Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Helene Börner Dr. Helene Börner

(20.3.1886 Leer – 14.9.1975 Hamburg)
Frauenärztin und Geburtshelferin, als erste Frau erhielt sie in einem Hamburger Krankenhaus die Leitung einer chirurgischen Station
Oberstraße 65 (Wirkungsstätte: Praxis)


Als Tochter eines Arztes in Leer aufgewachsen wollte Helene Börner schon als Kind Ärztin werden, doch nach dem Abschluss einer Höheren Töchterschule musste sie zuerst einmal das Lehrerinnenseminar absolvieren und arbeitete danach in Lausanne als Deutschlehrerin in einem Mädchenpensionat. Später kehrte sie nach Leer zurück, nahm Privatunterricht in Latein und Mathematik, um das Abitur zu machen. Nachdem sie das Abitur 1910 bestanden hatte, konnte sie endlich Medizin studieren. 1919 ließ sie sich als Frauenärztin in Hamburg nieder „und operierte im Krankenhaus Jerusalem, wo sie auch die ärztliche Leitung der chirurgischen Station innehatte.
Dr. Helene Börner wurde in Hamburg rasch durch Vorträge vor allem auch vor Frauenvereinen bekannt. Überliefert ist, dass sie anlässlich einer Ärzteversammlung als erste Frau für die Aufhebung des StGB-Paragrafen gegen den ‚künstlichen Abort’ das Wort ergriff. Ihr Engagement wird ihr aufgrund einer körperlichen Behinderung – sie litt an den Folgen einer angeborenen Hüftgelenksluxation – nicht immer leicht gefallen sein. Als eine große Erleichterung empfand sie es deswegen, dass sie 1922 das erste elektrisch betriebene Auto in Hamburg fahren konnte.“ [1]
1936 übernahm sie die Leitung der geburtshilflichen Abteilung des Krankenhauses Jerusalem. Helene Börner trat in der NS-Zeit nicht der NSDAP bei. Sie wurde ab 1938 Mitglied der NSV. [2] Die NSV war mit „17 Mio. Mitgliedern (1943) nach der Dt. Arbeitsfront die größte (…) NS-Massenorganisation.(…) Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die N. zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrtspflege tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten (…). Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es ihr n möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren (…). Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der N. populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich war die Arbeit der N. von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt (…).“ [3]
Helene Börner praktizierte noch bis 1965.
Helene Börner war auch Gründungsmitglied des ersten deutschen ZONTA Clubs.
Sie gehörte auch dem Deutschen Ärztinnenbund an.
Text: Rita Bake