Johanna Dunkel
(7. Dezember 1892 Altena/ Westfalen – 1953 Hamburg)
Oberinspektorin, Sozialbehörde
Adresse: Holtkamp 17 (1933), Mörikestraße 17 (1943)
Wirkungsstätte: Fürsorgebehörde, Rentzelstraße 68/72 (1934) Steinstraße 10 (1936), Sozialverwaltung Ernst-Merck-Straße 9 (Bieberhaus) (1939)
Johanna Dunkel war die Tochter von Helene Dunkel, geborene Briesenbach und des Arztes Dr. Wilhelm Dunkel.
Nach dem bestandenen Abitur 1912 absolvierte sie eine Ausbildung am Lehrerinnenseminar in Frankfurt am Main. 1914 besuchte in Reims das Collège und arbeitete als Hauslehrerin. Während des Ersten Weltkriegs war sie interniert, kehrte 1915 nach Deutschland zurück und arbeitete in ihrer Heimatstadt als Lehrerin an Volksschulen.1) 1917 kam sie nach Hamburg. Dort ließ sie sich bis 1920 für die soziale Arbeit am Sozialpädagogischen Institut ausbilden Daneben arbeitete Johanna Dunkel ab 1919 „in der amtlichen Fürsorgestelle für Kriegshinterbliebene (…) und war dort für Kriegerwitwen zuständig, zunächst als Bezirksstellenleiterin, danach als Referentin,“ 2) schreiben Sabine Kienitz und Angelika Schaser in ihrem Buch „So ist die neue Frau? Hamburgerinnen in den 1920er Jahren“.
1921 trat sie in den Dienst der Hamburger Gesundheits- und Sozialbehörde ein. Über Dunkels weiteren beruflichen Werdegang heißt es bei Sabine Kienitz und Angelika Schaser: „Ab 1921 arbeitete sie als Wohlfahrtsinspektorin, später als Wohlfahrtsoberinspektorin. (…) 1921 bis 1926 leitete Dunkel eine Wohlfahrtsstelle und arbeitete anschließend in der Abteilung Sonderfürsorge, die sie zunächst 1926 und 1927 für zehn Monate als Vertretung (…) leitete. Als Anfang 1928 die promovierte Hermine Albers eingestellt wurde, trat Dunkel in dieser Funktion von 1928 bis 1933 dann als stellvertretende Abteilungsleiterin zurück. Nach der Entlassung der Regierungsrätin Hermine Albers durch die Nationalsozialkisten übernahm Dunkel deren Stelle als Leiterin des Fürsorgedienstes. Ab 1935 leitete Dunkel die „Geschäftsstelle für Familienfürsorge“.
Dunkel galt als fachlich kompetent, arbeitseifrig und übernahm die NS-rassenhygienischen Kategorien für ihre Arbeit, d. h. sie war durch „fürsorgerische Gutachten“ an Kontrolle und Selektion von „Gemeinschaftsfremden“ beteiligt, die nicht in die gesunde „Volksgemeinschaft“ passten. Diese wurden zwangssterilisiert, in Aufbewahrungsheime abgeschoben, deportiert und ermordet.
Dunkel war Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), im Reichsbund des Deutschen Beamten und im Reichsluftschutzbund. Neben ihrer Tätigkeit war sie als Lehrkraft am Sozialpädagogischen Institut tätig. 1937 trat sie der NSDAP bei. Weitere Beförderungsgesuche wurden abgelehnt und die Posten mit Männern besetzt.
Bis in die Nachkriegszeit, bis 1953, blieb sie in der Sozialbehörde tätig Wie Barbara Dünkel urteilt, scheint der berufliche Lebenslauf von Dunkel typisch für Frauen, die in der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts in der sozialen Arbeit und im Staatsdienst tätig waren. Weibliche soziale Arbeit war in dieser Zeit staatstragend, loyal und oft angepasst und unkritisch. „Der Nationalsozialismus traf durch die Betonung der Differenz der Geschlechter mit seiner Ideologie im Bereich der sozialen Arbeit von Frauen auf breiten Boden. Die partielle Übereinstimmung bürgerlicher Ideale mit der NS-Ideologie führte bei den Fürsorgerinnen zur kritiklosen Anpassung.“ (Barbara Dünkel: Frauen in der sozialen Arbeit in Hamburg zwischen 1929 und 1945, in: Barbara Dünkel, Verena Fesel (Hrsg.): Wohlfahrtspflege – Volkspflege – Fürsorge, Münster 2001, S. 24.)
Text: Katharina Tenti/Rita Bake