Marie Seebach
(24.2.1829 Riga – 3.8.1829 St. Moritz)
Schauspielerin
Alstertor Thalia Theater (Wirkungsstätte)
Als Ersatz für die so beliebte Lina Fuhr engagierte Chéri Maurice, der Direktor des Thalia Theaters, Marie Seebach, den „Stern des Nordens“, wie sie später genannt wurde. Das Publikum reagierte zunächst verhalten, konnte Marie Seebach ihrer Vorgängerin an äußerer Schönheit doch nicht das Wasser reichen. Maurice jedoch hatte ihr Talent erkannt, und je mehr sie aus dem Fach der Soubrette, das sie in Kassel vertreten hatte, herauswuchs, trat ihre Begabung zu Tage. Als „Waise von Lowood“ gelang ihr der endgültige Durchbruch: „(...) niemals sind doch die Kämpfe eines reinen und edlen Mädchenherzens mit so überwältigender Wahrheit und zugleich mit so unendlichem, bestrickenden Liebreiz dargestellt worden, als von Marie Seebach, welche ihren Weltruf als eine der ersten deutschen Schauspielerinnen mit gutem Recht von diesem 8. Juni des Jahres 1853 datiren kann“, [1] schwärmte der Chronist Reinhard Ortmann 1881. Ein Jahr später war Marie Seebach bereits in Wien. Über ihre dortigen Anfänge urteilte Eduard Devrient: „(...) ihre Berufung zum Burgtheater und der maßvolle Stil des Ensembles, in welches sie eintrat [hielten sie nicht] ab, die grellen Effekte, die Übertreibungen und Manieren sich anzueignen, welche den Massenbeifall garantieren. So kam es, daß die Wunderpracht ihrer genialen Erfindungskraft, ihrer reinen und charakteristischen Auffassung, ihre Befähigung zum Ausdruck der feinsten und innigsten Seelenstimmungen durch eine komödiantische Aufführung teilweise entstellt und verzerrt wurden und daß der Kunstfreund vor ihren Darstellungen von Entzücken und Bewunderung zu Bedauern und Verdruß hin und her geworfen wurde.“ [2] Von 1867 bis 1887 unternahm Marie Seebach Tourneen, zum Teil mit einer eigenen Truppe, der „Seebach-Company“: „Sie zog damals noch gastierend umher, spielte skrupellos auf den kleinsten Bühnen, unter anderen ihr berühmtes ‚Gretchen‘ und es fanden sich allenthalben Bewunderer genug, die es der fast Fünfzigjährigen ‚glaubten‘. Auch die Skeptiker saßen im Auditorium, schon aus Neugierde. So machte sie durchweg gute Geschäfte, ließ sich die Einnahmen garantieren und war vorsichtig genug bei unsicheren Truppen kurz vor Beginn der Vorstellung Abrechnung und Geld zu verlangen – eher spielte sie nicht“, [3] erzählte Oskar Wagner in seinem biographischen Text. Mit einem Teil des auf diese Weise gewonnenen Vermögens gründete Marie Seebach 1895 in Weimar ein Heim für alte, hilfsbedürftige Schauspielerinnen und Schauspieler, das so genannte Marie Seebachstift.
Text: Brita Reimers