientinnen. So hat man damals die Aufnahme von insgesamt 1385 Patientinnen registriert. Es wurden aber nur noch fünf Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen. (…)
Nach 1945 ging die Klinik in staatlichen Besitz über und wurde ein Teil des neu gegründeten AK Eilbek. 1971 wurde dann am Holsteinischen Kamp ein neues Schwesternwohnheim an den Altbau gesetzt. (…) 1981 bekam das AK Eilbek eine neu eingerichtete Abteilung für die Behandlung von psychischen Erkrankungen. Hierfür nutzte man das ehemalige Diakonissen- Krankenhaus. (…)[1]
Heute wird das Gebäude an der Friedrichberger Straße 53 von der „Hamburger-Kreativgesellschaft“ genutzt. Der Altbau am Holsteinischen Kamp wurde in Eigentumswohnungen umgewandelt.[2]
Text: Rita Bake