Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Henriette Weber Henriette Weber, geb. Nottebohm

(22.10.1792 – 1.12.1886)
Mittelpunkt der damaligen tonangebenden Gesellschaft.
Neuer Jungfernstieg 11 (Wohn- und Wirkungsadresse)
Bestattet Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756: Grab Z 12, 20-24 und AA 12, 1-33


Ausschnitt aus dem Szenischen Rundgang "Immer wieder Theater mit den Frauen", (Sprecherinnen: Rita Bake, Herma Koehn, Thomas Karallus)

Leise Pianoklänge und im Winter prasselndes Kaminfeuer erfüllen und erwärmen zum five o’ clock tea das mit gediegenem Mobiliar und weichen Polstermöbeln eingerichtete Kaminzimmer des Hotels „Vier Jahreszeiten“. Das 1904 erbaute First-Class-Hotel ist ein würdiger Nachfolger des Weberschen Domizils, das hier einst stand, bevor Friedrich Haerlin 1897 hier sein kleines Elf-Zimmer Hotel errichtete, das durch den Kauf weiterer Häuser zum „Vier Jahreszeiten“ vergrößert wurde.

3235 Henriette Weber
Henriette Weber, Bildquelle: Staatsarchiv Hamburg

Henriette Nottebohm hatte ihre Kindheit und Jugend auf dem Kupferhammer bei Brackwede, einem großen Fabrikgut in der Nähe von Bielefeld verbracht. 1814 heiratete sie David Friedrich Weber, der zusammen mit seinem Cousin Gottlieb Woermann das Leinenhaus Woermann & Weber in Bielefeld gegründet hatte. Im Jahr seiner Heirat zog das Ehepaar nach Hamburg, um hier unter der Firma D. F. Weber & Co. mit Bielefelder Leinen Überseehandel zu betreiben (später dann Handel mit Salpeter aus Chile und Einstieg ins Reedereigeschäft).
Das Ehepaar bekam acht Kinder. In ihrem Stadthaus am Neuen Jungfernstieg 11 und in ihrem Landhaus in Övelgönne pflegten die Webers große Gesellschaften. Unter den zahlreichen Gästen des Hauses befanden sich viele prominente Künstler, so z. B. Valentin Ruths und Otto Speckter.

3235 Rundgang Immer Wieder Theater Mit Frauen Weber
Herma Koehn als Henriette Weber im Szenischen Rundgang "Immer wider Theater mit den Frauen"

Im Winter waren die so genannten Weber-Abende, zu denen Henriette Weber und ihr Mann seit 1865 (ab 1869 Henriette Weber dann allein als Witwe) jeden zweiten Mittwoch in ihr Haus am Neuen Jungfernstieg 11 einluden, von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Junge wie ältere Menschen, oft bis zu 80 Personen, folgten der Einladung zu Vorträgen aus den unterschiedlichsten Themenbereichen. Danach lud die Dame des Hauses zu einem Imbiss ein, der an kleinen Tischen gereicht wurde, wo sich die illustre Gesellschaft bei Häppchen und Schnittchen angeregt über das Vorgetragene unterhielt.
„Henriette Weber suchte selbst die Vortragenden und die Themen über die sie reden sollten, aus: ‚Schon während des Sommers beschäftigte sich Großmama viel mit dem Gedanken, wie sich wohl ihre ‚Abende‘ während des nächsten Winters gestalten würden.‘ (…). Karl Woermann erinnert; ‚Den Vortrag zu halten, der natürlich allgemeinverständlich sein musste, wurden einheimische oder auswärtige Gelehrte eingeladen.‘ Er räumt jedoch ein, dass die Vorträge den Vorstellungen seiner Großeltern entsprechen mussten: ‚Vor allem aber ließen meine Großeltern es sich angelegen sein, ihr Haus zu einem der Mittelpunkte geistigen, wissenschaftlichen und künstlerischen Lebens in Hamburg zu machen, so weit es sich mit ihren Lebensanschauungen vertrug.‘ Woermann, bekennender Atheist, dachte hierbei vermutlich insbesondere an die Vielzahl der theologisch orientierten Vorträge: ‚Bei ihrem ausgesprochen religiösen Sinn spielten die Theologen eine Hauptrolle in ihrem geselligen Kreise.“[1]
Text: Dr. Rita Bake