Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Hilde Weissner Hilde Weissner (eigentlich Hildegard Margot Helene Weißbrodt)

(3.7.1909 Stettin – 30.5.1987 Braunau am Inn)
Schauspielerin mit Modesalon in Hamburg Modeschöpferin
Bei der Apostelkirche 13 (Wohnung mit ihrer verwitweten Mutter, der Konzertsängerin Helene, s. Eintrag „Weiszbrodt, Wwe., H.“ im HHer Adressbuch von 1928, Bd.II, S.1144)
Heilwigstraße 112 (Privatadresse z.B. im Hamburger Fernsprechbuch von 1953, Bd. III, S. 542)
Bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756, Grab: J 12-5


4242 Hilde Weissner Binder
Hilde Weissner, ca. 1928, Bild: via Wikimedia Commons, Alexander Binder / gemeinfrei

Hilde Weissner war die Tochter des Justizbeamten Rodolf (oder Rudolf) Weißbrot und seiner Ehefrau Helene, einer Konzertsängerin. Durch den Beruf der Mutter kam Hilde schon früh mit der Welt der Bühne in Berührung. Nach dem Tod des Vaters 1922 zog sie 1927 mit der Mutter nach Hamburg. In ihrer Geburtsstadt hatte sie ein Mädchenlyzeum besucht; 1929 beendete sie ihre schulische Ausbildung an einer Staatlichen Frauenschule in Hamburg mit einem Diplom als Hauswirtschaftsleiterin. Anschließend machte sie ein einjähriges Praktikum an der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn, nahm jedoch gleichzeitig bereits privat Schauspielunterricht bei dem Theater- und Filmschauspieler Herbert Hübner (1889-1972) und der österreichischen Kammerschauspielerin Maria Eis (1896-1954). 1929 gab sie ihr Debüt als Maria Stuart am Schiller-Theater in Altona. Es folgten ein zweijähriges Engagement am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, 1932 Auftritte am Deutschen Theater Prag und im Mai 1933 das Debüt am Schiller-Theater Berlin. Gustaf Gründgens verpflichtete sie an die dortigen Preußischen Staatstheater, an denen sie bis 1939 spielte.
Am 12. April 1934 hatte Hilde Weissner den Fragebogen der „Reichsfachschaft Film“ für die Fachgruppe Film-Darsteller ausgefüllt; ihr Eintritt wurde mit dem 1.6.1934 beurkundet. Zu dieser Zeit wohnte sie in Berlin-Charlottenburg (Archivalie beim Bundesarchiv Berlin, als Faksimile am 23.2.2016 an die Autorin, per E-Mail von Referat 3, Simone Langner). In dem Fragebogen notierte sie die Komödien „ (Die) Finanzen des Großherzogs“ bei der Tofa-Film (Filmkomödie bzw. Musical von Gustaf Gründgens, gedreht 1933 mit Viktor de Kowa; die 24-jährige Hilde Weissner gab als Großfürstin Diana ihren Einstand vor der Kamera) und „Pappi“ bei Lloyd-Film (Deutschland 1934) an. Die Reichsfachschaft Film (RFF) war eine Abteilung innerhalb der Reichsfilmkammer, der in der Zeit des Nationalsozialismus alle Schauspieler, Regisseure und anderen Filmschaffende beitreten mussten, um weiter ihre Berufstätigkeit ausüben zu können. Sie war Teil der Gleichschaltung der deutschen Gesellschaft im Dritten Reich. Leiter der Fachschaft war ab 1933 der Schauspieler Carl Auen; 1939 wurde als ehrenamtlicher Leiter der Schauspieler und Regisseur Wolfgang Liebeneiner ernannt. Bewerber_innen mussten in einem Fragebogen Angaben zu Vorstrafen, „Rassischer Abstammung“, Religion und einer eventuellen Mitgliedschaft in sozialistischen Organisationen machen. Auch nach der Mitgliedschaft in der NSDAP wurde gefragt, doch bildete die Parteimitgliedschaft keine Aufnahmevoraussetzung für die Fachschaft (vgl. Wiki „Reichsfachschaft Film“, abgerufen 29.2.2016 CG). Für Hilde Weissner sind keine weiteren Mitgliedschaften in NS-Organisationen beurkundet.
Im Film erhielt Hilde Weissner sofort Hauptrollen. Sie verkörperte den Typ der starken, selbstbewussten Frau. In der Kriminalkomödie "Der Mann, der Sherlock Holmes war" (1937, Musicalfim mit Hans Albers und Heinz Rühmann) ist sie eine kühl kalkulierende Ganovin, in Geheimzeichen LB 17 (1938 Musik: Franz Grothe; Mitwirkende u.a. Willy Birgel und Bernhard Minetti) zeigte sie auch ihr Können als Sängerin und Tänzerin. In dem Heinz-Rühmann-Film "Lauter Lügen" (1938) spielt sie die Rivalin von Hertha Feiler (Vgl. dazu folgende Quellen: de.wikipedia.org/wiki/HildeWeissner sowie www.steffi-line.de/archiv_text/nost_buehne/22w_weissner.htm; beide abgerufen 2.3.2015 sowie Online-Dienste zu den Spielfilmen).
Nach Kriegsende wurden ihre Filmaufgaben spärlicher. Eine Fanseite schrieb zu ihrem weiteren Werdegang: "Bereits seit den 1950er Jahren hatte Hilde Weissner neben ihrer Arbeit für das Theater andere reizvolle Aufgaben gefunden, um finanziell unabhängig zu sein, eröffnete sie 1950 in Hamburg einen Modesalon, 1962 erhielt sie eine Professur am 'Mozarteum' in Salzburg, wo sie bis 1973 das Schauspielseminar leitete.
1968 hatte sich Hilde Weissner im oberösterreichischen Auerbach niedergelassen. Nach ihrem endgültigen Rückzug aus dem Berufsleben im Jahre 1978 widmete sich die Schauspielerin dort ihren Hobbys wie beispielsweise der Landwirtschaft und war vor allem karitativ tätig.
Hilde Weissner starb am 30. Mai 1987 im Alter von 77 Jahren im oberösterreichischen Braunau am Inn in einem Krankenhaus. (..) Ihre letzte Ruhestätte fand die Schauspielerin in einem Familiengrab auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf." (Zitat aus: www.steffi-line.de/archiv_text/nost_buehne/22w_weissner.htm; abgerufen 2.3.2015).
Text: Dr. Cornelia Göksu