Charlotte Uhse Charlotte Uhse, geb. Milling
(8.10.1909 Berlin – 29.10.1987 Hamburg)
Begründerin der Charlotte Uhse-Stiftung. Förderung des Balletts der Hamburgischen Staatsoper, insbesondere Förderung des deutschen Nachwuchses durch laufende Unterstützung und/oder Aussetzung von Prämien für besondere Leistungen.
Dammtorstraße 28, Hamburgische Staatsoper (Wirkungsstätte)
Charlotte Uhse, die als Fürsorgerin arbeitete, wohnte mit ihrem Mann Heinz nach dem Zweiten Weltkrieg im sowjetisch besetzten Teil Berlins. Dort schloss sie sich der Opposition gegen die sowjetische Besatzungsmacht an und fiel der Regierung bald durch ihre oppositionellen Plakataktionen auf. Charlotte Uhse wurde verhaftet und nach langer Untersuchungshaft der Prozess gemacht. Ebenso erging es ihrem Ehemann. Beide wurden zu Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt. Erst Mitte der fünfziger Jahre kamen sie frei und zogen nach Halstenbek bei Hamburg. Charlotte Uhse übernahm hier eine Aufgabe bei der Sozialbehörde und kümmerte sich um alte und gebrechliche Menschen. Durch den Besuch von Ballettvorstellungen konnte sie ihre seelischen Wunden, die die Jahre der Zwangsarbeit ihr zugefügt hatten, ein wenig vergessen. Sie trat dem Kreis der Hamburger Ballettfreunde e. V. bei und unternahm mit diesen viele Reisen zu Ballettveranstaltungen in aller Welt. Ihrem sozialen Engagement folgend, half sie sehr bald bei finanziellen Nöten des tänzerischen Nachwuchses. Noch weit vor der Zeit, als die Förderung der Ballettschule John Neumeiers begann, wurde Charlotte Uhse in Eigeninitiative und mit eigenen Mitteln tätig. So ermöglichte sie einem österreichischen Schüler den Abschluss seines Studiums und begann den Ballettnachwuchs zu fördern. Noch zu Lebzeiten sorgte sie dafür, dass ihr Vermögen nach ihrem Tod in eine Stiftung einfließen sollte. 1979 wurde eine Satzung für eine Stiftung vorbereitet, die nach dem Tod von Charlotte Uhse im Jahre 1987 errichtet wurde. Diese ist in der Lage, im Allgemeinen zwei BallettschülerInnen des von John Neumeier ins Leben gerufenen Hamburger Ballettzentrums zu fördern.
Text: Dr. Rita Bake