Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Elisabeth Schulz Elisabeth Maria Martha Anna Schulz

(18.5.1903 Concepción/Chile – 24.3.1957 Hamburg)
Oberschulrätin, erste Frau, die dem Landeskirchenrat angehörte, Kirchenvorsteherin in ihrer St. Lukaskirche Fuhlsbüttel
Alsterdorfer Straße 440 (Wirkungsstätte) „Oberschule für Mädchen im Alstertal“
Lerchenfeld 10 (Wirkungsstätte) „Oberschule für Mädchen am Lerchenfeld“
Bogenstraße 32 (Wirkungsstätte) Helene-Lange-Schule
Langenfort 5 (Wirkungsstätte) Elise-Averdieck-Schule (seit 1988 Margarethe-Rothe-Gymnasium)
Erdkampsweg 38/ Hummelsbütteler Kirchenweg 3 (Wirkungsstätte) St.-Lukaskirche Fuhlsbüttel
Farnstraße 14 (Wohnadresse)


Die Tochter des Pastors Rudolf Schulz, der seit 1899 Rektor der Deutschen Schule in Concepción/Chile war, wuchs ab 1906 in Deutschland auf. Sie erhielt eine für die damalige Epoche ausgezeichnete Mädchen-Ausbildung: Von 1909-1911 besuchte sie die Volksschule in Langengrassau im Regierungsbezirk Merseburg, von 1912-1916 die gehobene Mädchenschule in Luckau (Niederlausitz). Darauf folgten drei Jahre Lyzeum in Berlin-Pankow und von 1920-1922 das Oberlyzeum in Hermannswerder sowie in Potsdam, wo sie die Reifeprüfung ablegte. Dort besuchte sie bis 1923 die Seminarklasse und erlangte die Lehrbefähigung für Lyzeen. Im März 1924 legte sie zudem die Reifeprüfung des Humanistischen Gymnasiums ab.
Die junge Frau war von der Jugendbewegung stark beeinflusst. So studierte Elisabeth Schulz zwischen 1923 uns 1928 evangelische Theologie, Germanistik und Geschichte in Leipzig, Tübingen, Münster und Hamburg. Karl Barth, einer ihrer Professoren, (1886-1968, Mitbegründer der „Bekennenden Kirche“), habe sie stark geprägt und besonders geschätzt. Als Schülerin hatte der Besuch von Mädchen-Bibelkreisen ihre Frömmigkeit vertieft; während des Studiums war sie Mitglied der Deutschen Christlichen Vereinigung studierender Frauen (DCVSF). Ihre erste Theologische Prüfung legte sie 1927 in Münster ab, 1929/30 folgten die beiden Staatsexamina für das Höhere Lehramt in den Fächern Deutsch, Geschichte und Religion in Hamburg.
Ihr Referendariat absolvierte Elisabeth Schulz an der Helene-Lange-Schule in Hamburg bei Emmy Beckmann (1880-1967). Seit 1930 war sie wissenschaftliche Hilfslehrerin an der Elise-Averdieck-Schule, und 1940 folgte die Ernennung zur Studienrätin. Nachdem sie drei Jahre später an die „Oberschule für Mädchen im Alstertal“ versetzt worden war, wurde ihr 1944 vorübergehend die Leitung der Elise-Averdieck-Schule übertragen.
Im „Dritten Reich“ gehörte sie nicht der NSDAP, wohl aber der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) und dem Reichskolonialbund an. Im September 1945 übernahm Elisabeth Schulz die kommissarische Leitung der „Oberschule für Mädchen am Lerchenfeld“ (gegr. 1910 als eine der ersten staatlichen Schulen für junge Mädchen). Dort wurde sie 1947 zur Oberstudiendirektorin ernannt.
In ihrer als schwungvoll und tatkräftig beschriebenen Art sei es ihr gelungen, diese Schule äußerlich und innerlich wieder aufzubauen. Ihr kollegialer Umgang und ihre vom christlichen Glauben geprägte Ausstrahlung werden besonders hervorgehoben. Ostern 1955 wechselte sie als Oberschulrätin, zuständig für die wissenschaftlichen Oberschulen für Mädchen, in die Hamburger Schulbehörde, wo sie ein gutes Jahr bis zu ihrer Krebserkrankung wirkte.
Neben ihrer schulischen Tätigkeit war Elisabeth Schulz kirchlich sehr engagiert, unter anderem als Kirchenvorsteherin in ihrer St. Lukaskirche Fuhlsbüttel. Sie stand in engem Kontakt zum späteren Landesbischof Volkmar Herntrich (1908-58), der ihre Zivilcourage schätzte. Seit 1946 war sie Mitglied der Kirchensynode. Als erste und einzige Frau gehörte sie dem Landeskirchenrat an, in dem sie das Frauenwerk und das Schulreferat betreute. Ihr gelang es 1947, Karl Barth für einen Gottesdienst in Fuhlsbüttel zu gewinnen, was von Landesbischof Simon Schöffel (1880-1959) scharf gerügt worden sei.
Elisabeth Schulz war Mitglied des Kirchenrats und vom Sommersemester 1949 bis zum Wintersemester 1951/52 nebenamtliche Dozentin bzw. Lehrbeauftragte für Katechetik an der Kirchlichen Hochschule Hamburg (gegründet 1948 zur Vorbereitung der Evangelisch-Theologischen Fakultät an der Universität Hamburg).
Text: Dr. Cornelia Göksu