Maria Rowohlt Maria Rowohlt, geb. Pierenkämper, gesch. Rupp
(5.6.1910 Bochum – 11.4.2005 Bernkastel-Kues)
Schauspielerin, Ehefrau des Verlegers Ernst Rowohlt (1887-1960), Mutter des Übersetzers und Schauspielers Harry Rowohlt (1945-2015) bekannt durch seine Rolle in der Fernsehserie „Lindenstraße“.
Heimhuder Straße 37 (Wohnadresse)
Bestattet auf dem Volksdorfer Friedhof, Schmalenremen 55, Grabstelle: AK 110
Maria Pierenkämper war die Tochter von Franz Pierenkämper, Redakteur des Bochumer Volksblattes und hatte noch einen Bruder namens Harry, nach dem sie später ihr eigenes Kind benannte. Ihre Mutter war, so ihr Enkel Harry Rowohlt (27.3.1945 - 15.6.2015): „eine italienische Zigeunerin (…). Sie war oft im Knast, abwechselnd wegen ‚politisch‘ und Engelmacherei. (…) Im Krieg hat sie sich gut über Wasser gehalten. (…) Sie hat, weil sie Zigeunerin war und das offenbar konnte, den Bauern die Karten gelegt und ihnen geweissagt.“[1] Über seinen Großvater Franz Pierenkämper schreibt Harry Rowohlt, er „war Sitzredakteur beim Bochumer Volksblatt, das heißt, er war verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes. Wenn im Bochumer Volksblatt irgendwas erschienen war, was der Obrigkeit nicht passte, ging er dafür in den Kahn. Sobald er im Kahn war, fing er an, Lyrik zu schreiben. (…) Fränzken Pierenkämper war 1917 einer der führenden Köpfe im Arbeiter- und Soldatenrat von Wilna, und das als Goi. (…) Später war er einer der ersten Minister der jungen Sowjetmacht. Da hat er sich aber nach einer Woche wieder abgeseilt – mit der Begründung: ‚Sind mir zu links, die Brüder‘. Er hat aber später die USPD mitgegründet.“[2]
Tochter Maria Pierenkämper begann nach dem Realschulabschluss eine Schauspielausbildung bei Saladin Schmitt in Bochum. Ab 1930 war sie dann bis in die 1950er Jahre als Schauspielerin tätig. So hatte sie z. B. Engagements an den Theatern „in Bochum, Gera, Essen, Berlin, Darmstadt, Wiesbaden, Frankfurt/M. und Hamburg in Rollen der heiligen Johanna, Emilia Galotti, Maria Stuart, Elektra, Medea. Im Film wirkte sie u. a. in ‚Drei wunderschöne Tage‘ mit.“[3]
„In dritter Ehe war sie mit dem Maler Max Rupp verheiratet, als sie 1945 vom Verleger und Verlagsbuchhändler Ernst Rowohlt ihren Sohn Harry Rowohlt bekam. Erst Mitte der 1950er Jahre ließ sie sich von Rupp scheiden und heiratete 1957 den über 20 Jahre älteren Rowohlt, der bereits 1960 starb.“[4]
Ihr Sohn Harry Rowohlt äußerte sich über seine Mutter und seine Geburt in seinem Buch „In Schlucken – zwei – Spechte“ wie folgt: „Geboren wurde ich als Harry Rupp, weil meine Mutter damals in dritter und vorletzter Ehe mit dem Kunstmaler Max Rupp aus Idar-Oberstein verheiratet war. (…) Als sich meine Mutter scheiden ließ, hieß ich Harry Pierenkämper-Rupp (…). Heute behauptet meine Mutter, sie hätte Max Rupp nur geheiratet, um ihm zwei Wochen Heimaturlaub verpassen zu können. Während der fraglichen Zeit, als ich gezeugt wurde, war er bereits in sowjetischem Gewahrsam, vulgo Kriegsgefangenschaft, weshalb er als Vater rundherum nicht in Frage kam.“[5]
Die Geburt fand im Luftschutzkeller des Hauses Hochallee 1 statt.
Maria Rupp arbeitete weiter als Schauspielerin. So wuchs Harry Rowohlt in Wiesbaden auf, wo er zwischen seinem zweiten und sechsten Lebensjahr mit seiner Mutter wohnte. „Wir hatten einen wunderbaren Kindergarten. Lauter Schauspielerinnen und Künstlerinnen – also das, was man heutzutage als alleinerziehende Mütter bezeichnen würde – haben zusammengelegt und eine Kindergärtnerin bezahlt, die wir alle sehr liebten.“[6] Später erhielt Maria Rupp ein Engagement am Zürcher Schauspielhaus und Sohn Harry kam laut eigener Aussage in die Nähe Zürichs in eine „Kleinkinderbewahranstalt“.[7]
Maria Rupp nahm ihren Sohn zu ihren Engagements immer mit. Dazu Harry Rowohlt: „Ich war insgesamt auf sechzehn oder achtzehn verschiedenen Schulen, weil meine Mutter von Engagement zu Engagement eilte. Und als meine Eltern geheiratet hatten, war mein Vater auf der Flucht vor dem Rowohlt Verlag. Er musste angeblich im Allgäu wohnen, wegen der Höhenluft. Alles Quatsch. Er hat sich im neuen Rowohlt Verlag in Reinbek bei Hamburg nicht zurechtgefunden. Aber er hat ohnehin nichts getan, weil der Laden inzwischen von meinem Brüderchen, Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, geschmissen wurde, der das sehr viel besser konnte.“[8]
Zur Heirat von Ernst Rowohlt mit Maria Pierenkämper äußerte Harry Rowohlt: „Er war viermal verheiratet, hauptsächlich mit Schauspielerinnen. Er hatte den Ehrgeiz, sie aus ihrem Beruf zu entfernen, damit sie sich nur noch um ihn kümmerten. Wenn er das mit Straßenbahnschaffnerinnen gemacht hätte, wären die vielleicht sogar froh gewesen.“[9]