Friedel Büscher Friedrike (Friedel) Büscher, geb. Bade
(13.3.1913 Hamburg - 27.1.2004)
Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
Hamburger Rathaus, Rathausmarkt (Wirkungsstätte)
Theodor-Körner-Weg 2 (Wohnadresse)
Namensgeberin für Friederike-Büscher-Wanderweg in Niendorf seit 2015
Bestattet auf dem Alten Niendorfer Friedhof, Promenadenstraße 8 , Grablage: Abt. 6, Reihe 54, Nr. 5
Bis zu ihrer Heirat im Jahre 1939 mit dem Sozialdemokraten und Maurer Karl Büscher war Friedel Büscher Bilanzbuchhalterin, dann Hausfrau. Ab 1925 aktiv bei den „Kinderfreunden“. 1927 Eintritt in die „Sozialistische Arbeiterjugend“ (SAJ), 1931 Mitglied der SPD bis zu ihrem Verbot.
Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, wurde Friedel Büschers – damals noch Freund – Karl als „staatspolitisch unzuverlässig“ eingestuft. Dies bedeutete für ihn, dass er vielfach arbeitslos wurde. Seine zukünftigen Schwiegereltern – auch Mitglieder der SPD – nahmen ihn in ihrem Haus in Niendorf auf.
Ein Jahr nach der Hochzeit wurde Karl Büscher 1933 im Alter von 33 Jahren zur Wehrmacht eingezogen. 1943 wurde er verwundet. Während dieser Zeit bekam er zweimal Urlaub: das erste Mal, als sein Bruder Hans als Soldat getötet wurde und gleichzeitig die Tochter von Karl und Friedel Büscher geboren wurde; das zweite Mal nach dem Bombenangriff auf Hamburg im Juli 1943.
Nach der Zeit des Nationalsozialismus trat Friedel Büscher 1945 wieder der SPD bei. Im selben Jahr wurde sie Mitbegründerin der SPD in Hamburg-Niendorf. Ihr Mann Karl bekam eine Anstellung im Arbeitsamt (Abteilung Bau) in der Kieler Straße und wurde in der Gewerkschaft Fachgruppenobmann der Maurer Hamburgs, außerdem saß er im Verwaltungsrat der IG Bau-Steine-Erden. Darüber hinaus war Karl Büscher von 1948 bis 1970 Distriktvorsitzender der SPD Niendorf.
Friedel Büscher war von 1949 bis 1970 Mitglied der Bezirksversammlung Hamburg-Eimsbüttel, außerdem Mitglied im Ortsauschuss Hamburg-Lokstedt – von seiner Gründung bis zum Jahre 1966. Weiterhin agierte sie im Landesfrauenausschuss und im Elternrat.
Kommunalpolitisch setzte sie sich für die Kleingärtner, die der Flughafenerweiterung weichen mussten, und für den Schulbau ein.
Als 1966 Hamburg-Niendorfs Einwohnerinnen- und Einwohnerzahl das Limit erreicht hatte, um eine(n) Bürgerschaftsabgeordnete(n) zu stellen, zog sie als erste Niendorferin ins Parlament. Friedel Büscher war von 1966 bis 1978 Bürgerschaftsmitglied. Sie legte im Alter von 55 Jahren ihr Mandat nieder, um ihr Enkelkind zu betreuen: „Wer für die Emanzipation der Frau streitet, muss auch etwas dafür tun.“ Ihre Tochter eröffnete in dieser Zeit eine Facharztpraxis.
Frau Büschers Arbeitsschwerpunkte während ihrer Abgeordnetenzeit waren: Mitglied der Bodenordnungskommission, stellvertretende Vorsitzende im Bauausschuss, Mitglied des Haushaltsausschusses der Finanzbehörde und des Rechnungshofes.
Zu ihren Erfolgserlebnissen zählte sie ihr gutes Ansehen in der Fraktion. Es gelang ihr, sich Gehör zu verschaffen und dadurch vielen Menschen helfen zu können. Sie hätte es gern erreicht, dass die Häuser in der Hafenstraße zu Anfang der einsetzenden Auseinandersetzungen abgerissen worden wären – „das hätte viel erspart“, sagte sie.
Ihre 34 Jahre aktive Kommunalpolitik – davon zwölf Jahre Bürgerschaftsarbeit – konnte sie mit ihrem Privatleben gut vereinbaren, da sie von ihrem Mann und ihrer Mutter unterstützt wurde. Nach ihrer Abgeordnetenzeit war sie Deputierte der Baubehörde, später Mitglied im Bezirkssenioren- und Landesseniorenbeirat und im Alter von 81 Jahren noch in einer Frauengruppe aktiv. 1979 erhielt sie das Verdienstkreuz am Bande. Sie hatte lange gezögert, diesen Orden entgegenzunehmen: „Hamburger und Hamburgerinnen schmücken sich nicht mit Orden.“ Aber ihrer Tochter zuliebe und für das Enkelkind nahm sie die Ehrung an.
Text: Dr. Rita Bake