Rosemarie Fiedler-Winter
(5.9.1922 Dresden - 19.11.2012 Hamburg)
(Wirtschafts-)Journalistin und ehrenamtlich Gründungs- und Ehrenvorsitzende der Hamburger Autorenvereinigung (HAV)
Schenefelder Landstraße 88 (Wohnadresse)
Bestattet auf dem Nienstedtener Friedhof, Nienstedtener Marktplatz 19a, Grablage: Urnenreihengrab, Grablage: UR 21, 24
Als "Glücksfall für die Hamburger Autorenvereinigung" und als ihren Inbegriff bezeichnete Ehrenmitglied Siegfried Lenz die Kämpferin für das literarische Leben. "Rosemarie Fiedler-Winter ging es von Anfang an darum, die Literaturszene Hamburgs als ein zu damaliger Zeit nicht gerade besonders unterstützter Arm der Kulturlandschaft, zu stärken und langfristig zu einem Leuchtturmprojekt zu machen. Ihrem beharrlichen Werben ist es zu verdanken, dass Schriftsteller wie Siegfried Lenz, Walter Kempowski, Günter Kunert, Arno Surminski und Gabriel Laub den Weg in den Hamburger Verband fanden. In hartnäckigen Verhandlungen suchte sie um Unterstützung in den Hamburger Behörden nach. Auf diesem Fundament konnten ihre Nachfolger mit dem Hannelore Greve Literaturpreis einen der höchst dotierten Literaturpreise Deutschlands etablieren“ [1].
Es gelang ihr sogar, Walter Kempowski zu werben, „den eine komplexe Persönlichkeit auszeichnete, der erst spät die Anerkennung fand und dann in einem letzten Akt vor seinem Tod der HAV die Erlaubnis erteilte, den Förderpreis, ein Wettbewerbspreis für Kurzgeschichten, mit seinem Namen auszuzeichnen. Dass es Rosemarie Fiedler-Winter gelang, den großen Autor in den Schriftstellerverband einer Stadt zu holen, die ihn nach der Entlassung aus der Haft in Bautzen alles andere als willkommen hieß, wird als eine ihrer großen Leistungen im Gedächtnis bleiben“ (Zitat wie Anm. 1).
Mit Gabriel Laub und seiner Lebensgefährtin, der Autorin Gerlinde Fischer-Diehl, „etablierte sie die Literatur Salons und konnte dafür Schriftsteller wie die Kanadierin Margaret Atwood, den Italiener Alberto Moravia und deutsche Autoren wie Martin Walser und Hans-Olaf Henkel gewinnen [2]. Zu Gästen und Sponsoren zählten aber auch Ida Ehre oder Dr. Elsbeth Weichmann, der Otto-Versand oder Alfred C. Toepfer. Im Alter von 90 Jahren verstarb sie 2012 in Hamburg – kurz bevor die Hamburger Autorenvereinigung ihr eine Geburtstagsfeier hatte ausrichten können.
So beschreibt der Nachruf auf dem Internetportal der Hamburger Autorenvereinigung HAV ihr Wirken: "Rosemarie Fiedler-Winter wurde in Dresden geboren, studierte in Köln und unternahm nach dem Studium im Auftrag großer Verlage (Frankfurter Sozietät; Burda, München) ausgedehnte Reportagereisen nach Südamerika und in den Mittelmeerraum. Viele Jahre arbeitete sie als freie Wirtschaftsjournalistin in Hamburg. Sie veröffentlichte mehrere Bücher und schrieb mehr als 200 Features, die vom Deutschlandfunk, dem NDR und dem Bayerischen Rundfunk gesendet wurden, sowie etwa 50 Magazinfilme für plusminus und NDR-Wirtschaft. Ihre Spezialgebiete waren Management und Personalpolitik. Sie war Mitbegründerin des Clubs der Hamburger Wirtschaftsjournalisten, dessen Vorstand sie mehrere Jahre angehörte, und war von 1977-2003 Vorsitzende der 'Hamburger Autorenvereinigung e.v.', deren Ehrenvorsitzende sie bis zu ihrem Tode war" [3].
"Gino Leineweber, Vorsitzender der Hamburger Autorenvereinigung, äußerte sich tief betroffen über den Tod seiner Vorgängerin: 'Allein der Tatsache, dass sie nach der Gründungsversammlung zu einem dringenden Termin aufbrechen musste, ist es zuzuschreiben, dass sie, da alle anderen partout ablehnten, auf fünf Monate begrenzt den Vorsitz der neuen Literaturorganisation Hamburgs übernahm'. Aus fünf Monaten wurden 26 Jahre“ [4]. In Anerkennung ihres umfangreichen ehrenamtlichen Engagements wurde Rosemarie Fiedler-Winter im Mai 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und von der Hamburger Autorenvereinigung als Ehrenvorsitzende ausgezeichnet [5]. „’Ein Studium der Wirtschaftswissenschaften ist sicher nicht unbedingt eine Voraussetzung, aber schaden kann es sicher nicht, wenn man eine Bande von Autoren zusammen zu halten hat', sagte Siegfried Lenz im Hinblick auf Fiedler-Winters Herkunft" (zitiert nach Anm. 4).
Bestattet wurde Rosemarie Fiedler-Winter am 6. Dezember 2012 auf dem Friedhof Nienstedten, Rupertistraße. Als Hinterbliebene setzten ihr Sohn Hans-Peter Fiedler und Neffe Johannes Blume mit einer Traueranzeige im Hamburger Abendblatt ein Denkmal: „Nach einem langen, erfüllten und erfolgreichen Leben, sowie zum Schluss schrecklich qualvoller Krankheit, bist Du in eine andere Welt gegangen. In eine Welt ohne Leid und körperliche Lasten. Mit stets bis in die schwersten Stunden wachem Geist hast Du die Menschen um Dich herum und mich immer wieder aufs Neue verzaubert. Du warst etwas mehr als ganz Besonderes für mich und wirst für immer in meinem und unseren Herzen bleiben! Ich danke Dir !!!“. Und die HAV schrieb: „Wir verlieren mit ihr (...) einen Menschen, der seine Liebe zur Literatur zu seinem Lebensinhalt gemacht und damit die Hamburger Literaturszene entscheidend geprägt hat [6].
Veröffentlichungen von Rosemarie Fiedler-Winter:
– Der Zeitungsjunge von Rio
– Engel brauchen harte Hände. Vom Wirken bedeutender Frauen. Düsseldorf 1973
– Ach, ja, die Liebe. Anthologie, hg. v. R. Fiedler-Winter, oJ.
– Überall kann Heimat sein, München 1997
– Frei sein für andere
– Die Managementschulen, Düsseldorf 1973
– Die Moral der Manager. Dokumentation und Analyse, Stuttgart 1977
– Flexible Arbeitszeiten. Beispiele aus der Praxis, Landsberg/Lech 1995
– Innovative Mitarbeiterbeteiligung. Der Königsweg für die Wirtschaft. Beispiele aus der Praxis, 2000
– Ideenmanagement. Mitarbeitervorschläge als Schlüssel zum Erfolg, 2001
– „... denk’ ich an Hamburg: Geschichten von gestern und heute, Anthologie, hg. v. R. Fiedler-Winter, München 2004
– Kinderhospiz Sternenbrücke. Beiträge v. R. Fiedler-Winter, Hamburg, ca. 2005
Text: Dr. Cornelia Göksu (CG)