Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Elke Lang

(29.10.1952 Wiesbaden – 12.1.1998 Hamburg)
Schauspielerin
Alstertor 2 Thalia Theater (Wirkungsstätte)
Bestattet in Sienna auf Friedhof San Jusmé


„Das weibliche Geschlecht ist noch nicht so weit, wie es tut“, konstatierte die Schauspielerin und Regisseurin Elke Lang am 28.4.1988 in der „Süddeutschen Zeitung“, als sie für das Stück „Nur Du“ keine Schauspielerin fand, die sich selbstbewusst, hübsch, unabhängig und erfolgreich darzustellen wusste.
Begonnen hatte die Hausmeisterstochter als Schauspielerin. Über Basel kam sie ans Thalia Theater, wo sie in Hans Hollmanns „Faust“ in der Spielzeit 1979/80 drei Rollen spielte und dann die Marie in Büchners „Woyzeck“ unter Michael Gruner. Diese Rolle und die Zusammenarbeit mit Gruner war ihr so wichtig, dass sie dafür einen Dreijahresvertrag in Frankfurt platzen ließ. „Er gibt einem das Gefühl, daß man unaustauschbar ist. Darin sehe ich auch die einzige Möglichkeit, das Theater wieder attraktiv zu machen: In der Konzentration auf den Menschen, weg vom äußeren Aufwand und der Entindividualisierung des Künstlers. Ich glaube, das Theater der siebziger Jahre, das ins andere Extrem umgeschlagen war, ist tot“, sagte sie in einem Interview im „Hamburger Abendblatt“ vom 31.5.1980. Und über die Rolle der Marie sinnierte sie im selben Interview: „Sie ist fähig, ohne Vernunft nur aus dem Gefühl heraus zu entscheiden. Sie ist so ausschließlich sinnlich, daß sie daran stirbt.“
Elke Lang verließ Hamburg und war für einige Zeit feste Mitarbeiterin am Frankfurter „TAT“. 1993/94 kehrte sie nach Hamburg zurück und arbeitete am Schauspielhaus und an den Hamburger Kammerspielen in der Doppelrolle als Regisseurin und Schauspielerin. Elke Lang erlag ihrem Krebsleiden auf der Heimfahrt von Proben zu „Dantons Tod“ im Schauspielhaus.
„Es war oft die Frage, ob man sie lieber als Darstellerin oder als Regisseurin sehen wollte“, schrieb Peter Iden am 14.1.1998 in seinem Nachruf in der „FAZ“ und fuhr fort: „Unter ihrer Regie konnten sehr dichte szenische Wirkungen entstehen, mit den Bögen der Stücke hatte sie dann manchmal Schwierigkeiten. Die Schauspielerin hat auch in Hamburg, wie damals, als sich ihr Talent in Basel zum ersten Mal zeigte, Auftritte gehabt, denen die Kritik das Attribut ‚unvergesslich‘ zuerkannte. So Mechthild Lange, als sie in dieser Zeitung die Darstellung der Maria in Shakespeares ‚Was ihr wollt‘ beschrieb: ‚Elke Lang als Maria, eine zarte und groteske Zirkusprinzessin mit riesigen traurigen Augen. Sie bewegt sich tänzerisch mit unglaublicher Leichtigkeit. Als ob Schnüre sie hielten wie eine Marionette, scheint sie kaum den Boden zu berühren.‘ Das war es, was in ihrer Präsenz auf der Bühne in den besten Augenblicken zusammenkommen konnte: Die gespannteste Erregung und eine schwebende Leichtigkeit zugleich.“
Text: Brita Reimers