Charlotte Wolter
(1.3.1834 Köln – 14.6.1897 Hitzing/Wien)
Schauspielerin
Alstertor 2 Thalia Theater (Wirkungsstätte)
1861 erschien Charlotte Wolter, die Deutschlands bedeutendste Tragödin ihrer Zeit werden sollte, auf den Brettern des Thalia Theaters. Aus ärmlichsten Verhältnissen stammend, hatte sie als Kind den Schauspielerinnen ihre Kostüme in die Garderobe gebracht, und war von der glänzenden Welt des Theaters so bezaubert, dass sie alles daran setzte, selbst dorthin zu kommen. 1861 sah Chéri Maurice, der Direktor des Thalia Theaters, sie in Berlin und verpflichtete sie sogleich nach Hamburg. Doch noch bevor sie ihr Engagement antrat, bot ihr Heinrich Laube einen Vertrag am Wiener Burgtheater an. Ein Nervenkrieg zwischen Wien und Hamburg begann, da Maurice auf Erfüllung des Vertrages bestand. Charlotte Wolters Hermione in Shakespeares „Wintermärchen“ blieb in Hamburg unvergessen. 30 Mal spielte sie sie in einer Saison: „Ihre schöne, wahrhaft blendende Erscheinung, der reine Metallklang ihrer Stimme, die Tiefe der Empfindung und die hinreißende Gewalt der Leidenschaft, welche sie in geeigneten Momenten zu entfalten wusste, ließen es als unzweifelhaft erscheinen, dass hier eine Künstlerin von ungewöhnlichen Gaben und darum auch von großartigen Zukunftsaussichten ihrer vollen Entwicklung entgegen ging; und einige weitere Rollen, wie die Camelliendame, Iphigenie und Adrienne Lecouvreur, steigerten diesen Ruf der jungen Schauspielerin“[1], schrieb Ortmann. Nach knapp einem Jahr willigte Maurice ein, den auf vier Jahre geschlossenen Kontrakt vorzeitig zu beenden – unter der Bedingung, dass Charlotte Wolter in jedem der nächsten vier Jahre für einige Wochen in Hamburg zu Gast wäre. In Wien feierte die Schauspielerin auf der Bühne Triumphe durch die Darstellung so unterschiedlicher Charaktere wie verführerischer, zerstörerischer Frauen und hoheitsvoller Priesterinnen, in der Gesellschaft durch Heirat in den Adel und den Kult, den Künstler mit ihr trieben.
Text: Brita Reimers