Ev.-luth. Diakonissenanstalt Alten Eichen
Wördemannsweg 19-35: „Ev.-luth. Diakonissenanstalt Alten Eichen”
Die Anfänge der Diakonissen-Anstalt Altona, die später ihren Sitz im Stadtteil Stellingen haben sollte, sind im Jahre 1866 zu finden, in der Wohnung von Emma Poel (31.1.1811 Altona – 3.12.1891), der damaligen Leiterin des Altonaer Frauenvereins. 1832 hatte sie bereits den „Weiblichen Verein für Armen- und Krankenpflege von Altona“ mitbegründet, auf den die spätere Gründung des Kinderhospitals in Altona zurückgeht.
Emma Poel lud zu einem Teeabend Herren, wie die Altonaer Pastoren, den Bischof und einige Honoratioren der Stadt, wie z. B. einen Kaufmann ein, um über die Gründung einer Diakonissenanstalt zu sprechen. Ein Jahr später kam es bereits zu einer solchen Gründung.
Alles fing ganz klein an: Mit zwei jungen, an einem Krankenhaus als Krankenwärterinnen ausgebildeten Frauen, die gemeinsam in einer Wohnung gegenüber dem städtischen Krankenhaus in Altona lebten und in die sie Patienten aufnahmen.
Diakonissen waren die Gehilfinnen des Arztes und des Pfarrers, eine für Frauen gesellschaftlich anerkannte Möglichkeit der Erwerbstätigkeit. 1869 bestand diese kleine Gemeinschaft schon aus neun Schwestern, die 27 Kranke pflegten. Ihre Ausbildung erhielten die Schwestern im städtischen Krankenhaus. Ein Krankenhausarzt übernahm die medizinische Betreuung der Patientinnen und Patienten im Diakonissenhaus.
Zu der Krankenpflege kam wenig später noch die Gemeindepflege hinzu, d. h. neben der Krankenpflege in den eigenen Wohnungen der Patientinnen und Patienten wurde auch noch sozial- und missionarische Arbeit geleistet. So wurden z. B. Altennachmittage, Mädchengruppen, Koch-, Näh- und Strickkurse durchgeführt.
1875 erhielt das Diakonissenheim ein eigenes Gebäude in der Nähe der Schauenburger Straße. Diese Diakonissenanstalt bestand aus einem Krankenhaus für Frauen, dem Mutterhaus und einem etwas abseits gelegenen Pastorat.
Die Diakonissen, die in Krankenhäusern arbeiteten, waren zwar den Weisungen der Ärzte unterstellt, doch was wären die Ärzte ohne die Kenntnisse der Diakonissen gewesen? Sie kümmerten sich um die gesamte innere und wirtschaftliche Organisation der Krankenhäuser, in denen die Pflege einer Diakonissenorganisation übertragen worden war.
1902 errichtete die Diakonissenanstalt in Stellingen das „Krüppelheim Alten Eichen”. Das Gebäude war ein ehemaliger Landsitz der Familie Amsinck. In der ersten Zeit nach Eröffnung des “Krüppelheims” kümmerte man sich mehr um die Ausbildung der dort untergebrachten Jungen als um die dortigen Mädchen. Doch zwei Jahre später erhielten auch die untergebrachten Mädchen nach Beendigung ihrer Schulzeit die Möglichkeit einer Ausbildung (Schneiderin oder Näherin).
Während der NS-Zeit war die Volksschullehrerin Hanna Dunckel (1892-1953) im Krüppelheim tätig. Nach dem Besuch des Sozialpädagogischen Instituts arbeitete sie in der Familienfürsorge, wo sie zur Leiterin (Oberinspektorin) avancierte. Sie fasste die Sozial,- Jugend- und Gesundheitsbehörde in ihrer Arbeit zusammen, was in Deutschland Aufmerksamkeit erregte und in vielen Städten Nachahmung fand. Nebenamtlich war sie Geschäftsführerin des Vereins für Kinder- und Jugenderholungsfürsorge und betreute in diesem Amt 12 Kinderheime.
Bereits 1930 wies sie darauf hin, dass der Widerstand von Eltern gegen operative Eingriffe bei ihren Kindern durch die Androhung der Sorgerechtsentziehung seitens des Krüppelfürsorgearztes oder der zuständigen Fürsorgerin erfolgreich “gebrochen werden könne”. 1939 bestätigte sie die Einbeziehung der “Krüppel“ in die Kriegsproduktion. Menschen mit Behinderung wurden der “gesunden” deutschen Jugend als “nutzloser Ballast” gegenübergestellt. Sie hatten nicht „ins Feld“ zu marschieren, sondern ihre Arbeitskraft der Kriegsführung zur Verfügung zu stellen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde “Alten Eichen” zu einem Diakonissen-Mutterhaus mit Wohnräumen für Schwestern und zu einem Krankenhaus. Seit 1960 gibt es dort auch die Fachschule für Sozialpädagogik, die seit 1972 Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik Alten Eichen heißt.
Text: Rita Bake