Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Eva Hoeck Eva Lostaja Hoeck

(23.7.1917 Hamburg – 18.11.1995 Lahr /Schwarzwald)
Ärztin und Autorin
Fuhlsbüttler Straße 756, bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Grablage BM 65, 94-95


Ihr Vater Dr. Hans-Wilhelmn Hoeck starb 1932, ihr vier Jahre älterer Bruder Dr. Peter Cornelius starb 1947, ihre Mutter Irma Hoeck, geb. Blaase verschied 1974. Sie sind in einer Familiengrabstelle auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt.
Eva Hoecks Dissertationsthema hieß „Schwangerschaftsneuralgien und -neuritiden und ihre Behandlung“ und zeigt damit noch auf, wohin es die 1945 an der Hamburger Universität promovierte Ärztin hinzog, macht aber schon deutlich, dass sich Dr. med. Eva Hoeck mit Frauenheilkunde beschäftigen wollte. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus ging Eva Hoeck in den Jemen und praktizierte in Taizz für den Harem des Kronprinzen; später war sie als Ärztin in Hadramaut tätig. „Als Pionierin im Gesundheitswesen geriet Eva Hoeck des Öfteren in Konflikt mit dem islamisch-arabischen Alltag, den sie in ihren Büchern beschreibt.“[1]
„Dr. med. Eva Hoeck gehört zu den weiblichen Pionieren des Jemen. In den 1940er und 1950er Jahren, als nur eine Handvoll Europäer das Land besuchen konnte, lebte und arbeitete sie zunächst als Ärztin für den Hofstaat des Imam in Taiz (Nordjemen) und später in Schibam, im Hadramaut (Südjemen, damals noch brit. Protektorat), wo sie ein Krankenhaus aufbaute.
Über diese Zeit berichtet sie in Ich sah den Jemen ohne Schleier. Als Ärztin zwischen Orient und Okzident (1958, Neuauflage 1998), englische Ausgabe Doctor amongst Beduins (London 1962).
Eva Hoeck hat während dieser Zeit photographiert, und über 200 Mittelformat Diapositive, in schwarz-weiß und in Farbe, haben sich erhalten. Sie dokumentieren den Nord- und Südjemen, bevor die Neuzeit Einzug hielt. Die Aufnahmen befinden sich heute im Bildarchiv Das Bild des Orients (…),“[2] schreibt Joachim Gierlichs in seinem Aufsatz über Eva Hoeck. Darin zitiert er Eva Hoeck, die in ihrem Buch beschreibt, wie es dazu kam, dass Eva Hoeck in den Jemen ging: „‚An einem sonnigen Augustnachmittag klingelte das Telefon. Unsere Hausärztin war am Apparat. ‚Wissen Sie unter Ihren Kolleginnen keine, die Lust hätte, als Haremsärztin nach Arabien zu gehen? Der Kronprinz des Yemen will eine deutsche Ärztin für seine Familie und die Stadt Taiz, in der er lebt. Die Anfrage kommt über einen Hamburger Überseekaufmann.’ Es war Sommer 1946; knapp ein Jahr nach dem Waffenstillstand des zweiten Weltkriegs. Alle Grenzen waren für Deutsche fest versperrt, (…) Völlig unvorstellbar und überraschend war dieses Angebot. Ich brauchte nicht lange, um mir klar zu werden, dass ich diese Kollegin sei, die es annehmen würde‘“[2] damals war Eva Hoeck 29 Jahre alt.
Eine wichtige Erkenntnis war für Eva Hoeck, die sie wie folgt formulierte und deren Befolgung es ihr erlaubte, als Ärztin keinen Schiffbruch zu erleben: „Ein Arzt muß behutsam umgehen mit seinen Patienten, aber nicht nur mit deren Körper, sondern auch mit deren Seele. Und dazu gehört auch die Rücksicht auf jahrhundertealte Sitten und Bräuche.“[2]
1950 ging Eva Hoeck in den Südjemen ins Hadhramawt, wo ein gesundheitszentrum aufgebaut und deshalb eine Ärztin gesucht wurde. Dazu Eva Hoeck: „Ich hatte nun Land und Leute, ihre Sitten und Gewohnheiten, ihre Denkart und Sprache soweit kennengelernt, daß ich mich genügend vorbereitet fand, um in ein anderes arabisches Land zu gehen, in der Hoffnung, dort nun die wirklich befriedigende Aufgabe zu finden. [...] Ich machte Freunden daraus kein Geheimnis. Zu diesen gehörte
auch ‚John von den Heuschrecken‘. [...]. Er berichtete mir über den Hadramout in Süd-Arabien, ostwärts von Aden gelegen. Dort würde für den Aufbau eines Gesundheitsdienstes eine Ärztin gewünscht. Das schien mir eine passende Aufgabe, und ich sollte mich nicht getäuscht haben.“[2]