Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Brigitte Kronauer

(29.12.1940 Essen – 22.7.2019 Hamburg)
Schriftstellerin
Nienstedtener Marktplatz 19, bestattet auf dem Nienstedtener Friedhof. Grablage: 16 A, 039


Brigitte Kronauer, die ab 1974 in Hamburg lebte, hatte bereits als Kind damit begonnen, Geschichten zu verfassen und diese aufzuschreiben. Das Verfassen eigener Geschichten hatte sie sich von ihrem Vater abgerungen, denn dieser hatte sie wegen ihrer unleserlichen Handschrift zu Schreibübungen „verdonnert“. Wenn sie diesem Diktat ihres Vaters schon nachgehen musste, dann wollte sie wenigstens eigene Geschichten schreiben. 1)

Nach dem Abitur studierte Brigitte Kronauer Germanistik und Pädagogik und war nach dem Studium von 1963 bis 1971 als Lehrerin in Aachen und Göttingen tätig.

Ihre publizistische Tätigkeit als freie Schriftstellerin begann sie in Hamburg, wohin sie mit ihrem Ehemann, dem Kunstwissenschaftler und Pädagogen Armin Schreiber, und mit ihrem Lebenspartner und Freund ihres Mannes, dem Maler Dieter Asmus gezogen war. Die drei Menschen kauften sich gemeinsam ein kleines Haus in Hamburg Nienstedten, nahe der Elbe. Zu dieser Form des Zusammenlebens äußerte Brigitte Kronauer: „‘Anfang der siebziger Jahre sind wir hier eingezogen (…). Das war eine Zeit, in der allerlei soziale Experimente möglich wurden. Die Zeit davor war ja streng reglementiert gewesen. Denken Sie bloss an eine Absurdität wie den Kuppelei-Paragraphen, der allen Unverheirateten das gemeinsame Nachtlager unter einem Dach bei Strafe verbot. Aber plötzlich geriet das Regelwerk ins Wanken und löste sich auf. Uns drei hat diese Zeit beschwingt, wir kauften dieses Haus und erprobten eine neue Lebensform, von der wir ahnten, dass sie uns am besten entsprach. Denn für ein normales Familienleben mit seinen klar verteilten Rollen waren wir nicht geschaffen, aber allein hätten wir auch nicht leben wollen. Im Rückblick muss ich ehrlich sagen: Diese Konstellation ist nicht nur ein Geschenk gewesen, und sie war niemals ein Idyll. Manchmal war grosse Disziplin gefordert.‘“. 2)

Aber, so Brigitte Kronauer: „‘Ohne diese beiden mir teuersten Menschen (…) hätte ich vermutlich so etwas wie einen literarischen Durchbruch nie geschafft.“ 3)

Neben Romanen – wie zum Beispiel „Teufelsbrück“ (2000), „Frau Mühlenbeck im Gehäus“ (1980) „Verlangen nach Musik und Gebirge“ (2004), „Errötende Mörder“ (2007), „Gewäsch und Gewimmel“ (2013) und „Der Scheik von Aachen“ (2016) schrieb Brigitte Kronauer auch für das Magazin „konkret“.

Über ihr literarisches Schaffen heißt es in Wikipedia: „Kronauer war seit 1988 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Trägerin zahlreicher Literaturpreise, u. a. des Georg-Büchner-Preises (2005)“. 4) Sie erhielt auch den Fontane-Preis der Stadt Berlin, den Heinrich-Böll-Preis, den Hubert-Fichte-Preis der Stadt Hamburg und den Joseph-Breitbach-Preis. „2005 wurde ihr von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung der Büchner-Preis verliehen. 2011 erhielt sie die Tübinger Poetik-Dozentur. Im gleichen Jahr wurde ihr literarisches Gesamtwerk mit dem Bayerischen Literaturpreis (Jean-Paul-Preis) gewürdigt. Sie stand mit ihrem Roman Der Scheik von Aachen auf der Shortlist des Preises der Leipziger Buchmesse 2017. Ebenfalls 2017 wurde ihr der Thomas-Mann-Preis zuerkannt, (…).“ 5)

In einem Nachruf in „Spiegel kultur“ heißt es: „Kritiker feierten Brigitte Kronauer immer wieder für ihre Sprachkunst, durch die sie vermeintlichen Nebensächlichkeiten große Bedeutung verlieh Viele ihrer Romane spielen in dem bildungsbürgerlichen Kosmos ihrer Wahlheimat Hamburg, wo sie Nachbarschafts-, Freundschafts- und Liebesgeschichten zu universalen Studien über das menschliche Sein verband.“ 6)

Im Jahr ihres Todes schrieb Brigitte Kronauer, die bereits seit Längerem erkrankt war, an Romangeschichten, die postum im August des Todesjahres unter dem Titel „Das Schöne, Schäbige, Schwankende“ erschienen.