Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Irene Koss

(3.8.1928 Hamburg - 1.5.1996 München)
Fernsehansagerin, Schauspielerin
Gazellenkamp: NRD-Fernsehen (Wirkungsstätte)
Brahmsallee 125 (Wohnadresse)


3562 Irene Koss
Irene Koss, Bild: Staatsarchiv Hamburg

„’Eines Tages im November 1950 sprach ich mit meinem Agenten’ erzählte die gebürtige Hamburgerin einmal ‚der sagte: ‘Frolein, gehen Sie doch einmal zum Heiligengeistfeld. Die machen da was, was sie Fernsehen nennen‘. Irene Koss, damals gerade 23 Jahre alt, ging hin - und wurde die erste TV-Ansagerin Deutschlands”, schrieb das Hamburger Abendblatt zu ihrem Tode am 4.5.1996. Zum Fernsehen des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) kam die ausgebildete Schauspielerin, als für Fernsehspiele ein Schauspielensemble gesucht wurde. Es wurde jedoch mangels finanzieller Mittel nie zusammengestellt. Die Tochter eines Zigarrenhändlers und Hobby-Magiers, die ab 1948 als Naiv-Sentimentale an den Hamburger Kammerspielen und im Theater am Besenbinderhof unter Vertrag gestanden hatte, blieb beim Fernsehen und wurde Ansagerin. Im Wechsel mit der Ansagerin Angelika Feldmann sagte sie die Sendungen an, die damals noch versuchsweise dreimal pro Woche für einige Stunden ausgestrahlt wurden. Über diese Zeit erzählte sie: „Wir saßen bei 40 Grad Hitze in einem winzigen Kabäuschen. Mitten im Raum hing ein Vorhang. Nach einem kräftigen Gongschlag teilte er sich, wurde links und rechts hochgerafft und ich stand da.” (Hamburger Abendblatt vom 4.5.1996).
Nachdem 1952 die reguläre Geburtsstunde des Fernsehens geschlagen hatte, avancierte Irene Koss schnell zur “Chefansagerin”. Sie erhielt Preise wie die Goldene Rose der Zeitschrift “Star-Revue”, den Goldenen Bildschirm von “TV Hören und Sehen” und den Großen Otto der Jugendzeitschrift “Bravo”. Neben ihrer Tätigkeit als Ansagerin war sie auch als Kinderbuchautorin tätig.
1962 heiratete sie den Sportreporter Sammy Drechsel. Sie verließ den NRD und folgte ihrem Mann nach München. Sie kümmerte sich nun um die Erziehung ihrer beiden Töchter und half ihrem Mann bei der 1956 gegründeten “Münchner Lach- und Schießgesellschaft”. Sie saß an der Kasse, schmierte Brote, agierte hinter den Kulissen des Kabaretts. Nachdem ihr Mann 1986 gestorben war, baute sie ein umfangreiches Bild- und Textarchiv der gespielten Programme des Kabaretts auf.
Text: Rita Bake