Irma Weiland
(15.3.1908 Hamburg – 1.9.2003 Hamburg)
Malerin, Zeichnerin, Pädagogin
Jessenstraße, früher Große Westerstraße 35 (Ausbildung ab 1923 in Handwerker- und Kunstgewerbeschule zu Altona von 1901-1932)
Bahrenfelder Straße 42-44 (Wirkungsstätte, 1897–1931 im Kaufhaus und Hamburger Engros-Lager Ferdinand Winsen)
Reeperbahn 108-114, St. Pauli (Wirkungsstätte: ab 1923 Varietétheater Alkazar, später „Allotria“)
Neue Rabenstraße 25 (Ausstellung in den damaligen Räumen des Hamburger Kunstvereins)
Nissenstraße 11 (Wohnadresse, Amtl. Fernsprechbuch HH, Bd.2., 1968, S. 1908)
Bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756, Grab: X 25-318
Irma Weiland begann ihre künstlerische Ausbildung um 1923 an der Altonaer Kunstschule mit dem Schwerpunkt Kunstgewerbe. Nach einem Jahr musste sie die Schule wegen schwieriger wirtschaftlicher Verhältnisse verlassen. Im Kaufhaus Winsen an der Bahrenfelder Straße begann sie daraufhin eine Lehre als Dekorateurin. Von dem imposanten Bau mit zwei Geschossen, im Erdgeschoss mit großen, zum Boden herabgezogenen Schaufenstern, sind nur noch zwei gusseiserne Säulen in einen Neubau integriert. Das Obergeschoss belichtete Rundbogenfenster. Das Kaufhaus Winsen bestand bis 1931 und bildete einen zentralen Anziehungspunkt. Neben Kleidung und Hausrat führte es auch Kurzwaren wie Nähgarn und Knöpfe. Ab und zu gab es Modenschauen. 1919 unterstützte das Warenhaus z. B. einen „Handarbeiten-Wettbewerb im Altonaer Museum mit bestickten Kissen, Decken und Handtaschen. Unter dem Motto, kunsthandwerkliche ‚Werte schaffen’.“ (vgl. Ottensen 2015, S.41). Hierin bestand die direkte Verbindung zur Handwerker- und Kunstgewerbeschule Altona, an der Irma Weiland ihre Ausbildung 1923 aufgenommen hatte und ein Jahr später aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Verhältnissen hatte abbrechen müssen (de.wikipedia.org/wiki/Irma_Weiland). Vier Jahre lang war sie dort als Erste Dekorateurin tätig. 1928 fand sie eine Anstellung als Reklame- und Kulissenmalerin im damals berühmten Hamburger Variété-Theater Alkazar auf St. Pauli. Das mit sensationellen technischen Finessen der damaligen Unterhaltungs- und Bühnentechnik ausgerüstete Theater wurde in das Gebäude der ehemaligen Hansa-Bierhallen (auch „Hamburger Bier-Palast“) eingebaut. Internationale Stars wie Anita Berber – mit ihren „Tänzen der Ekstase“ eine Ikone der 1920er Jahre – traten dort auf (vgl. reeperbahn.de/variete-alkazar/). Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 verlor Bühnenmalerin Irma Weiland jedoch rasch ihren Job, weil sie auf einem Kulissenbild Südseebewohner dargestellt hatte. Zusätzlich sprachen die Behörden ein Berufsverbot aus.
Dennoch nahm sie das Kunststudium wieder auf und studierte an der Hamburger Landeskunstschule am Lerchenfeld bei Rudolf Neugebauer. 1934 heiratete sie Walter Weiland; 1937 und 1939 wurden Tochter Anke und Sohn Ulrich geboren. „Ab 1936 nahm Irma Weiland privaten Unterricht bei dem ehemaligen Mitglied der Hamburgischen Sezession, Fritz Kronenberg. Seine künstlerische Auffassung und eine Zeit lang auch sein vom französischen Kubismus beeinflusster Stil, sollten Weiland nachhaltig prägen.
Da das vor dem Zweiten Weltkrieg entstandene Oeuvre durch einen Bombenangriff fast völlig zerstört wurde, existieren nur wenige Arbeiten aus dieser frühen Phase, in der sie die Form- und Perspektivelemente des Kubismus variierte und mit der zurückgenommenen Farbensprache nuanciert zu arbeiten wusste“ (zitert aus: de.wikipedia.org/wiki/Irma_Weiland).
Unter den kleineren Einzel-Ausstellungen der Sezessionisten sind zum Beispiel für 1942 zwei Ausstellungen in den „Schauburgstuben St. Pauli“ nachgewiesen (vgl. Maike Bruhns: Kunst in der Krise. Bd. 1, S. 223). Auch zu der privaten Kunstschule der jüdischen Malerin Gerda Koppel hatte sie, gleich vielen Malerinnen und Künstlern der Sezession, Kontakt, ließ sich dort unterrichten oder stellte dort aus (vgl. Heydorn 1974, S.183).
„Einen umfangreichen und wichtigen Teil des Werkes nehmen Zeichnungen ein. Weiland arbeitete oft mit Blei- oder Farbstiften sowie mit Feder und Tusche. Häufig skizzierte sie vor der Natur und arbeitete den Entwurf später im Atelier aus. Vor allem von den zahlreichen Reisen (Frankreich, Italien, Griechenland, Balkan und Irland) existieren entsprechende Handzeichnungen, in denen sie ihre Landschaftseindrücke festhielt. Die ausgearbeiteten Zeichnungen gehen jedoch über die reine Landschaftswiedergabe hinaus. Durch ihren exakten Zeichenstrich und ihre surreale Farbgebung wirken diese Landschaften wie unter einer Glasglocke. Auch in ihren Gemälden lassen sich seit den 1970er Jahren surreale Einflüsse ausmachen, in denen neben kühler Präzision auch eine gewisse Starrheit in der Darstellung anzutreffen ist“ (zitiert aus: de.wikipedia.org/wiki/Irma_Weiland). Ab 1965 leitete Irma Weiland einen Aktzeichenkurs an der Volkshochschule Hamburg. Fünf Jahre nach ihrem Ableben 2003 übernahm das Forum für Künstlernachlässe einen Teil ihres Nachlasses.
Mitgliedschaften
Irma Weiland war Mitglied der GEDOK und im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK).
Auszeichnungen
1990 erhielt sie für ihr Werk den Arnold Fiedler-Preis.
Ausstellungen
1979: Deutscher Künstlerbund. 27. Jahresausstellung. Kunstgebäude am Schloßplatz. Stuttgart
2005: Ausstellungspremiere. Forum für Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern e.V. Hamburg
2008: Irma Weiland. 1908-2003. Malerei, Aquarell, Zeichnung Eine Werkschau anlässlich des 100. Geburtstages der Künstlerin. Forum für Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern e.V. Hamburg
Literatur
– Ausstellungskatalog Irma Weiland. Arbeiten von 1956 bis 1971. Hamburg (o.J.)
– Ausstellungskatalog Irma Weiland. Arbeiten von 1972 bis 1978
– Ausstellungskatalog Forum für Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern e.V. Ausstellungspremiere. Hamburg 2005, S. 26f
Text: Dr. Cornelia Göksu