Amalie Sieveking Stiftung
Stiftstraße 65: Erstes Amalienstift
Brennerstraße 77, Amalie Sieveking Stiftung
Minenstraße 11
Alexanderstraße 24, 28
1832 gründete Amalie Sieveking den „Weiblichen Verein für Armen- und Krankenpflege, den sie bis zu ihrem Tode leitete.
Vereinszweck waren persönliche Besuche bei den Armen in deren Wohnungen. „Mit ihnen in nähere Berührung treten und ihnen so viel möglich, leiblich und geistig aufzuhelfen. Es beschränkt sich seine Thätigkeit aber vornämlich auf die rechtliche Classe der Armen, daher die zur Aufnahme sich Meldenden ein achtbares Zeugniss in dieser Hinsicht vorzeigen müssen. Die Empfehlungen der Herren Armenärzte werden besonders berücksichtigt. Der Verein geht in seinem Wirken von dem Grundsatz aus, dass Liebe ohne Ernst und Weisheit ihres Zweckes gewöhnlich verfehle, dass mit dem blossen Geben dem Armen selten wahrhaft geholfen werde, und dass die wahre Wohltätigkeit sich vorzüglich eine moralische Einwirkung als Ziel ihres Strebens vorsetzen müsse. Als ein Hauptmittel solcher Einwirkung wird die Beschäftigung der Leute angesehen, und sucht man diesen Zweck zu erreichen durch Spinnarbeit, durch Empfehlungen, und dadurch, dass man den Bedürfnissen der Armen durch andere Arme abhilft, indem man z. B. dem verlassenen Kranken eine Wärterin zuschickt, von armen Schustern und Schneidern die nöthigen Kleidungsstücke verfertigen lässt. Schwer Kranke werden wöchentlich zweimal, gesunde alle 8 bis 14 Tage besucht. Alle Unterstützung geschieht in Naturalien.” (Hamburger Adressbuch von 1842).
1840 ließ Amalie Sieveking das 1. Amalienstift in der Stiftstraße 65 mit neun Wohnungen und zwei Kinderkrankenzimmern für 14 und 16 Betten errichten. In diesem Gebäude befand sich auch das Arbeitszimmer des „Weiblichen Vereins für Armen- und Krankenpflege“. Über dem Eingang des Hauses, das heute unter Denkmalschutz steht, befindet sich die Inschrift: „Vertraget einander in der Liebe und seid fleissig zu halten stellt noch die Einigkeit im Geist. Durch das Band des Friedens.” EPH IV 2,3.
Im Laufe der Zeit wurden noch weitere Gebäude für bedürftige Menschen erbaut.
Das 2. und 3. Amalienstift in der Minenstraße 11 wurden 1891/92 (3. Stift) und 1913/14 (2. Stift) erbaut und verfügten über 20 und 32 Wohnungen. Das 5. Amalienstift in der Alexanderstraße 24 wurde 1846/47 errichtet und beherbergte bis 1888 ein Kinderhospital mit 30 Betten. Dann erfolgte ein Umbau für 13 Wohnungen.
1952 kam das Herman Sieveking-Haus in der Minenstraße 7 hinzu. Dort gab es 68 „Kleinwohnungen“; das Arthur Röding-Haus in der Alexanderstraße 28 wurde 1956 erbaut mit 65 „Kleinwohnungen“. Und 1980 wurde das Lieselotte Powalla-Haus in der Brennerstraße 7 mit 38 Wohnungen errichtet.
Heute unterhält die Stiftung acht Häuser im Stadtteil St. Georg mit insgesamt 157 Wohnungen, die teilweise in den ursprünglichen, modernisierten Stifts-Gebäuden oder in neu errichteten Häusern installiert wurden. In den Wohnungen leben überwiegend alleinlebende Frauen ab dem 60. Lebensjahr. Einige Unterkünfte sind auch von Paaren oder alleinlebenden Männern bewohnt. Alle müssen einen Wohnberechtigungsschein haben.
Bis 1978 hieß die Stiftung “Weiblicher (Sieveking’sche)Verein für Armen- und Krankenpflege”. Als Begründung für die Namensänderung heißt es 1982 in der Festschrift zum 150- jährigen Bestehen der Stiftung: „Die in den siebziger Jahren offenbar gewordene Wandlung der Begriffe erforderte auch eine Anpassung unserer Satzung an die heutigen Gegebenheiten. Dabei kamen wir zu der Einsicht, dass ein Name wie ‚Der weibliche (Sieveking’sche Verein für Armen- und Krankenpflege’ der heutigen Generation wenig oder nichts mehr sagt (...). Wir hatten auch Schwierigkeiten durch Missdeutung des Namens als Pflegeheim oder Altenheim (was wir nicht sind); unter ‘Armen’ werden heute oft nur asoziale Elemente verstanden, deren Aufnahme und Rehabilitation schon Amalie Sieveking strikt abgelehnt und ausdrücklich nicht als Aufgabe des Vereins bestimmt hat. Der Vorstand beschloss eine Namens-Änderung, die der Gründerin und der von ihr über alle Zeiten hinweg gestellten Aufgabe gerecht werden und keinen Missdeutungen mehr ausgesetzt sein sollte.”
Text: Rita Bake