Gerlind Fischer-Diehl
(18.11.1937 Mainz - 25.6.2014 Hamburg)
Schriftstellerin, Aphoristikerin; Vorstands- und Ehrenmitglied der Hamburger Autorenvereinigung HAV
An der Alster 67 (Wohnadresse, vgl. Quelle 1)
Gerlind Fischer-Diehl war die Lebensgefährtin des Schriftstellers Gabriel Laub. Sie wurde in Mainz geboren. Nach dem Abitur studierte sie Gesang. Zwischen 1973 und 1976 lebte sie in den Vereinigten Staaten. Seit 1982 war sie Autorin von Lyrik, Satiren, Aphorismen, Kurzgeschichten und Kindergeschichten, außerdem Übersetzerin aus dem amerikanischen Englisch.
In seinem Nachruf würdigte sie der damalige Vorsitzende der Hamburger Autorenvereinigung, Gino Leineweber, folgendermaßen: "Wie erst jetzt bekannt wurde, verstarb das langjährige Vorstandsmitglied Gerlind Fischer-Diehl am 25. Juni nach langer schwerer Krankheit. Sie wurde 76 Jahre alt Gerlind Fischer-Diehl brachte über viele Jahre an der Seite ihres Lebensgefährten Gabriel Laub wichtige Impulse in die Arbeit des 1977 gegründeten Hamburger Schriftstellerverbandes. Die ‚Literarischen Salons’, die beide – gemeinsam mit der Doyenne der Hamburger Autorenvereinigung, Rosemarie Fiedler-Winter – begründeten, waren legendär. Gerlind Fischer-Diehl war ein starke Persönlichkeit und auch bis auf das letzte Jahr unübersehbar auf Veranstaltungen und Empfängen der Hamburger Kulturszene (...) Gerlind Fischer-Diehl bestritt viele Lesungen mit großem Erfolg und ihre Spruchsammlung (‚Toleranz ist manchmal Feigheit. Aber Intoleranz deswegen noch kein Zeichen von Mut’ – ‚Zur Familie gehörten auch die Sklaven – später nannte man sie Hausfrauen’) zeigt auf eine hellwache, lebenserfahrene Person, die auch streitbar war, wenn es die Sache erforderte. Sie erlebte die Krankheit und den Tod unserer Gründerin und Ehrenvorsitzenden Rosemarie Fiedler-Winter vor 1 1/2 Jahren, mit der sie bis dahin oft Seite an Seite auftrat, um wenig später selbst schwer zu erkranken. Wir werden Gerlind Fischer-Diehl, die vor einem Jahr Ehrenmitglied
in unserem Vorstand wurde, sehr vermissen“. (2)
Diesen Nachruf veröffentlichte auch die Präsidentin der Internationalen Journalisten-Vereinigung „Die Auswärtige Presse“, Johanna Renate Wöhlke. Dazu kommentierte die Journalistin Uta Buhr am 2.7.2014: „Vielen Dank für den Beitrag über unsere Kollegin Gerlind. (..) Während meiner Zeit bei der Welt/Welt am Sonntag sah ich sie jedes Jahr an unserem Stand auf der Frankfurter Buchmesse. Auch ihre Lesungen habe ich gern mit Freunden besucht. Sie war nicht nur ein sehr charmante Frau, sondern zudem eine exzellente Schreiberin und Aphoristikerin, die mit ihren griffigen Formulierungen stets den Nagel mitten auf den Kopf traf. Ihre lange schwere Krankheit hat sie mit der ihr eigenen Haltung getragen“ (vgl. Quelle 2).
Kostprobe gefällig? Hier ein „Küchen-Aphorismus“, kulinarisch-tiefsinnig und in der Ära von Low Carb Superfood hochaktuell. Es ist das Gedicht "Kopf mit Herz" von Gerlind Fischer-Diehl:
"Ein Kopfsalat, kalt, knackig, frisch
Lag essbereit auf meinem Tisch.
Als ich ihn wusch und fein zerteilte:
Geschah es, dass ich dort verweilte,
Wo tief im Blattgestrüpp versteckt,
Man endlich auch sein Herz entdeckt.
Hellgelb und zart, dabei sehr klein
Rollt es sich kräuselköpfig ein.
Es mag, so dacht’ ich mir, im Leben
Gar oft an Stellen Herzen geben,
Wo wir sie schwerlich nur entdecken,
Weil sie in Kopf-Salaten stecken.
Kopfsalat - Lattich - aus dem südlichen Kaukasus; Griechen schmeckte er so gut, dass er zu einer ‚Götterspeise’ wurde Sie aßen es zum Abschluss. Im Römischen Reich unter Kaiser Diokletian wurde dies geändert. Seitdem serviert man die Speise am Beginn, zum Beispiel als Salat mit Eiern (insalata - das Gewürzte; das Gesalzene)“. (4)
Veröffentlichungen von Gerlind Fischer-Diehl:
1983: „Mundvorrat“ (Lyrik) –
1987: „Alles Liebe, Euer Vater“ von Patrick Conolly (Übersetzung aus dem Amerikanischen) –
1989: „Lebemann und Mauerblümchen“ (Aphorismen) –
1998: „Ein Lächeln zwischen den Zeilen“ (Gedenkbuch für Gabriel Laub) –
2007: „Die Marskatze“ (Kinderbuch). Außerdem Veröffentlichungen in Zeitungen, Magazinen, im Rundfunk sowie in zahlreichen Anthologien (3).
Text: Dr. Cornelia Göksu