KZ Außenlager Hamburg-Langenhorn
Im heutigen Gewerbegebiet Essener Straße befand sich während der NS-Zeit ein Außenlager des KZ Neuengamme. Ein Gedenkstein und eine von der Kulturbehörde aufgestellte Tafel, sowie einige Gebäudeteile des Kettenwerkes wie die Einfahrt 91 Haus 212, erinnern daran. Von September 1944 bis zum 4.4.1945 waren hier 740 Frauen und Mädchen untergebracht. Es waren „überwiegend litauische, aber auch polnische, tschechische und ungarische Jüdinnen“ sowie „von der SS als kriminell eingestufte Häftlinge und Sinti und Roma, so genannte Zigeunerinnen aus dem KZ Ravensbrück“. (www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de)
Als so genannte Ostarbeiterinnen mussten die Frauen in Rüstungsbetrieben, so in den “Hanseatischen Kettenwerken” in Hamburg Langenhorn und in einem Zweigbetrieb der Messap (Deutsche Messapparate GmbH) in der Schanzenstraße arbeiten, das bedeutete: sechs Tage in der Woche in 12- Stunden Schicht von 7-19 oder von 19-7 Uhr.
Auszüge aus Berichten (abgedruckt in: Unrecht nicht vergessen 1933-1945. Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in Hamburg-Langenhorn von Karl-Heinz Zietlow. Hrsg. KZ-Gedenkstätte Neuengamme und Willi-Bredel-Gesellschaft, Hamburg 1995.)
Über die Unterkünfte: „In unserem (..) Lager gab es zwei Baracken, eine Küche, einen Nähraum und eine kleine Krankenstation. (...) 24 Frauen in einem Raum. In jedem Raum standen 8 dreigeschossige Betten mit Strohmatratzen. In der Mitte des Raumes stand ein langer Tisch mit hölzernen Bänken auf beiden Seiten, und ein kleiner Ofen befand sich an der Seite des Raumes.“ (S. 136). „Trotz menschlicherer Behandlung in der Fabrik durch die Meister und die Aufseher als durch die SS im Lager waren wir bald durch die Schikanen der SS-Bewachung sehr erschöpft, so daß wir bei der Arbeit an den Maschinen nicht ordentlich aufpassen konnten. Fast jeden Tag passierten Arbeitsunfälle.
Die Direktion wurde darauf aufmerksam (...). Wir beschwerten uns über den SS-Lagerführer. (... An seine Stelle kam ein älterer Lagerführer. Wir nannten ihn unseren Vater, da er sich, soweit es ihm möglich war, unserer annahm und dafür sorgte, daß wir uns nach der Arbeit ausruhen konnten und etwas besseres Essen und Kleidung erhielten. (...) Die SS-Aufseherinnen zeigten ihn an, da er zu gut zu den Jüdinnen sei.“ (S. 146).
„Am 3. oder 4. April 1945 räumte die SS das Lager. Die meisten Frauen wurden in das ‚Auffanglager’ Bergen-Belsen, die anderen zum Hamburger Außenlager Sasel überstellt.“ (siehe Weiteres unter www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de)
Text: Rita Bake