Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Sophie Charlotte Schröder Sophie Charlotte Schröder, geb. Bierreichel, in zweiter Ehe Ackermann

(10.5.1714 Berlin – 13.10.1792 Hamburg)
Schauspielerin, Prinzipalin
Gänsemarkt 66-69, das dortige Comödienhaus wurde 1809 in Stadttheater umbenannt, Abriss 1877


3061 Sophie Ackermann
Sophie Charlotte Ackermann verwitwete Schröder, Bild: via Wikimedia Commons, Autor unbekannt / gemeinfrei

„Prinzessinnen – Haupt – und Glanzrollen in Trauer- und Lustspielen gab sie mit Glück. Eine schöne Figur, edle Würde, trefliche Diktion, bezeichnendes Händespiel wurden bald Vorzüge, durch Natur angeerbt und Fleiß erworben, die sie berühmt machten. Im Alter und als Madame Ackermann hat sie in Mütterrollen und außer der Bühne als Bildnerin junger Aktrizen sich daurenden Ruhm erworben“, (Johann Friedrich Schütze: Hamburger Theater-Geschichte. Hamburg 1794.) fasste Johann Friedrich Schütze das Wirken Sophie Charlotte Schröders zusammen.
Tochter eines Goldstickers, hatte Charlotte Bierreichel den Organisten Schröder in Berlin geheiratet, sich jedoch 1738 von ihm getrennt, weil der trunksüchtige Mann sie nicht ernähren konnte. In Hamburg suchte sie mit Näharbeiten ihr Auskommen, bis der berühmte Schauspieler Konrad Ekhof sie 1740 mit zur Schönemannschen Truppe nach Lüneburg nahm. Ob es um einen Rollenstreit oder eine unerfüllte Geldforderung ging, 1741 packte Madame Schröder kurz entschlossen ihre Habe zusammen und gründete eine eigene Truppe, wobei sie die Kollegen Konrad Ernst Ackermann, ihren späteren zweiten Ehemann, und das Ehepaar Starke mit sich nach Hamburg zog. Schönemann reiste ihr nach, um seine Privilegien in Hamburg zu sichern. Nach einem sechswöchigen Prozess erhielt jedoch Madame Schröder die Genehmigung, in Hamburg zu spielen. Wie Caroline Neuber (1697-1760) versuchte sie, das Niveau des Schauspiels auf der Bühne des Opernhauses zu heben. Aber wie diese hatte sie wenig Erfolg. Ihre Truppe war zu schwach und das Publikum wollte sich vor allem amüsieren. 1744 musste sie das Vorhaben wieder aufgeben. So wanderte sie, nachdem sie an anderen Orten in der Stadt wie im „Hof von Holland“ und in der „Fuhlentwietenbude“ an der Fuhlentwiete 10 ihr Glück versucht hatte, mit Konrad Ernst Ackermann bis nach Moskau, wo sie ihn nach dem Tode ihres ersten Ehemannes 1749 heiratete. Ihre Töchter Dorothea und Charlotte Ackermann wurden berühmte Schauspielerinnen. Von jetzt an hatte Konrad Ernst Ackermann die führende Rolle inne. 1753 übernahm er eine reisende Gesellschaft, mit der er 1755 in Königsberg und von 1760 bis 1763 in Mainz spielte. Danach kehrte das Paar mit der Truppe nach Hamburg zurück, wo Ackermann auf eigene Rechnung an der Stelle des Opernhofes das Comödienhaus bauen ließ, das 1765 eröffnet wurde. Nach zwei Jahren war er ruiniert. Die Bühne ging an Abel Seyler und zwei weitere Kaufleute über, die das erste deutsche Nationaltheater gründeten. Nach Seylers Scheitern übernahm Ackermann 1769 die Bühne erneut auf eigene Rechnung. Ein halbes Jahr vor seinem Tod übergab er sie 1771 offiziell an seine Frau und seinen Stiefsohn Friedrich Ludwig Schröder (1744–1816), der aus einer kurzzeitigen Wiedervereinigung Sophie Charlotte Schröders mit ihrem ersten Ehemann stammte. 1772 trat die Schauspielerin zum letzten Mal auf die Bühne und kümmerte sich fortan um die Finanzverwaltung, um Übersetzungen und die Bearbeitungen von Theaterstücken. Den Kostümen widmete sie eine bis dahin nicht dagewesene Sorgfalt und zog auch ihre Töchter zum Nähen, Sticken und Vergolden heran. Bei Gastspielen hielt sie mitreißende Begrüßungsreden über die Aufgabe des Theaters und die Würde des Schauspielerberufes. Vor allem aber war sie Repetitorin der Truppe und studierte nicht nur mit Frauen und Kindern, sondern häufig auch mit den Männern die Rollen ein. Ihr Sohn Friedrich Ludwig Schröder hatte die künstlerische Leitung der Bühne inne.
Text: Brita Reimers