St. Gertruden Kapelle
Gertrudenkirchhof (ehemals)
Wo einst der Friedhof der St. Gertruden Kapelle stand, befindet sich heute eine kleine Grünanlage. Der Friedhof der zwischen 1391 und 1399 erbauten St. Gertruden Kapelle war ein Begräbnisplatz für Kranke und „Elende“. Heute steht hier im Winter oft eine kleine Bude, die den Obdachlosen Schutz vor der Kälte bietet.
Zunächst als Friedhofskapelle errichtet, wurde der achteckige kuppelbekrönte Bau mit seinen vielen Seitenkapellen mehrfach erweitert. Im Zuge der Reformation um 1530 wurde die Kirche geschlossen, 1580 aber als protestantische Kirche wieder eröffnet. Nachdem sie 1842 durch den Großen Brand erheblich beschädigt worden war, wurde sie abgerissen.
Zur St. Gertruden Kirche gehörte z. B. die Bruderschaft der „Elenden tho Sunthe Gertruden“, die sich „vornehmlich dem Begräbnis armer Kranker aus verschiedenen Pfarreien auf dem St. Gertruden-Kirchhof“[1] widmete, schrieb der Kunsthistoriker und ehemaliger Senatsdirektor der Hamburger Kulturbehörde Volker Plagemann.
Bei St. Gertrud, die Silben „trute” bedeuten im mittelhochdeutschen „Zauberin“, handelt es sich um die Heilige Gertrud von Nivelles, Äbtissin und Tochter Pippins des Älteren, an deren Kleidung Mäuse hinaufgelaufen sein sollen. Deshalb wurde St. Getrud, die im Germanischen Volksglauben als Spinnerin bekannt war, mit Spindel und Mäusen dargestellt. Sie war die Schutzpatronin der Gartenarbeit und wurde in den Niederlanden und Niederdeutschland gegen die Ratten- und Mäuseplage angerufen. Eine geschnitzte Abbildung der Heiligen Gertrud befindet sich auf dem St. Annen- und Petri-Altar der Fischer in der St. Jakobi Kirche.
Text: Rita Bake