Luise Seitz-Zauleck
(14.8.1910 Weidenau – 11.10.1988 Hamburg)
Architektin
Oberstraße 83 (Wohnadresse)
Bestattet auf dem Blankeneser Friedhof, Grablage: C 118.
Luise Zauleck war die Tochter des evangelischen Pfarrers Johannes Zauleck. Über ihre Mutter ist nichts bekannt.
Zwischen 1931 und 1936 studierte sie Architektur an der TH Berlin. Nach Abschluss ihres Studiums war sie sowohl angestellt als auch selbstständig als Architektin in Berlin tätig.
1937 heiratete sie den Bildhauer Gustav Seitz (11.9.1906 Mannheim – 26.10.1969 Hamburg), dem sie durch ihre Erwerbstätigkeit die Möglichkeit verschaffte, als freier Künstler zu arbeiten. "(...) ab 1938 [war sie] Mitglied der Abteilung Baukunst der Reichskulturkammer. Sie selbst arbeitete zunächst als freie Architektin. 1942 nahm sie jedoch einen Auftrag an, für Otto Rauter landwirtschaftliche Bauten zu planen. Dieser Auftrag kam somit vom Reichskommissar für die Erhaltung deutschen Volkstums im Osten. Während der Kriegszeit war sie mit anderen Architekten befreundet, die ebenfalls keine nationalsozialistische Ideologieverfolgten, jedoch – wie Seitz-Zauleck – opportunistisch Aufträge vom NS-Regime annahmen, beispielsweise Egon Eiermann oder Hans Scharoun." 1)
Der Historiker Joist Grolle berichtet, dass sich Luise Seitz-Zauleck während des Zweiten Weltkrieges einer kommunistischen Widerstandsgruppe anschloss. 2) .
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde Luise Seitz-Zauleck 1945 Dezernentin für Wohnungsplanung in der von Hans Scharoun geleiteten Planungsabteilung des Gesamtberliner Senats. „Die wichtigste Planung im Werk von Luise Seitz-Zauleck war der sogenannte Kollektivplan, der 1945 bis 1946 erstellt wurde. Luise Seitz-Zauleck war Teil der Kerngruppe des Planungskollektivs, welches den Plan erarbeitete und 1946 eine Ausstellung zum Thema Wiederaufbau im Berliner Stadtschloss zusammenstellte. Seitz-Zauleck war für die Fragen des Wohnungsbaus verantwortlich. Obwohl der Kollektivplan selbst keine verbindliche Planungsgrundlage war, wirkte er sich ideell jedoch noch die folgenden Jahrzehnte auf die Berliner Stadtentwicklung aus. Neben Ludmilla Herzenstein war mit Luise Seitz-Zauleck eine zweite Frau im Planungskollektiv vertreten, was zu jenem Zeitpunkt keinesfalls selbstverständlich war." 3)
1947 wechselte Luise Seitz-Zauleck mit Hans Scharoun an das Ost-Berliner Akademie-Institut für Bauwesen. Sie war damals mit ihrem Mann von West-Berlin nach Ostberlin in die Treskowstraße im Bezirk Pankow gezogen.
Luise Seitz-Zauleck, die in die SED eingetreten war, trat aus dieser 1950 aus Protest gegen das Konzept „Stalin-Allee“ wieder aus.4)
1958 zog sie mit Ihrem Mann nach Hamburg und lebte mit ihm in der Oberstraße 83. Luise Seitz-Zauleck scheint nicht mehr berufstätig gewesen zu sein.
1969 wurde sie Vorsitzende der Heinrich-Tessenow-Gesellschaft in Hamburg zur Rettung und Sammlung von Tessenows Nachlass. Bei dem Architekten und Hochschullehrer Heinrich Tessenow hatte sie Examen zur Diplom-Ingenieurin gemacht.