Nina Grunenberg-Lüst
(7.10.1936 Dresden – 28.12.2017 Hamburg)
Journalistin, Buchautorin
Bellevue 49 (Wohnadresse)
Bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Q 33-267
Der Journalist der Hamburger Morgenpost, Thomas Hirschbiegel, bezeichnete Nina Grunenberg in einem von ihm verfassten Artikel als die „‘Zeit‘-Ikone.“ 1)
Nina Grunenberg ging bis 1950 in Dresden zur Schule und besuchte dann von 1950 bis 1954 das Ursulinen-Gymnasium in Köln. Danach absolvierte sie bis 1957 eine Buchhandels-Lehre. Von 1958 bis 1965 war sie als freie Journalistin tätig und von „1965 bis 1969 als Länderspiegelkorrespondentin der Zeit für Nordrhein-Westfalen“.2)
Nina Grunenberg, so ihr Wikipedia-Eintrag, war dann seit 1969 bei der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ angestellt. 3) Von 1974 bis 1984 arbeitete sie als politische Reporterin, von 1984 bis 1987 mit Sitz in Paris. „Von 1987 bis 1995 stellvertretende Chefredakteurin der Zeit, von 1992 bis 1994 zugleich Ressortleiterin der Redaktion Wissen, von 1995 bis 2001 Chefreporterin, seitdem Autorin.“ 4)
Matthias Naß schrieb in seinem Nachruf über Nina Grunenberg: „Einen Namen machte sie sich als politische Reporterin und Autorin großer Porträts. Sie schrieb über die führenden Politiker der Bundesrepublik, über Helmut Schmidt, Helmut Kohl und – immer wieder – über Franz Josef Strauß. ‚Der Letzte der Olympier‘ lautete die Zeile über ihrem Nachruf 1988 auf den bayerischen Ministerpräsidenten. Überhaupt die CSU: Sie wurde ein Thema, das sie über viele Jahre mit journalistischer Leidenschaft begleitet hat.
In zahlreichen Serien hat Nina Grunenberg die Funktionseliten der Republik analysiert und beschrieben. Die Chefs hieß eine Reihe über Unternehmensführer von Alfred Herrhausen (…) bis Edzard Reuter (…). Porträtserien über Deutschlands Diplomaten, über die Generale der Bundeswehr, führende Gewerkschafter und die Zeitungsverleger von heute schlossen sich an.
Nina Grunenberg war ein politischer Kopf durch und durch – und das beschränkte sich nicht auf Themen vor der Haustür. Sie verfolgte, was sich anderswo entwickelte und veränderte, in Frankreich, in der Türkei oder in Japan. Ihr Interesse galt im gleichen Maße der Politik wie der Wissenschaft.“ 5)
Nina Grunenberg galt als Expertin für Bildungs- und Hochschulfragen.6) Matthais Naß in seinem Nachruf: „Theo Sommer, der langjährige Chefredakteur der ZEIT, berief Nina Grunenberg 1987 zur stellvertretenden Chefredakteurin. Sommer nannte als Gründe ihre ‚Neugierde, die Fähigkeit des leichten Umgangs mit Kollegen, Urteilskraft und Entscheidungsfreude‘. Und er fügte hinzu: ‚Ich finde es gut, in der Führungsspitze des Blattes wieder eine Frau zu haben.‘
Nina Grunenberg gehörte damals zu den wenigen Frauen, die im deutschen Journalismus eine Führungsposition einnahmen, und wurde vielen Kolleginnen damit zum Vorbild.“ 7)
„Von 2000 bis 2009 war sie Mitglied im Wissenschaftsrat [dies als erste Frau], wirkte aber auch später noch als Sachverständige mit. Sie war seit 1972 Mitglied im PEN-Zentrum.“ 8)
1973 und 2009 erhielt Nina Grunenberg den Theodor-Wolff-Preis in Form einer Bronzeplakette verliehen. Die 2009 verliehene Plakette fand Thomas Hirschbiegel auf einem Hamburger Flohmarkt. Das veranlasste ihn, einen Artikel über die Journalistin zu schreiben. Darin berichtet er: „2001 schied Nina Grunenberg als Chefreporterin aus der Redaktion aus. Doch sie blieb der Zeitung (…) in liebevoller Zuneigung weiter eng verbunden, schaute noch regelmäßig vorbei. Nach ihrem Tod 2017 schrieb Wilm Herrlyn, Ex-Chef der Deutschen Presse-Agentur (DPA) in einem Nachruf: ‚Ein Mensch, der sich für andere Menschen vorurteilsfrei interessiert. Ein Mensch, der völlig uneitel ist. Ein Mensch, der fair ist im Umgang mit seinen Mitmenschen. Kein Journalist also. Oder doch? Doch! Nina Grunenberg.‘“ 9)
Verheiratet war Nina Grunenberg war mit dem Astrophysiker und Wissenschaftsmanager Reimar Lüst, der 2020 verstarb. „Seit 2001 war sie Vorstandsvorsitzende der Reimar Lüst Stiftung, die mit ihrer Förderung die International University Bremen in Wissenschaft und Forschung und insbesondere bei der Vergabe von Stipendien unterstützt. Die Stiftung wurde 2001 durch ihren Ehemann, Prof. Dr. Reimar Lüst, errichtet mit dem Ziel, sein Interesse und Engagement für die Jacobs University Bremen zu dokumentieren und auch weitere potenzielle Stifter für eine Förderung der im selben Jahr gegründeten Universität zu gewinnen.“ 10)
„Buchveröffentlichungen von Nina Grunenberg:
Die Journalisten, 1967
Vier Tage mit dem Bundeskanzler, 1976
Schweden-Report (Co-Autorin), 1981
Japan-Report (Co-Autorin), 1981
Reise ins andere Deutschland (Co-Autorin), 1986
Die Chefs, 1990
Wo die Macht spielt, 2000
Die Wundertäter. Netzwerke der deutschen Wirtschaft, 2006.“ 11)