Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Internationaler Verein der Freundinnen junger Mädchen Internationaler Verein der Freundinnen junger Mädchen, Ortsverein Hamburg

(Gründung: 1868)
kämpfte u. a. gegen den Mädchenhandel
Abteistraße 53 (ehemals)
Siehe auch: Arbeitsgemeinschaft Hamburger Frauenorganisationen (ahf)


3839 Verein Freundinnen
Abteistraße 40

In der Wohnung von Freiin Mathilde von Westenholz, der 1. Vorsitzenden des Internationalen Vereins der Freundinnen junger Mädchen, Ortsverein Hamburg (auch als Grünes Kreuz bekannt) war 1908 der Sitz des 1868 als Gesellschaft der Freundinnen junger Mädchen in Hamburg gegründeten Vereins. Sein Zweck war: „Gewährung von Schutz für jedes junge Mädchen, das allein steht oder sich in ungeeigneter Umgebung befindet, ohne Rücksicht auf Nationalität, Konfession und Beschäftigung. Mitglied kann jede selbständige Dame werden. Will ein junges Mädchen, das seinen Heimatort verläßt, sich unter den Schutz des Vereins stellen, so hat es sich an eine der ‘Freundinnen’ daselbst zu wenden, welche sich versichert, daß das Mädchen eine gute, Sicherheit bietende Stellung hat, ihm ein Büchlein, den Ratgeber, mit einer Liste von Heimathäusern, Herbergen, Vereinen und dergl. in Städten des In- und Auslandes, sowie die Adressen derjenigen ‘Freundinnen’, welche dem Mädchen auf der Reise oder an dem Ziele derselben nützlich sein können, mitgibt. Die ‘Freundinnen’, an die das Mädchen empfohlen ist, verpflichten sich, dasselbe liebevoll zu empfangen, ihm mit gutem Rat beizustehen, und ihm in jeder Weise Auskunft zu verschaffen über alles, wovon es den Umständen nach Gebrauch machen könnte. Der rosa christliche Ratgeber wird im Buchhandel verkauft.” (Joachim, Hermann: Handbuch der Wohltätigkeit in Hamburg, 1909).
Der Verein war einer der ersten Vereine zum Schutze von Frauen und Mädchen. Dabei ging es in erster Linie um den Schutz „ehrbarer” Mädchen vor Mädchenhändlern und den „Gefahren der Großstadt”. Um den Schutz, die „Rettung” von Prostituierten ging es nicht. An Bahnhöfen und im Hafen verteilten die Freundinnen an auswanderungswillige „ehrbare” Frauen den rosa christlichen Ratgeber. Plakate des Vereins warnten vor Frauenhändlern. Der Freundinnen-Verein baute die Bahnhofsmission systematisch mit auf.
Der Verein wurde auch repräsentiert von der Oberin des Mutterhauses Bethesda, Helene Hartmeyer und Frau Ottilie Ohlert, die auch Mitglied im Deutsch-Evangelischen Frauenbund waren. [siehe Ortsgruppe Hamburg des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes] (vgl.: Kirsten Heinsohn, Politik und Geschlecht. Zur politischen Kultur bürgerlicher Frauenvereine in Hamburg. Hamburg 1997, S. 77.)
„Die Ortsgruppe Hamburg schränkte die Konfessionsfreiheit jedoch in so weit ein, daß nur ‘jede selbständige volljährige christliche Frau oder Jungfrau’ Mitglied werden konnte. Auch eine Satzungsänderung im Jahre 1912 führte nicht zu einer Aufhebung des Ausschlusses jüdischer oder freireligiöser Frauen. Dieser Ausschluß in Verbindung mit der Führungsspitze und dem Ursprung des Vereins zeigte deutlich den Standpunkt innerhalb des hamburgischen Bürgertums. Der ‘Freundinnenverein’ repräsentierte den evangelisch-lutherischen Teil des mittleren bis gehobenen Bürgerstandes und hatte einen klaren missionarischen Auftrag.” (Heinsohn, S. 77f.)
Aufgaben des Vereins waren auch: Stellenvermittlung und Betreuungs- und Beratungsdienst von damals ausschließlich Au-pair-Mädchen. 1893, im Zuge der Auswanderungsbewegung, stellte der Verein Warnschilder auf den Schiffen auf, um junge auswanderungswillige Frauen vor den Gefahren des Frauenhandels zu warnen.
Als nach dem Ersten Weltkrieg eine erneute Auswanderungswelle begann, erkannte 1919 das Reichswanderungsamt das Nationalbüro der Gesellschaft der Freundinnen junger Mädchen als gemeinnützige Beratungsstelle für weibliche Auswanderer an.
In der NS-Zeit wurde der Verein 1940 verboten.
1950 gründete sich der Verein neu und wurde einige Jahre später umbenannt, weil der Name als nicht mehr zeitgemäß galt. Er fungiert bis heute unter dem Namen Verein für internationale Jugendarbeit/Arbeitsgemeinschaft christlicher Frauen Landesverein Hamburg.
Nach 1950 konzentrierte sich die Gesellschaft auf Beratung und Vermittlung von Au-pair-Mädchen. Unterstützt wurde die Gesellschaft von der Nordelbischen Kirche. (vgl.: Website der Diakonie. Verein für internationale Jugendarbeit. Hier in der Rubrik: Über uns und hier unter Geschichte, unter: www.vij.de/ueber-uns/geschichte.html)
Siehe auch Verein für die Zufluchtstätte in Hamburg.
Text: Rita Bake