Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Anna Froelich

(1875 - 10.6.1953 Hadersleben)
Stifterin
Grandweg 92: ehemals Frauenwohnheim (gestiftet)


In ihrem Lebenstraum hatte das Erreichen eines eigenen Wohlstands nie eine Rolle gespielt. Sie hatte stets den Plan von einem besseren Leben nur für die Anderen verfolgt.
Anna Froelich stammte aus Hamburg. Sie war bereits in ihrer Jugend allein auf sich gestellt gewesen. Ihr Vater, ein Schlosser, war nach Südamerika ausgewandert, die Mutter gestorben. In dieser Not des Herzens fasste Anna Froelich den Vorsatz, alles was sie einmal verdienen würde, sollte gespart werden, damit aus dem angesammelten Kapital ein Stift für berufstätige und alleinstehende Frauen errichtet werden könne. Sie sollten es einmal besser haben als Anna Froelich.
Ihre berufliche Laufbahn begann als Wäscherin. Sie wusch für Seeleute und hielt deren Kleidung in Ordnung. Daraus entstand ein kleiner Waschbetrieb und da sie auch Seemannsmützen anfertigte - ein Betrieb für Seemannsausrüstungen in der Admiralitätsstraße mit einigen Angestellten.
Für sich selbst blieb sie völlig bedürfnislos. Sie gönnte sich nichts, ging nie aus, trug zwanzig oder dreißig Jahre denselben Mantel, begnügte sich mit einfachster Nahrung. Durch solch eine Lebensführung wurde sie reich und ließ ihr Geld gut anlegen. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg betrug ihr Kapital 160.000 Mark. Damit wandte sie sich an die Julius und Betty Rée-Stiftung in Eppendorf. Mit Anna Froelichs Geld konnte im Lokstedter Frauenheim des Stiftes am Grandweg ein Anbau errichtet werden, der vierzig alleinstehenden und berufstätigen Frauen eine Unterkunft bot. Auf Wunsch der Stifterin trug das Frauenwohnheim den Namen ihrer Eltern: Rudolf und Juliane Froelich. Sie selbst blieb stets im Hintergrund, wurde zu einer unbekannten Wohntäterin für viele unbekannte Menschen.
Für sich wünschte Anna Froelich eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung in dieser Unterkunft. Doch sie erlebte die Fertigstellung des Hauses nicht mehr. Sie starb im Armenhaus von Hadersleben. Dorthin war sie gegangen, weil sie ihren Verwandten, bei denen sie in Hadersleben wohnte, nicht mit ihrer Erkrankung (Darmkrebs) zur Last fallen wollte.
Text: Rita Bake