Gerda Kohn Gerda Kohn, geb. Böckmann
(18.7.1905 Oldenburg (Oldenburg) – 27.4.1994 Hamburg)
Mitglied der Bezirksversammlung Hamburg-Nord, Leiterin eines Kindertagesheimes der AWO
Lorichsstraße 30 (Wohnadresse 1934)
Rübenkamp 128 (Wohnadresse 1942)
Rübenkamp 132 (Wohnadresse nach 1945)
Fuhlsbüttler Straße 756, Bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, BK 54-546
Gerda-Kohn-Platz, Barmbek-Süd, seit 2022
Geboren in Oldenburg in Oldenburg zog Gerda Böckmann im Alter von sechs Jahren mit ihrer Familie – ihr Vater war Angestellter in einer Buchhandlung – nach Klein-Flottbek.
Nachdem sich die Eltern kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatten scheiden lassen, zog Gerda mit ihrer Mutter nach Barmbek.
Nach Beendigung ihrer Schulausbildung erlernte Gerda Böckmann den Beruf der Kindergärtnerin. 1925 übernahm sie die Leitung einer AWO-Kindertagesstätte in der Tarpenbeckstraße. Im selben Jahr trat sie der SPD bei.
In den folgenden Jahren absolvierte Gerda Böckmann noch eine Ausbildung zur Jugendleiterin und übernahm daraufhin die Leitung in verschiedenen Jugendeinrichtungen.
1930, im Jahr ihrer Heirat mit Reinhard Kohn (1903-1985), wurde sie ab April 1930 in Hamburg bei der AWO tätig. Sie leitete das Kindertagesheim im Nagelsweg, das zu einem Frauenwohnheim der AWO gehörte. (Siehe dazu unter Frauenwohnheim des ADGB).
Auch ihr Ehemann war Mitglied der SPD und kam ebenfalls wie seine Ehefrau aus einem sozialdemokratischen Elternhaus. Nach dem Assessorexamen 1932 arbeitete er bei der Hamburgischen Finanzdeputation.
„Im Oktober 1933 wurde ihre Tochter Elsbeth geboren, im April 1936 der Sohn Jürgen. Nach der Geburt der Tochter hatte Gerda Kohn ihre Erwerbsarbeit aufgegeben.
Nach 1933 wegen ‚nichtarischer‘ Abstammung und der Mitgliedschaft in der SPD entlassen war Reinhard Nissen Kohn bis April 1934 arbeitslos, arbeitete dann als kaufmännischer Angestellter (…). Im Adolf-von-Elm-Hof in Barmbek-Nord beteiligte er sich an illegalen Aktivitäten, wurde am 8. Mai 1937 verhaftet, am 11. Juli mangels Beweisen entlassen. Von seinem jüdischen Arbeitgeber zwar während der Haftzeit unterstützt, wurde er jedoch erneut bis Anfang 1938 arbeitslos, arbeitete dann bis zum 17. Januar 1945 als Kontorist. Ab 18. Januar musste er dann bis 24. April 1945 wie viele andere rassisch Verfolgte Zwangsarbeit bei lebensgefährlichen Aufräumungsarbeiten im zerbombten Hamburg leisten.
Vater Leo und Sohn Reinhard wurden nicht nur einigermaßen geschützt durch die Ehe mit nicht-jüdischen Frauen, sondern, wie aus Berichten der Tochter Elsbeth hervorgeht, auch dadurch, dass wohlwollende Menschen, Freunde, Nachbarn und andere ihnen beistanden.“[1]
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus traten Gerda und Reinhard Kohn wieder der SPD bei und waren aktiv beim Aufbau der Arbeiterwohlfahrt in Barmbek. Gerda Kohn wurde Vorsitzende des Distriktes Barmbek-Nord
Über Jahrzehnte war Gerda Kohn auch Mitglied der Bezirksversammlung Hamburg-Nord und zuletzt Ortsausschussvorsitzende. Nach ihrem Ausscheiden aus der Kommunalpolitik engagierte sie sich ab 1970 in der SeniorInnenarbeit der AWO und gründete den „Altenkreis“ Barmbek-Nord mit.
Ab 1974 engagierte sie sich in der neu errichteten Seniorentagesstätte am Habichtplatz. Dort war sie bis 1988 ehrenamtlich tätig.
Für ihr soziales Engagement wurden Gerda und Reinhard Kohn 1984 mit der Hamburger „Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes“ ausgezeichnet.“
Text: Dr. Rita Bake