Renate Damm
(27.9.1935 – 7.6.2025)
Vorsitzende des Deutschen Juristinnenbundes e. V., Rechtsanwältin
Ballindamm 1 (Wirkungsstätte)
Volksdorfer Damm 261, bestattet auf dem Bergstedter Friedhof
Renate Damm studierte Jura in Erlangen und Hamburg und legte 1959 ihr erstes und 1963 ihr zweites juristisches Staatsexamen ab. Nach ihrem Jurastudium wurde Renate Damm 1963 als Rechtsreferendarin von dem Verleger Axel Springer eingestellt und avancierte 1967 zur Leiterin der Rechtsabteilung des Axel-Springer-Verlages. „1985 übernahm sie die Leitung der Stabsabteilung Recht der Axel Springer Verlag AG.“ 1)
In einem Nachruf des Hamburger Abendblattes heißt es: „Damm bekam in ihrer über 30-jährigen Karriere bei Springer alle Höhen und Tiefen des teilweise stark umstrittenen Verlags mit. Wie die ‚Bild‘-Zeitung in ihrem Nachruf berichtet, soll Axel Springer Damm einmal als den ‚einzigen Mann im Haus‘ bezeichnet haben.
Damm war dabei immer emanzipatorisch unterwegs und hatte im Justiziariat bereits früh eine 50-Prozent-Quote für Frauen durchgesetzt. (…).“ 2)
Renate Damm, die zwei Mal verheiratet gewesen war und einen Sohn hatte, wechselte 1996 im Alter von 61 Jahren in das Hamburger Büro der Sozietät der Bonner Kanzlei Redeker Schön Dahs & Sellner. Im Jahr 2000 „gründete sie in Hamburg die Kanzlei Damm & Mann, in der sie bis zum Jahr 2022 mit Schwerpunkt Presse-, Arbeits-, Vertrags- und Urheberrecht tätig war.“3)
Renate Damm engagierte sich ehrenamtlich auch standes- und parteipolitisch und setzte sich dabei für die Rechte der Frauen ein.
Von 1979 bis 1983 fungierte sie als Mitglied des Bundesvorstandes des deutschen Juristinnenbundes e. V. (djb), ab 1983 als deren Erste Vorsitzende. Später wurde sie Ehrenpräsidentin des Deutschen Juristinnenbundes.
„In ihrer Amtszeit verdoppelte sich die Mitgliederzahl. Ihr Wunsch war, dass jede Juristin selbstverständlich Mitglied im djb ist und dass Frauen Führungspositionen zur Normalität werden.
Renate Damm hat den djb sowohl in ihrer Amtszeit als Erste Vorsitzende als auch in den mehr als 50 Jahren ihrer Mitgliedschaft insgesamt stark geprägt,“ 4) heißt in der Traueranzeige des djb.
Parteipolitisch engagierte sich Renate Damm in der FDP. Über 50 Jahre war sie deren Mitglied. Von 1987 bis 1989 fungierte sie als stellvertretende Landeschefin der Elbliberalen.
„Ihre wichtigste Zeit in der FDP war in der Bundespolitik die Zusammenarbeit mit Hans-Dietrich Genscher. Er hatte auf ihren Wunsch, die Gleichberechtigungskommission der Bundesländer gegründet. In dieser Kommission wurden zahlreiche Gesetze erarbeitet. Das Wichtigste war das Gesetz zur Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe.
Für ihr politisches Engagement ist Renate Damm 1990 mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet worden. Sie wurde 2008 von der FDP mit der ‚Liberta‘, dem Ehrenpreis für Frauen, ausgezeichnet. 2011 wurde sie vom deutschen Anwalt Verein (DAV) für Ihre herausragende Rolle als Anwältin mit dem Marie-Otto-Preis ausgezeichnet. Seit 2016 war sie Ehrenmitglied der FDP Hamburg. (…),“ 5) ist im Nachruf des FDP Landesverbandes Hamburg nachzulesen.
Renate Damm und Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit verfassten 1984 eine umfangreiche Stellungnahme zu dem Referentenentwurf des sogenannten Unterhaltsänderungsgesetzes. Es wurden die darin vorgeschlagenen Kürzungen des Unterhalts abgelehnt, denn solche Kürzungen würden allein zu Lasten derjenigen Frauen gehen, „die nur deshalb sozial nicht abgesichert sind, weil sie sich in Übereinstimmung mit dem Ehepartner auf die Versorgung der Familie beschränkt haben. Der DJB formulierte deshalb eigene Beschränkungsmöglichkeiten, durch die sichergestellt werden sollte, dass Frauen, die langjährige Familienarbeit geleistet haben, von den neuen Kürzungsvorschriften ausgenommen wurden.“ 6)
1985 vertraten Frau Dr. Peschel-Gutzeit und die damalige Vorsitzende des „Deutschen Juristinnenbundes“ Renate Damm ihre Reformvorschläge auf einer vom Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages durchgeführten Anhörung. Es konnte erreicht werden, da ´die ‚Kürzungsgefahr und der damit vorprogrammierte soziale Abstieg für Frauen, die langjährige Familienarbeit geleistet haben, gebannt wurden.“ 7)
Renate Damm war auch daran beteiligt, dass Frauen nach der Hochzeit nicht mehr den Nachnamen ihres Ehemannes tragen müssen.
Renate Damm war von 1989 bis 1995 auch: „Mitglied im geschäftsführenden Ausschuss der Arbeitsgemeinschaft der Syndikus-Anwälte im Deutschen Anwaltverein; bis 2001 langjähriges Mitglied im Rechtsausschuss des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (VDZ) [und von] 1983 bis 2002 (…) Lehrbeauftragte für Medienrecht an der Universität München und von 1992 bis 2002 Dozentin für Presserecht am Institut für Kultur- und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater, Hamburg.“ 8)