Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Mary Kid Mary Kid (geb. Agnes Erna Gertrud Keul)

(8.8.1904 Berlin – 29.10.1986 Hamburg)
Stummfilmschauspielerin
Steilshooper Straße 189 (Wohnadresse)


4868 Mary Kid
Mary Kid etwa 1927/28 (eigentlich Marie Anna Albertine Keul); Quelle: Alexander Binder, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Agnes Erna Gertrud Keul, Tochter von Agnes Keul, geborene Hilbrecht und des Arbeiters Bernhard Keul absolvierte in Hamburg eine Schauspielausbildung. Im Alter von 17 Jahren wurde sie von ihren Eltern nach Berlin geschickt, um dort eine Handelskurs zu besuchen.1) Dort lernte sie in Gesellschaft den Grafen Sascha Kolowrat kennen, den Gründer der Wiener Sascha-Film-Gesellschaft und wurde vom Fleck weg engagiert. In Wien wurde sie unter dem Künstlerinnennamen Mary Kid zum Star aufgebaut und durfte sofort Hauptrollen spielen. Dies war, so Mary Kid in einem Interview, damals zur Zeit des Stummfilms noch möglich.1)

1923 trat sie in ihren ersten Stummfilmrollen auf.
1924 kehrte sie nach Deutschland zurück und spielte hier zum Beispiel in den Stummfilmen „Lumpen und Seide“ (1924); „Eifersucht“ (1925) „Der Bastard“ (1925); „Das Gasthaus zur Ehe“ (1926); „Mädchenhandel – eine internationale Gefahr“ (1926); „Gauner im Frack“ (1926); „Die Pflicht zu schweigen“ (1927); „Lützows wilde verwegene Jagd“ (1927).

Der Stummfilm „Vorderhaus und Hinterhaus“ aus dem Jahr 1925, in dem Mary Kid auch mitspielte, durchlief sieben Zensurprüfungen mit dem Resultat: Aufführungsverbot. Schließlich erteilte die Oberprüfstelle eine Aufführungserlaubnis, aber nur unter der Bedingung, dass der Film für die Jugend gesperrt bleibe. Bemängelt wurden angeblich sittlich anstößige Passagen.

1928 ging Mary Kid zurück nach Österreich, wo sie weiterhin als Filmschauspielerin tätig war, so z. B. in den Stummfilmen „Andere Frauen“ von 1928, in dem es um weibliche Homosexualität geht.

Zu ihren letzten Stummfilmen gehörte die 1930 gedrehte heitere Geschichte "Der Onkel aus Sumatra".

Mary Kid zog dann nach Italien, wo sie in zwei Tonfilmen auftrat: in der Komödie "Rubacuori" (1930), in der es um einen gealterten Frauenhelden geht und in der Romanze "Saltarello – Ein Roman zweier Menschen" (1932).

Damals muss sie laut einem Artikel in „Mein Film“ aus dem Jahre 1934 einen amerikanischen Finanzmann geheiratet haben, den sie auf Geschäftsreise nach China begleitete und deshalb über ein Jahr lang keinen Film mehr drehte. 1934 zurück in Österreich stand sie im selben Jahr nochmals vor der Kamera. Durch ihren Mann, der sich geschäftlich für ein neues Farbfilmverfahren interessierte, stand sie für Testaufnahmen für solch ein Verfahren vor der Kamera. Dann zog sich Mary Kid aus der Filmbranche zurück.

1955 heiratete sie in zweiter Ehe den Theaterleiter Werner Jaeger. Laut Nachtragseintrag in ihrer Geburtsurkunde soll sie 1938 in Bukarest geheiratet haben. 2)

Mary Kid starb 1986 3) im israelitischen Krankenhaus Hamburg und wurde im anonymen Urnenhain bei Kapelle 8 auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt.