Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Ruth Schüler Ruth Berta Schüler, geb. Schwartau

(4.2.1917 Hamburg - 12.9.2006 Hamburg)
Kurt-Schumacher-Allee 10 (Wirkungsstätte: SPD Landdesverband)
Bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756: Anonnyme Grabstelle


Ruth Schüler, 1917 geboren, hatte vor dem Krieg als Versicherungsangestellte gearbeitet und musste nach 1945 alleine für ihre beiden Kinder sorgen, da ihr Mann, den sie 1939 geheiratet hatte, verschollen war. „‘Hungerjahre‘ sagt Ruth Schüler. Von der Fürsorge hat sie gelebt, von kleinen Jobs. Ein Jahr lang hat sie im Schichtdienst als Stanzerin gearbeitet, nebenher die Kinder betreut. ‚Wie ich das geschafft habe? Ich weiß es nicht.‘ 1950 erst war für sie das Schlimmste vorbei.“ (aus: Menschlich gesehen, Hamburger Abendblatt 4.4.1986). Sie fand zunächst eine Anstellung im Amt für Wohnungswesen, wo sie fünf Jahre tätig war, trat dem Verband alleinstehender Mütter und dem Club berufstätiger Frauen [später: Business and Professional Women Germany Club Hamburg] bei.
1951 wurde sie Mitglied der SPD und von 1958 bis 1977 war sie Frauengeschäftsführerin der Hamburger SPD, bereitete schon 1959 die erste „Fraueninternationale“ in Hamburg vor. Nicht nur bei der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), sondern auch bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO), der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Frauenorganisationen (ahf) (später Landesfrauenrat Hamburg) und der Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten hat sie sich engagiert. Der Landesfrauenrat ehrte sie 1988 mit dem „Preis der Zitronenjette“, einer Skulptur in Gestalt der historischen Zitronenjette, die alljährlich der amtierenden Preisträgerin für ein Jahr überreicht wird, für ihren Einsatz für Frauenfragen.
Schicksalsschläge blieben in ihrem Leben nicht aus – ihre Tochter wurde demenzkrank und erkannte zeitweise ihre eigene Mutter nicht. Doch nichts war bezeichnender für Ruth Schülers lebensbejahende Natur, als ihr Entschluss, noch mit 70 Jahren Französisch zu lernen. „Rutchen“, wie sie, die eigentlich Berta hieß, liebevoll von vielen genannt wurde, starb am 12. September 2006.
Sie war vielen Frauen Vorbild, mütterliche Genossin und Freundin.
Text: Helga Kutz-Bauer