Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Valerie Alport Valerie Alport, geb. Mankiewicz

(23.5.1874 Posen - 11.12.1960 Marseille)
Kunstsammlerin
Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756: Historischer Grabstein am Weg zum Garten der Frauen
Firma Beiersdorf: Hamburg Eimsbüttel (Wirkungsstätte)
Agnesstraße 1 (Wohnadresse)


Valerie Alports Grabstein ist das Entrée zum Garten der Frauen. Biegen Sie von der Cordesallee kommend dem Schild zum „Garten der Frauen“ folgend in den Fußweg ein, der direkt zum Garten der Frauen führt, werden Sie sofort auf der rechten Seite des Weges den Grabstein von Valerie Alport sehen. Neben den Stein hat der Verein Garten der Frauen auf einen Ständer eine Tafel mit der Vita der Kunstsammlerin und Mäzenin aufgestellt.
Valerie Alport war eine große Kunstsammlerin, ebenso ihr Schwager Oskar Troplowitz (18.1.1863 - 27.4.1918), der mit Valeries Schwester Gertrud (23.7.1869 - 20.8. 1920) verheiratet war. Valerie und ihre Schwester entstammten einer Apothekerfamilie. Valerie Alport besaß Anteile an der Firma Beiersdorf in Hamburg-Eimsbüttel, die von Oskar Troplowitz zu einem weltweiten Unternehmen der pharmazeutisch-kosmetischen Industrie entwickelt wurde (siehe Grabstätte Troplowitz/Mankiewicz am historischen Wasserturm, dem Dokumentationszentrum des Vereins Garten der Frauen, an der Cordesallee).
Valerie Alport war mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Firma Beiersdorf, Leo Alport (8.2.1868 Posen - 5.3.1935 Hamburg) verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Anna Elisabeth und Erich.
Vor dem Ersten Weltkrieg hatte Valerie Alport in Paris Kunstgeschichte studiert und mit der Sammlung von Kunstwerken begonnen. 1920 erbte sie von ihrer verstorbenen Schwester Gertrud, der Witwe Oskar Troplowitz, einen Teil deren Kunstsammlung.

3120 Agnesstr Alport
Agnesstraße 1, Foto: Beate Backhaus

Valerie Alport lebte mit ihrem Mann in einer Villa in der Agnesstraße 1. Dort veranstaltete sie Konzerte und Vorträge mit und für kunst- und kulturinteressierte Menschen. 1931/32 war Valerie Alport Mitglied der GEDOK (Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen).
Valerie Alports Kunstsammlung bestand aus neuer Kunst, so aus Bildern von Chagall, Matisse, Derain, Nolde. In Hamburg herrschte damals unter den wohlhabenden Kreisen ein reges Sammlerinteresse an moderner Kunst. Maike Bruhns schreibt dazu: „Im Jahre 1933 herrschte Vielfalt in der Szene. Wohlhabende Bankiers, Industrielle und Kaufleute wie Familie Behrens, Richard Samson, August Neuerburg, Heinrich Carl Hudtwalcker, Hermann Reemtsma, Otto Blumenfeld, Leo Alport konkurrierten mit den sammelnden Kunsthistorikern Max Sauerlandt, Rosa Schapire, Wilhelm Niemeyer, Hildebrandt Gurlitt, Carl Georg Heise, sowie den Architekten Oskar und Hans Gerson, den Ärzten Reinhard des Arts, Otto Siegfried Julius, Albert Martin Wolffson, den Juristen Reichard Robinow und Paul Rauert.“ (Maike Bruhns: Kunst in der Krise. Bd.1. Hamburg 2001, S.229, S. 235.)
Mit der jüdischen Malerin Anita Rée (ihre Urne befindet sich auf dem Althamburgischen Gedächtnisfriedhof des Ohlsdorfer Friedhofes) war Valerie Alport seit den 20er Jahren des 20. Jhds. freundschaftlich verbunden. Sie kaufte der Künstlerin zahlreiche Bilder ab und schützte sie somit vor Armut. 1931 reisten beide nach Italien. Die Reise finanzierte Valerie Alport. Nach Anita Rées Freitod im Jahre 1933 erbte sie die bei ihr gelagerten Bilder der Künstlerin. Valerie Alport besaß nun 85 Arbeiten von Anita Rée.
1935 starb Leo Alport, zwei Jahre zuvor, im April 1933, war er als jüdisches Aufsichtsratsmitglied von seinem Posten bei Beiersdorf zurückgetreten. Ein Jahr nach seinem Tod schenkte Valerie Alport einen Teil der Rée-Bilder dem Jüdischen Museum in Berlin. Nach dessen Zerschlagung im Jahre 1938 „glaubte man alle Bilder vernichtet, sie fanden sich nach Kriegsende dann erstaunlicherweise unversehrt wieder im Keller der Reichskulturkammer“, so Maike Bruhns.
Am 22. Juli 1937 emigrierte Valerie Alport zu ihrem Sohn Erich nach Oxfort. Zuvor hatte sie die Villa in der Agnesstraße verkauft. „Sie erhielt nur einen Teil der Kaufsumme ausbezahlt, von ihm bestritt sie in den Folgejahren ihre Lebenshaltungskosten. Das beträchtliche Vermögen wurde ihr durch ‘Reichsfluchtsteuer’ und ‘Judenvermögensabgabe’ mit Festlegung und Verkauf der Beiersdorf-Aktien im Wert von über einer Million Reichsmark abgenommen und der Rest auf einem Auswanderersperrkonto in der Bank M. M. Warburg festgelegt. Von London aus überwies Valerie Alport bis September 1941 von diesem Konto immer wieder Gelder an jüdische Hilfsorganisationen, an das ‘Hilfswerk Hamburg von 1933’, an den ‘Hilfsverein der Juden in Deutschland’ in Berlin, an Freunde oder alte Bekannte.“ (ebenda.)
Da nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten Moderne Kunst verfemt und verfolgt wurde und als „entartete Kunst“ galt, hatte Valerie Alport ihren Kunstbesitz, darunter auch Bilder von Anita Rée, ungehindert in die Emigration mitnehmen dürfen.
Text: Dr. Rita Bake