Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Ingrid Schulze-Sievers Dipl.-Vw. Ingrid Schulze-Sievers

(4.8.1918 Königsberg - 15.12.1999 Hamburg)
Vorsitzende des Akademikerinnenbundes Hamburg
Mövenstraße 1 (Wohnadresse)
Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756 (Erinnerungsstein)
Bornstraße 2, Studentenhaus (Wirkungsstätte)


3168 Sievers Ingrid
Foto aus "40 Jahre Akademikerinnenbund Hamburg e.V. 1948-1988". Hamburg 1988.

Ingrid Schulz-Sievers war über fünfzig Jahre engagiertes Mitglied des Akademikerinnenbundes Hamburg e.V.:4294}} (DABH). Sie wurde im Juni 1948 dessen Mitglied - also kaum ein halbes Jahr nachdem der Akademikerinnenbund Hamburg (DABH) von einer Gruppe engagierter Frauen um Emmy Beckmann und Anni Grühn gegründet worden war. Ingrid Schulze-Sievers war Diplom-Volkswirtin und persönlich haftende Teilhaberin einer Außenhandelsfirma. Von Anfang an arbeitete sie aktiv im ABH mit, zunächst als Schriftführerin. Zwischen 1976 und 1994 hatte sie dreimal jeweils für vier Jahre die aufwendige Funktion einer Ersten Vorsitzenden übernommen. Gleichzeitig wurde sie auf Grund ihrer Überzeugungskraft, ihrer Wirtschaftskenntnisse und Fremdsprachensicherheit über neun Jahre im Internationalen Verband „International Federation of University Women (IFUW)“ zunächst als Mitglied des Finanzausschusses und dann des Berufungsausschusses Convener ernannt. Seit 1970 war sie auch zweite Kuratoriumsvorsitzende in der „Stiftung Hamburger Studentinnenheime“ [siehe: {{Bio: Amalie Dietrich Haus] und seit Mitte der 80er Jahre im Aufnahmeausschuss des Studentenhauses Bornplatz 2. Im Jahre 1999 konnte sie noch erleben, vom Hamburger Senat mit der Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes ausgezeichnet und geehrt zu werden.
Im Akademikerinnenbund setzte sich Ingrid Schulze-Sievers stets für eine enge Zusammenarbeit mit der Universität und zwischen den Hamburger Frauenverbänden, für die gleichberechtigte Berufsentwicklung von Frauen und für die Entlastung von jungen Müttern ein. Von Anfang an setzte sie sich für Frauenfördermaßnahmen ein. Ab Anfang der 90er Jahre arbeitete sie intensiv an einer engen Zusammenarbeit mit ostdeutschen Akademikerinnen, so dass es zu mehreren fruchtbaren Treffen kam. Es ist aber nicht nur die Bereitschaft, wichtige Funktionen des Verbandes zu übernehmen, sondern auch die demokratische Art und Weise, wie Ingrid Schulze-Sievers den Verband führte, die zu Dank verpflichtet. Dabei wurde den Ideen verschiedener Generationen und Interessenbereiche nachgegeben, Anregungen aufgenommen, gebündelt und gemeinsam engagiert vertreten. Der Kontakt zu Studentinnen und Berufsanfängerinnen wurde gepflegt. Es entstanden ein Wirtschaftskreis, ein Aktionskreis, ein Literaturkreis sowie eine Studentengruppe zu verschiedenen Zeiten. Verschiedene Veranstaltungen wurden an der Universität und in den Räumen des Landesfrauenrats zum Teil auch mit anderen Verbänden gemeinsam organisiert. Ingrid Schulz-Sievers pflegte Kontakt zum Rathaus und zu den Parteien. Manches wurde durch mühsame politische Kleinarbeit für Frauen im Allgemeinen erreicht, ohne dies immer großartig sichtbar machen zu können. Der Akademikerinnenbund Hamburg e.V. hat Ingrid Schulze-Sievers sehr viel zu verdanken.
Text: Ulrike Dennig

In der Zeit des Nationalsozialismus war Ingrid Sievers von 1933 bis 1935 Mitglied im BDM (Bund Deutscher Mädel). Ab Dezember 1936 wurde die Hitler-Jugend, wozu auch der BDM gehörte zum staatlichen Jugendverband. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Mitgliedschaft noch freiwillig gewesen. Von 1942 bis 1943 war Ingrid Schulze-Sievers Mitglied im NSDStB (Nationalsozialistischer Studentenbund), von 1941 bis 1944 Mitglied im Deutschen Studentenbund und von 1939 bis 1943 Mitglied der DAF (Deutsche Arbeitsfront) [1] Die Deutsche Arbeitsfront wurde im Mai 1935 gegründet und war ein rechtlich der NSDAP angeschlossener Verband „mit ca. 23 Mio. Mitgliedern (1938) die größte NS-Massenorganisation. Als Einheitsgebilde ‚aller schaffenden Deutschen‘ konzipiert, schuf ihr Reichsleiter Robert Ley ein vielgliedriges, bürokratisch aufgeblähtes Organisationsimperium, mit dem er nahezu alle Felder der nat.soz. Wirtschafts- und Sozialpolitik einzudringen trachtete. Entscheidender Einfluß auf materielle Belange in diesem Bereich blieb der DAF jedoch verwehrt, vielmehr musste sie sich auf die allgemeine Betreuung und weltanschauliche Schulung ihrer Mitglieder beschränken.“ [2]
Text: Rita Bake