Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Hilde Knoth Hilde Knoth, verh. Kliewe

(25.11.1888 in Posen - 23.12.1933 in Hamburg)
Schauspielerin am Deutschen Schauspielhaus von 1915 bis 1929
Schauspielhaus, Kirchenallee (Wirkungsstätte)
Ihr Grabstein steht im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756


„Keine wahre Liebe zur Kunst ohne heiße Liebe zur Menschlichkeit“. Diesen Sinnspruch schrieb Hilde Knoth ihren zahlreichen Verehrern ins Stammbuch. Es war das Motto, unter das sie ihr Leben gestellt hatte.
Als Hilde Knoth noch ein Kind war, starb ihr Vater, der sich gewünscht hatte, dass seine Tochter den Beruf der Lehrerin ergreifen würde. Hilde wollte aber lieber Schauspielerin werden. Und da ihre Mutter dem zustimmte, absolvierte Hilde in Berlin eine Ausbildung im dramatischen Fach. Finanzielle Unterstützung erhielt sie durch die „kaiserliche Schatulle“. Hildes Laufbahn begann in Coburg-Gotha am dortigen Hoftheater. Es folgte Hannover (Hoftheater) und dann Hamburg, wo sie 1915 als Mitglied des Hannoverschen Hoftheaters ein Gastspielengagement annahm. Mit der Luise in „Kabale und Liebe“ sollte sie ihre Eignung für das Schauspielhaus beweisen und hatte Erfolg. Sie erhielt einen mehrjährigen Vertrag. Hilde Knoth blieb bis 1929 am Schauspielhaus. Sie spielte in den Anfangsjahren die sentimentale und tragische Liebhaberin, so das Gretchen in „Faust“, das Käthchen von Heilbronn, Lessings Emilia Galotti. Mit den Jahren wurde Hilde Knoth eine, wie es in der „Volksbühne“ von 1954 stand, „erschütternde Hebbelsche Klara, eine klassisch-edle Iphigenie, eine schalkhaft-lustige Porzia, eine ergreifende Maria Stuart, eine menschlich-warme Minna von Barnhelm.“ Im modernen Spielplan zeigte sie sich als elegante Salon- und Konversationsschauspielerin. Zu ihren Lieblingsrollen gehörten neben der Königin Anna in Scibes „Ein Glas Wasser“ Ibsens „Nora“ und die Solveig in „Peer Gynt“.
In Hamburg wurde Hilde Knoth der umjubelte Schwarm des Publikums. Robert Nhil schrieb zu ihrem Tode am 30.12.1933 in einer Zeitung eine kleine Hommage an Hilde Knoth: „Auf dem Fundament einer außerordentlichen Sprechkunst entfalteten sich diese Leistungen zur Vollkommenheit und durch den zündenden Einfluß deines künstlerischen Vorbildes, durch Adele Doré beflügelt, schlugen sich steigend, immer neue Flammen deiner eigenen reichen Begabung und deines nie ruhenden Fleißes empor. So gelangtest du, immer befreiter, zu dem ersehnten Ziel aller echten schauspielerischen Wesensart, in unaufhörlicher Arbeit an dir selbst, an deinen natürlichen Mitteln und ihrer technischen Verwertung den Begriff von Spiel und Schein ganz vergessen zu machen und ganz zum Menschen zu werden.“
Seit 1929 war Hilde Knoth mit dem Hamburger Arzt Walter Kliewe verheiratet und wurde Mutter eines Kindes. Bedingt durch ein Brustleiden konnte Hilde Knoth nur noch selten als Schauspielerin auftreten. So begann sie, für den Hörfunk zu arbeiten. Sie sprach z.B. in dem Hörspiel „Struensee-Prozeß“ die Karoline Mathilde und die gemahlin Gustav Adolfs in „Der Tag von Lützen“.
Hilde Knoth erhielt für ihre schauspielerischen Leistungen viele Auszeichnungen und Ehrungen, zuletzt den „Marie Seebach-Ring“, den 1866 Königin Emma der Niederlanden der Schauspielerin Marie Seebach geschenkt hatte. Der Ring bestand aus zwei rechteckigen Smaragden und vielen Brillianten. Die jeweilige Trägerin verpflichtete sich, dem Wunsch Marie Seebachs entsprechend, im Falle des Todes den Ehrenring an eine andere Schauspielerin weiterzureichen. Unterließ sie dieses, wurde der jeweilige Leiter des Schauspielhauses beauftragt, eine Nachfolgerin zu erwählen. Nach Hilde Knoth erhielt Hildegard Warsitz diesen Ehrenring.
Hilde Knoth starb im Alter von 45 Jahren an ihrem Brustleiden.
Text: Brita Reimers