Maria von Ilosvay
(8.5.1913 Nagykallo/Ungarn – 16.6.1987 Hamburg)
Opernsängerin, Stimmlage Alt
Alsterufer 20 c (Wohnadresse)
Heimhuder Straße 37 (Wohnadresse)
Hamburgische Staatsoper: Dammtorstraße 28 (Wirkungsstätte)
„Ich wollte eigentlich Pferde züchten; ich wäre bestimmt eine herrliche Landfrau geworden.“ [1] Doch dann absolvierte die aus einer „sehr katholischen“ Familie stammende Ungarin, deren Vorfahren Gutsbesitzer, Politiker und Geistliche waren, nach dem 1934 in Budapest abgelegten Abitur eine damals in höheren ungarischen Kreisen nicht unübliche umfassende musikalische Ausbildung,. Béla Bartók, Zoltán Kodály und der Direktor der Musikhochschule Ernst von Dohnányi waren ihre Lehrer in Budapest. Anschließend studierte sie in Wien. Dort schloss sie ihre Ausbildung 1937 mit der Deutschen Opernprüfung ab.
Die besondere Liebe Maria von Ilosvays galt dem Liedgesang und dem Oratorium, doch aus finanziellen Gründen wandte sie sich der Oper zu und schloss 1940 einen Vertrag mit der Hamburger Oper, der erst 1973 mit ihrem Abschied von der Bühne endete. Lieber wäre sie an eine kleinere Bühne gegangen. „Ich wollte geborgen sein, keine Nummer. Wir haben heute keinen Boden mehr, und unsere großen Opern sind Übergangsbahnhöfe geworden“, klagte die Sängerin, die ihren ungarischen Akzent niemals verlor.
Vor ihrem Engagement in Hamburg hatte sie von 1938 bis 1939 bei NBC New York tätig gewesen, dann 1939 im Stadttheater in Aussig und von 1939 bis 1940 am Opernhaus in Essen.
[Ergänzung von Rita Bake: Maria von Ilosvay trat in der NS-Zeit keiner NS-Organisation bei. Sie war ab 1940 nur Zwangsmitglied der Reichsmusikkammer. (Staatsarchiv Hamburg 221-11 Misc 13555).]
Sie war zu Gastspielen in Wien, Salzburg, Bayreuth, München, Stuttgart, London und Mailand unterwegs. Als sie in der Spielzeit 1956/57 gleichzeitig an der New Yorker Met engagiert war, erlitt sie während einer Vorstellung der „Götterdämmerung“ in Hamburg einen Herzanfall.
Die Wagner-, Verdi- und Mozartsängerin, deren stimmliche Möglichkeiten zudem den gesamten Oratoriums- und Liedbereich einschließlich solcher Komponisten wie Debussy, Ravel und Frank Martin abdeckten, und die an verschiedenen Uraufführungen in Hamburg mitwirkte, sang unter vielen der mit dem Buchstaben K beginnenden großen Dirigenten ihrer Zeit. Hans Knappertsbusch, von dem sie sagte, er habe eine ungeheure Autorität gehabt, sie habe ihn so adoriert, dass sie ihm die Waltraute im Kopfstand gesungen hätte, gehörte ebenso dazu wie Clemens Krauss, Otto Klemperer und Herbert von Karajan: „Es ist schwer, von Karajan anerkannt zu werden, aber wenn er einen anerkennt, dann fühlt man sich bei ihm als Sänger wie in Abrahams Schoß.“ Weniger geschätzt dagegen fühlte sich die Kammersängerin und erste Ehefrau des Intendanten Günther Rennerts vom Hamburger Publikum: „Merkwürdig, ich habe hier so lange gesungen, aber so richtig anerkannt worden bin ich nicht.“ Auch ihr Wunsch, nach ihrem Abschied von der Bühne an der Hamburger Musikhochschule ihr Wissen und Können an junge Kolleginnen weiterzugeben, verwirklichte sich nicht. Ebenso wenig der Wunsch, nach Ungarn zurückzukehren. Man hatte ihr von offizieller Stelle eine Absage erteilt. „Damit bin ich noch nicht fertig geworden, nicht damit, dass ich nicht mehr singe.“ In ihrer Atelierwohnung im obersten Stockwerk eines der Grindelhochhäuser fühlte sie sich „wie ein ins Weltall geschossener Maulwurf“– „46 Fenster. Die reinste Hitchcock-Wohnung!“
Text: Brita Reimers