Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Martha Mödl

(22.3.1912 Nürnberg – 17.12.2001 Stuttgart)
Sopranistin
Dammtorstraße 28, Hamburgische Staatsoper (Wirkungsstätte)


Martha Mödls Leben war ihre Kunst, ein Leben zwischen Opernhäusern und Hotelzimmern, wo sie auf die abendlichen Auftritte wartete. Und sie sang im Laufe ihrer langen Karriere, die mit unvermindertem Glanz bis jenseits ihres 70. Lebensjahres dauerte, an allen großen Opernhäusern der Welt. „Die Stimme – ein Zauberkasten“, schwärmte Wilhelm Furtwängler und Wieland Wagner: „Kundry! Brünhilde! Isolde! – Keine wie du!“
Die ehemalige kaufmännische Angestellte in verschiedenen Nürnberger Kaufhäusern, wo sie sowohl im Büro als auch im Verkauf tätig war konnte erst mit 28 Jahren ein Gesangsstudium am Konservatorium ihrer Heimatstadt aufnehmen, später ging sie zu Otto Mueller nach Mailand. Nachdem sie in den ersten Jahren ihrer Karriere im Alt-Fach gesungen hatte, so war sie zwischen 1940 und 1943 Opernsängerin am Stadttheater in Remscheid und ab 1943 an den städtischen Bühnen in Düsseldorf engagiert, wandelte sich ihre Stimme während ihres Engagements in Düsseldorf von 1945 bis 1949 zum hochdramatischen Sopran. Günther Rennert, der ihre „tiefernste“ Carmen in Düsseldorf hörte, holte sie nach Hamburg, wo sie von 1949 bis 1952 dem Ensemble angehörte. Hier entwickelte sie sich zur gefeierten Wagner-Sängerin, die ab 1951 jährlich in Bayreuth begeisterte. Aber auch der Moderne fühlte sich Martha Mödl verpflichtet und wirkte in zahlreichen Uraufführungen: 1971 in Schwetzingen in Reimanns „Melusine“, 1972 in Fortners „Elisabeth Tudor“ an der Deutschen Oper in Berlin, 1976 in G. von Einems „Kabale und Liebe“ in Wien, 1984 in Reimanns „Gespenstersonate“ an der Deutschen Oper in Berlin. „Wenn ‚die Mödl‘ in Isang Yuns ‚Geisterliebe‘ oder in Reimanns ‚Gespenstersonate‘ die Bühne betrat, war sie nie ‚die komische Alte‘, sondern mit einem Ton, einem Blick oder einer Geste Zentrum des Geschehens“, schwärmte ein jugendlicher Verehrer im „Bayernkurier“. „Üppige stimmliche Mittel und eine faszinierende Dramatik des Vortrages machen ihre Interpretation – zumal der großen Wagner-Heroinen – unvergeßlich“, heißt es in Reimanns Sängerlexikon von einer Sängerin, deren Leben ihre Rollen waren. Noch im Jahr 2000 sang Martha Mödl in Mannheim die Gräfin in Tschaikowskys ”Pique Dame”.
[Ergänzung von Rita Bake: Martha Mödl war in der NS-Zeit keiner NS-Organisation beigetreten. (Staatsarchiv Hamburg 211-11 Misc 14107)]
Text: Brita Reimers