Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Elisabeth Mitzlaff Elisabeth Mitzlaff, Künstlerinnenname: Elisabeth Vehlbehr

(16.5.1915 - 6.6.2014)
Schauspielerin
Fuhlsbüttler Straße 756, bestattet im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof


Elisabeth Mitzlaffs Schauspieltätigkeiten fanden hauptsächlich auf diversen Bühnen Hamburgs statt. Sie spielte zumeist klassische Rollen am Thalia-Theater und am Schauspielhaus Hamburg unter Gustaf Gründgens. Ihre sehr einprägsame, dunkle Stimme prädestinierte sie zudem für das Hörspiel. Anfang der 1950er-Jahre produzierte der damalige NWDR (heute NDR) mit Elisabeth Mitzlaff, unter ihrem Künstlerinnennamen Elisabeth Vehlbehr, mehrere Hörspiele, u.a. „Der alte Roboter (NWDR 1951) Autor: Christian Bock und „Einer lügt von Anfang an“ (NWDR 1951) Autor: Harro Torneck. Auch beim SDR und SWF wirkte sie in Hörspielen mit. 1953 heiratete sie den fünf Jahre älteren Architekten und Designer Hans Mitzlaff. Für ihn war es die zweite Ehe.

Nach ihrer Heirat und der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes lebte das Ehepaar in Mannheim, wo Hans Mitzlaff seit 1947 gemeinsam mit seinem Kollegen Albrecht Lange als selbständiger Architekt tätig war.

Ihre letzte Rolle auf einer Theaterbühne spielte Elisabeth Mitzlaff 1960 am Mannheimer Nationaltheater in dem Ibsen-Stück „Hedda Gabler“. Danach widmete sie sich ihrer Familie. Hans Mitzlaff war als Architekt an zahlreichen Bauprojekten beteiligt. Er war ein großer Anhänger des Bauhaus-Stiles und so entstanden rund um den Mannheimer Marktplatz und an den Einkaufsstraßen „Planken“ und „Breite Planken“ eine beachtliche Zahl von Neubauten, welche Hans Mitzlaff konzipiert hatte. Als sein bekanntestes architektonisches Werk galt der neue Anbau der Mannheimer Kunsthalle, welcher 1983 erfolgte. 2014 wurde im Zuge einer Neugestaltung der Kunsthalle dieser Bau jedoch wieder abgerissen.

Elisabeth und Hans Mitzlaff waren kulturell und politisch sehr interessierte Menschen. Beide engagierten sich im Mannheimer Kunstverein und in der „Gesellschaft für neue Musik“. Sie begeisterten sich für moderne und abstrakte Malerei. Das Paar bewohnte in Mannheim eine großzügige 4 Zimmer Wohnung im Stadtteil Lindenhof am Waldparkdamm Nummer 4. Dort hatten sie genügend Raum für ihre Sammelleidenschaft. Neben vielen Gemälden befanden sich dort auch eine Stein- und Konchyliensammlung.

Elisabeth Mitzlaff erzählte in späteren Jahren immer wieder gerne und begeistert von ihrer Schauspieltätigkeit in Hamburg. Ihrer Heimatstadt blieb sie ein Leben lang fest verbunden. Obwohl sich das Paar gut in Mannheim eingelebt hatte, verspürte Frau Mitzlaff doch eine gewisse Sehnsucht nach ihrer Heimat und ihrem Beruf. Sie lebte jedoch in einer Zeit, in welcher es für viele Frauen ganz natürlich war, sich nach der Heirat voll und ganz auf den Ehemann und ihre Rolle als Hausfrau und Mutter zu konzentrieren. Bei Elisabeth Mitzlaff war es deshalb umso schmerzlicher, weil sie als talentierte Frau eine fundierte Ausbildung absolviert hatte und sicherlich noch viele Jahre als Schauspielerin hätte arbeiten können. Ihre schwerste Prüfung stand Elisabeth Mitzlaff jedoch noch bevor. Anfang der 1990er-Jahre zeigten sich bei ihrem Mann erste Anzeichen einer Alzheimer-Erkrankung, welche zügig voranschritt und den Lebensabend des Paares außerordentlich belastete. Von 1992 bis zu seinem Tod war Hans Mitzlaff auf die Unterstützung durch die Mitarbeiter eines ambulanten Pflegedienstes angewiesen. Elisabeth Mitzlaff gab ihren Mann nicht in ein Pflegeheim, sondern umsorgte ihn fast die ganzen Jahre aufopfernd und geduldig in der gemeinsamen Wohnung. Sie war ein außerordentlich empathischer und integrer Mensch. Die letzten Monate seines Lebens verbrachte Hans Mitzlaff in der Pflegeabteilung der Seniorenresidenz Niederfeld in Mannheim, wo er im Oktober 1997 im Alter von 87 Jahren verstarb.

Elisabeth Mitzlaff zog zurück nach Hamburg und verbrachte ihren Lebensabend in der Seniorenresidenz Stiftung Altenheim St. Johannis – St. Nicolai, am Mittelweg 106.

Noch lange lernte Elisabeth Mitzlaff, um ihr Gedächtnis zu schulen und weil sie es als ehemalige Schauspielerin gewohnt war, Texte und Gedichte auswendig. Sie starb im Alter von 99 Jahren.

Text: Klaus Enser-Schlag