Heinrich-Hertz-Schule
Grasweg 72/76
Heinrich-Hertz-Schule. Ehemals Lichtwarkschule.
Seit 1994 Gedenktafel: Zur Erinnerung an die Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Hertz-Realgymnasiums, der Lichtwarkschule und der Volksschulen am Vossberg 19 und 21, die unter der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ums Leben kamen oder seitdem verschollen sind. Vergesst nie, wie es dazu kommen konnte!“
Darunter:
Erna Hochfeld, Hannelore Menke, Ellen Riesenfeld, Hedwig Klein, Margaretha Rothe
Für Hedwig Klein und Margaretha Rothe liegen Stolpersteine in Hamburg. Ihre Portraits sind hier in der Datenbank nachzulesen.
Auch für Ellen Riesenfeld (1.10.24 Hamburg, deportiert am 18.11.41 nach Minsk 1924) liegt ein Stolperstein vor ihrem Wohnhaus in der Isestraße 121, wo sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester lebte.
Christine Zinn-Lührig hat das Portrait der Familie Riesenfeld verfasst. Es ist in der Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de nachzulesen: „Erich Josef Riesenfeld, geb. 20.6.1897 in Zawodzia, Region Lodz, deportiert am 18.11.41 nach Minsk , Emmy Riesenfeld, geborene Schlesinger, geb. 25.1.1899 in Hamburg, deportiert am 18.11.41 nach Minsk,Ellen Riesenfeld, geb. 1.10.24 in Hamburg, deportiert am 18.11.41 nach Minsk, Selma Schlesinger, geb. Philipsen, geb. 2.5.1876, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk
Erich Josef heiratete Emmy Riesenfeld, eine geborene Schlesinger. Die beiden bekamen zwei Töchter: Alice, 1900 geboren, die als Kind verstarb, und Ellen, geboren 1924. Die Familie lebte in der Isestraße 121. Erich Riesenfeld war laut Kultussteuerkartei kaufmännischer Angestellter. Er selbst bezeichnete sich als Auswandererhelfer, ein Gewerbe, welches offiziell vom "Reichsstatthalter" anerkannt war, mit einem durchschnittlichen Monatslohn von 200 bis 300 RM, je nach anfallenden Aufträgen.
Bereits 1939 wohnten Erich, Emmy und Ellen Riesenfeld bei Emmys Eltern, den Schlesingers, in der Isestraße 96, vermutlich um die Mietkosten zu verringern.
Am 20. Mai 1940 wurde Erich Riesenfeld wegen einer Lappalie im polnischen Kattowitz auf dem Markt verhaftet.
Er hatte seine Mutter für zwei Tage in Kattowitz besucht und auf dem sogenannten freien Markt Socken ohne Bezugsschein gekauft. Juden war es nämlich laut einer Verordnung vom 13. September 1939 nur noch mit Bezugsschein erlaubt, Spinnstoffe und Schuhe zu erwerben. Laut Anzeige des Preisüberwachungsaußendienstes von Kattowitz hatte Erich Riesenfeld drei Paar Herrensocken und sechs Paar Damensocken ohne Bezugsschein erstanden. Er wurde noch vor Ort von einem Polizisten verhaftet und musste die Ware zurückgeben. Es wurde ein Bußgeld von 200 RM vorgeschlagen und der Fall an das für Herrn Riesenfeld zuständige Hamburger Amtsgericht übergeben.
Im Aussageprotokoll der Marktfrau wurde darauf verwiesen, dass sie keine Reichsdeutsche, sondern Polin sei, dass aber bereits ihre Großeltern katholisch waren und sie ‚deutschblütig‘ sei. Die Frau gab zu Protokoll, sie habe die Strümpfe aus einem Resteverkauf bereits ohne Bezugsschein erworben, sei aber speziell von Erich Riesenfeld gefragt worden, ob sie ‚freie‘ Socken verkaufen würde. Die Anklage des Amtsgerichts Hamburg am 23. August 1940 lautete auf "Vergehen gegen das Spinnstoffgesetz".
Erich Riesenfeld sagte aus, ihm sei aufgefallen, dass in Kattowitz nicht alle Verordnungen genauso durchgeführt würden wie in Hamburg. Er habe bemerkt, dass auf diesem Markt Kleidung sowohl mit, als auch ohne Bezugsschein verkauft würde. Auf Nachfrage erklärte seine Mutter, dass dies in Kattowitz durchaus üblich sei. Demnach habe er nicht vorsätzlich handeln wollen, als er an dem besagten Marktstand gefragt habe, ob Herrensocken auch wirklich ‚frei‘ zu bekommen seien. Die Händlerin habe ihm dann noch zusätzlich die Damensocken angeboten, ebenfalls bezugsscheinfrei. Erich Riesenfeld erhielt einen Strafbefehl mit einer Bußgeldzahlung von 50 RM oder einer Haftstrafe von zehn Tagen. In einer Stellungnahme seines ‚Konsulenten‘ (Bezeichnung für jüdische Rechtsanwälte nach dem Berufsverbot im Rahmen der ‚Reichsbürgergesetze‘ vom Juli 1938) plädierte dieser noch einmal für die Unschuld seines Mandanten, da dieser in dem Glauben gehandelt habe, keine Rechtsverletzung zu begehen und bislang nicht straffällig geworden sei. Desweiteren führte er für die Integrität seines Mandanten an, dieser sei als Frontkämpfer zweimal verwundet worden und habe das Eiserne Kreuz erhalten. Ob der Einspruch erfolgreich war, lässt sich den Akten nicht entnehmen. Aus der Kultussteuerkartei ist zu ersehen, dass Erich Riesenfeld noch bis 1940 Einkünfte hatte.
Am 22. September 1940 starb Riesenfelds Schwiegervater. Gut ein Jahr später erhielt die gesamte Familie den Deportationsbefehl am 25. Oktober 1941 nach Lodz, wurde aber wieder von der Liste gestrichen. Der 44-jährige Erich Riesenfeld, seine 42-jährige Frau Emmy, seine 17-jährige Tochter Ellen und seine 65-jährige Schwiegermutter Selma Schlesinger mussten schließlich am 18. November 1941 den Zug nach Minsk besteigen.
Text: Christine Zinn-Lührig, unter: www.stolpersteine-hamburg.de
Quellen: 1; 2; 4; 8; StaH, 522-1 Jüd. Gemeinden, 992 e 2, Bd. 1, 3.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen unter www.stolpersteine-hamburg.de.
Ebenfalls für Hannelore Menke (14.8.1924 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 in das Getto Minsk) liegt ein Stolperstein vor ihrem Wohnhaus Hallerstraße 2, wo sie mit ihren Eltern lebte. Sonja Zoder hat das Portrait der Familie verfasst, das in der Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de nachzulesen ist: „Der überlebende Sohn der Familie, Ralph Arthur Menke, geb. am 23.2.1927 in Hamburg, teilte in einem Brief Anfang 1990 dem Autor Harald Vieth Folgendes mit: ‚Ich verlor meine ganze Familie: meinen Vater 58 Jahre alt, meine Mutter 47 Jahre und meine 17-jährige Schwester. Ich selbst wurde in verschiedene Konzentrationslager gebracht, zuletzt nach Flossenbürg. Während eines Todesmarsches im April 1945 zum KZ Dachau wurde ich von den Amerikanern befreit. 1946 wanderte ich in die USA aus. Noch heute trage ich auf meinem rechten Unterarm das deutlich sichtbare Zeichen K. L., mit dem ich im Lager Budzyn, in der Nähe von Lublin/Polen, ‚markiert‘ wurde.‘
Wir wissen nicht, wann die aus Hamburg deportierte Familie in die Hansestadt gekommen ist. Im Hamburger Adressbuch von 1914 findet sich ein erster Eintrag unter der Adresse Gertrudenkirchhof 7 in der Hamburger Innenstadt. Das Ehepaar lebte dann unter wechselnden Adressen in Barmbek, Wandsbek und Winterhude. Bis ca. 1919 arbeitete Hugo Menke als selbstständiger Geschäftsmann. Möglicherweise lernte er bei seiner Arbeit E. Melind kennen, der eine kleine Fabrik in der Rosenstraße 19A führte, wo Stempel, Matrizen, Klischees usw. hergestellt wurden. Ab 1923 übernahm Hugo Menke diesen Betrieb als alleiniger Inhaber unter dem Namen Melind & Co. Dies schien ein einträgliches Geschäft zu sein. Die Auftragslage war gut. Im Betrieb arbeiteten eine Kontoristin, die auch für die Buchhaltung zuständig war, und ein Setzer. Der monatliche Umsatz betrug ca. 2000–2500 RM. Zu den Kunden gehörten u.a.: die Mannheimer Versicherung, die Spedition Kühne & Nagel, Glücksklee und Carl Spaeter.
Hugo Menke stammte aus einer erfolgreichen Kaufmannsfamilie aus Gifhorn. Die Gifhorner Menkes fühlten sich ihrer Heimatstadt sehr verbunden und nahmen dort am gesellschaftlichen Leben teil. Dagobert David Menke (geb. 1838 in Gifhorn, gest. 1894 in Hamburg), Hugo Menkes Vater, war von 1888 bis 1893 Major und Kommandeur des Schützenkorps im Uniformierten Schützenkorps Gifhorn von 1823 e.V., einem der beiden dort ansässigen Schützenvereine. Er starb 1894 und wurde in Gifhorn beigesetzt. Über Hugo Menkes Mutter, Adolphine Philippine, geb. Ostwald, (1851 in Petershagen–1915 in Dessau) fanden wir keine Hinweise. Ihre Beisetzung auf dem Jüdischen Friedhof in Gifhorn 1915 war die letzte dort. Dagobert David Menke hatte drei Geschwister: Samuel (1839), Alexander (1843–1920) und Sophie (1851–1851), die alle in Gifhorn geboren wurden.
Über die Eltern von Hugo Menkes Frau Selma, Dina und Levi Plaut, wissen wir nichts. Es fanden sich keine Hinweise, wann und warum die Familie ihren Betrieb in Gifhorn verkaufte und nach Hamburg übersiedelte. Im Hamburger Adressbuch von 1877 fanden sich erste Einträge der Menkes, die kaufmännisch in unterschiedlichen Bereichen tätig waren. Ab 1890 konkretisierte sich die Geschäftstätigkeit der Brüder Menke. Alexander Menke arbeitete in der Firma Menke & Busse und übernahm ab ca. 1900 den Betrieb als Inhaber. Seinem Bruder Samuel gehörte (zusammen mit anderen) die Firma S. Menke & Co., Lagerung von Manufacturwaren. Ab 1909 verwirklichten die Brüder Menke eine neue Geschäftsidee, sie gründeten einen Südfrüchtehandel, den sie jahrelang unter der Firmenbezeichnung Menke & Busse führten. Mittlerweile war der ältere Bruder von Hugo Menke, Artur, geb. 7.7.1877 in Gifhorn, mit seiner Frau Johanna Jacobine, geb. 18.11.1881, geb. Freund, ebenfalls in Hamburg ansässig. Sie lebten in der Winterhuder Willistraße 3. Artur trat als Teilhaber in die Firma ein und führte diese nach dem Ableben von Samuel und Alexander Menke weiter. Der Südfrüchtehandel hatte inzwischen seinen Sitz vom Hafenrand direkt zum Fruchthof verlagert. Im Hamburger Adressbuch von 1938 war Artur Menke noch als Inhaber von Menke & Busse verzeichnet. Dann folgte auch hier die ‚Arisierung‘ des Betriebes.
Hugo und Selma Menke zogen, noch bevor am 14.8.1924 die Tochter Hannelore geboren wurde, vom Mundsburger Damm in die Claudiusstraße 7. 1926 wurde Selma Menke erneut schwanger und gebar am 23.2.1927 den Sohn Ralph Arthur. Da die Wohnung auf Dauer nicht ausreichend Platz bot, wechselte die Familie 1932 in eine größere Bleibe auf der Uhlenhorst, Richterstraße 13. Bereits zur damaligen Zeit war dies eine sehr gute Wohngegend. Der Sohn Ralph Arthur Menke hat an die Wohnung und deren Umgebung positive Erinnerungen und verstand es damals nicht, warum sie dort nach der nationalsozialistischen Machtübernahme nicht mehr wohnen sollten.
Der ‚Judenboykott‘ am 1. April 1933 dürfte auch den Betrieb von Hugo Menke getroffen haben. Zudem geht aus den Geschäftsunterlagen hervor, dass sich die Zahlungsmoral der angesehenen Kunden sehr in Grenzen hielt. So existierte die Firma über die Jahre mehr schlecht als recht weiter. Im Laufe der Jahre 1936, 1937 und 1938 verschärften sich die Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung. Im April 1938 mussten Juden ihr Vermögen angeben, sofern es über 5000 RM betrug. Nach den reichsweiten Pogromen am 9./10. November 1938 wurden ca. 30.000 männliche Juden inhaftiert, unter ihnen Hugo Menke. Die Gestapo nutzte die Inhaftierung, um die ‚Arisierung‘ seines Betriebes vorzubereiten. Am 30. November 1938 wurde dort ein Treuhänder zur Abwicklung eingesetzt. Nach kurzer Zeit fand sich ein Kaufinteressent aus der Sievekingsallee. Er bot 3000 RM.
Der Treuhänder verschaffte sich einen Überblick über die finanzielle Lage, das Inventar und Hugo Menkes Privatvermögen. Er fand heraus, dass ein Wertpapierkonto (Deutsche Bank Filiale Fruchthof) in Erbengemeinschaft mit Hugo Menkes Bruder Artur existierte. Artur Menke verwaltete dieses Konto, auf dem sich per 28. November 1938, nach Abzug von Forderungen, 1005,30 RM befanden. Zudem waren noch Mieten, Gehälter und Krankenkassenbeiträge zu entrichten. Für den 1. Dezember 1938 bestellte die Devisenstelle Selma Menke zur Besprechung ein. Diese teilte mit, dass kein weiteres Vermögen existiere, so dass von einer privaten ‚Sicherungsanordnung# abgesehen wurde. Dennoch durfte das Ehepaar ab jetzt nur mit einer besonderen Genehmigung des Amtes Gelder von seinem Konto abheben.
Am 2. Dezember 1938 erließ der Oberfinanzpräsident eine ‚Sicherungsanordnung‘ gegen den Betrieb. Auf dem Schriftstück vermerkte ein Beamter, Hugo Menke befinde sich weiterhin im Konzentrationslager.
Am 7. März 1939 teilte der für die ‚Arisierungen‘ zuständige Senator von Allwörden im Auftrage des Reichsstatthalters mit, dass der ‚Bewerber‘ A. K. den Betrieb kaufen, den Firmennamen jedoch nicht weiter nutzen dürfe. Am 18. März 1939 verständigten sich die Beteiligten, allerdings ohne den ‚Verkäufer‘ Hugo Menke, dass die Firma für 3000 RM abzüglich der 2. Rate der Judenvermögensabgabe von 300 RM, des Treuhänderhonorars von 350 RM, Lebensunterhalt für die Familie von 300 RM sowie Porti, Papiere verkauft würde. Die Industrie- und Handelskammer hatte den Wert des Inventars (Schreibtische, Schränke, Werkzeuge etc.) auf 1041 RM geschätzt, es wurde vom Käufer übernommen. Gleichzeitig wurde die ‚Sicherungsanordnung‘ gegen die Firma aufgehoben.
Zudem musste die Familie nun die Wohnung in der Richterstraße verlassen. Kurzfristig fand sie Unterkunft in der Grindelallee 138, später in der Hallerstraße 2. Im Jahre 1941 belegte das Finanzamt das Privatvermögen der Familie mit einer ‚Sicherungsanordnung‘. Im August 1941 besaß Hugo Menke nominell 14.004 RM, davon waren 10.000 RM Forderungen gegen seinen Bruder Artur Menke. Das Amt ordnete an, dass die Familie für den monatlichen Lebensunterhalt 380 RM verbrauchen durfte.
Hugo Menke suchte sich eine Arbeitsstelle und fand diese bei der Firma Rasch & Jung, Große Bleichen. Für die Tätigkeit dort erhielt er 236 RM. Gleichzeitig unterstützte ihn seine Schwester Olga monatlich mit 120 RM. Dies blieb dem Oberfinanzpräsidenten nicht verborgen, er verwies mit Schreiben vom 1. September 1941 auf die Pflicht zur strikten Einhaltung der ‚Sicherungsanordnung‘, welche Hugo Menke verbot, Bargeld – für was auch immer – anzunehmen. Im Oktober 1941 beantragte Hugo Menke letztmalig die Freigabe der monatlich zugestandenen Summe von 380 RM für Mietkosten sowie für Anschaffungen zur Ausreise nach Minsk, denn das Ehepaar und seine Kinder hatten den Deportationsbefehl erhalten. Diese Extraausgaben genehmigte das Amt der Familie am 29. Oktober 1941. Am 5. November 1941, drei Tage vor ihrer Deportation, beantragte Hugo Menke pro Familienmitglied noch einmal 100 RM sowie 100 RM für die Anschaffung von Utensilien, die laut ‚Evakuierungsbefehl‘ – wie der Deportationsbefehl verschleiernd hieß – mitgenommen werden sollten. Auch diese 500 RM und Mittel, um das aufgelaufene Schulgeld für die Tochter Hannelore sowie Gebühren für Schneiderkurse der Jüdischen Gemeinde zu bezahlen, wurden kurzfristig freigegeben.
Am 8. November 1941 wurden Hugo Menke, Selma Menke, Hannelore Menke und Ralph Arthur Menke ins Getto Minsk deportiert. Nur Ralph Arthur Menke überlebte. Den Leidensweg von Ralph Arthur Menke konnten wir nur bruchstückhaft recherchieren. Vermutlich musste er in Minsk Zwangsarbeit leisten. Wann genau er dann wieder auf ‚Transport‘ geschickt wurde, wissen wir nicht. Eine konkrete Information fanden wir erst für 1944: Am 4.August 1944 wurde er vom KZ Plaszow (südöstlich von Krakau/Polen) ins KZ Flossenbürg überstellt. Der Transport vom KZ Plaszow setzte sich aus Häftlingen aus den Außenlagern Mielec und Wieliczka zusammen. Der Zug stand wohl auch zwei oder drei Tage vor Auschwitz-Birkenau. In Flossenbürg kamen die Häftlinge zunächst in die Quarantäneblocks und wurden dann registriert, Ralph Arthur Menke erhielt die Häftlingsnummer 15611. Nach seinen Angaben arbeitete er als Schweißer. Der Todesmarsch jüdischer Häftlinge ab 16. April 1945 mit mehrfachen Tieffliegerangriffen auf den Zug und anschließendem Fußmarsch ab Schwarzenfeld in den Bayerischen Wald sollte im KZ Dachau enden. Ca. Ende April 1945 wurde Ralph Arthur Menke dort von den Amerikanern befreit.
Seine Familie wurde auf Antrag am 30. August 1950 für tot erklärt.
Für Selma und Hugo Menke wurden von Herbert und Bella Tichauer (Cleveland/USA) Gedenkblätter in Yad Vashem hinterlegt. Nach ihren Angaben waren Hugo, Hannelore und Selma Menke in Minsk erschossen worden.
Knapp vier Monate nach der Deportation, am 19. März 1942, fand die öffentliche Versteigerung der Wohnungseinrichtung der Familie durch den Gerichtsvollzieher Gerlach statt. 20 Personen ersteigerten 2 Hamburgensien, 6 Bilder unter Glas, 1 Nachttischlampe, 1 Buffet, 2Kissen und vieles mehr. Abzüglich der erforderlichen Ausgaben strich die Behörde des Oberfinanzpräsidenten 208,25 RM zu Gunsten des Deutschen Reiches ein.
Was wurde aus Hugos Bruder Artur? Auf der Kultussteuerkarte fand sich der Hinweis, dass Artur und seine Frau Johanna am 6. August 1941 aus der Jüdischen Gemeinde austraten, weil sie in die USA gingen. Sie verließen Deutschland also im letzten Moment, in dem dies vor dem Verbot der Auswanderung im Oktober 1941 noch möglich war. In der Deutsch-Jüdischen Exilzeitung "Aufbau" vom 14. Juli 1944 zeigte eine Todesanzeige für Artur Menke an, dass dieser am 8. Juli 1944 verstorben war.
Hugo Menkes Schwester Olga, verheiratete Schück, (1879 in Gifhorn– 1942 in Hamburg) hatte mit ihrem Ehemann Robert (1865–1935) in Leipzig gelebt. Die Schücks führten erfolgreich ein Pelzwarengeschäft. Seit Ende der 1920er-Jahre lebten sie in der Papestraße 1. Im November 1938 wohnte Olga Schück in einer Wohnung der Jüdischen Gemeinde in der Gohliserstraße 1. Ende 1941 zog sie nach Hamburg. Die Jüdische Gemeinde registrierte sie ab 1. Oktober 1941. Für kurze Zeit lebte sie bei ihrem Bruder Hugo in der Hallerstraße 2. Ihre in der Ehe geborenen zwei Kinder Else (1900–1995) und Karl (1901–1970) überlebten: Else flüchtete rechtzeitig mit ihrem Mann Wilhelm Ginsburg (1886 Königsberg, heute Kaliningrad–1953) nach Palästina und dann nach Australien. Karl emigrierte über Italien in die USA. Mitte der 1950er-Jahre kehrte er nach Deutschland zurück und lebte hier bis zu seinem Tode 1970.
Nach der Deportation ihres Bruders und seiner Familie wohnte Olga Schück in der Kielortallee13. Das Gebäude diente ab 1942 als "Judenhaus". Am 17. März 1942 wählte Olga Schück den Freitod. Auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel befindet sich ihre Grabstelle. Für Olga Schück wird an ihrer letzten freigewählten Adresse Papestraße 1 in Leipzig ein Stolperstein verlegt.
Vom Lebensweg von Hugo Menkes jüngerer Schwester Clara fanden wir nur wenige Spuren. Clara, verheiratete Schüler (1886 Gifhorn–1943) lebte zusammen mit ihrem Mann Rudolf (1873 Berlin–1942) in Berlin. Das Ehepaar wurde mit dem ‚Alterstransport 63-4‘ am 21. September 1942 von Berlin nach Theresienstadt deportiert. Clara Schüler starb dort am 15. Oktober 1943, ihr Mann bereits am 2. Oktober 1942. Für das Ehepaar Schüler werden an ihrer letzten frei gewählten Adresse Melanchthonstraße 27 in Berlin Stolpersteine verlegt.
Der Jüdische Friedhof in Gifhorn, auf dem Hugo Menkes Mutter Adolphine Philippine ihre letzte Ruhe fand, blieb erhalten. Nach 1945 wurden die noch vorhandenen 31 Grabsteine durch einen Zaun befriedet sowie eine Tür angebracht. Im Jahre 1965 beschloss die Gemeindeverwaltung, dass der Jüdische Friedhof den Nachkommen (der Menkes in New York) zuzusprechen sei.
Ralph Arthur Menke verstarb am 18. September 1996 in New York/USA.“
Stand: September 2016
Text: Sonja Zoder, unter: www.stolpersteine-hamburg.de
Quellen: 1; 2; 5; 8; StaH 214-1/ 502 Gerichtsvollzieherwesen; StaH 314-15 R 1938/ 3325 + 314-15 R 1941/ 158 Oberfinanzpräsident; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden 992e Band 2 Deportationslisten; StaH 351-11/ 23571 + 351-11/ 24365 Wiedergutmachungsverfahren; 522-2 Jüdische Gemeinde KZ-Überlebendenliste 1130; Vieth: Von der Hallerstraße 6/8; Hamburger Adressbücher; Deutsch-Jüdische Exilzeitung "Aufbau" vom 14.7.1944; Obenaus (Hrsg.), Historisches Handbuch, Teil 2, Seite 610; Roshop: Gifhorn; Weinhold: Eintracht; Stammbaum der Familien Menke, zusammengetragen von Frau Rita Siegfried Hamburg/Gifhorn; Annette Redeker, Meinersen, diverse Mails; Dr. Johannes Ibel Gedenkstätte Flossenbürg per Mail am 5.2.2014; Jüdische Gemeinde Leipzig durch Achim Beier vom Archiv-Bürgerbewegung per Mail am 13.2.2014; URL: www.stolpersteine-berlin.de am 10.2.2014; www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber.html; Auskünfte Susanne Kamp und Annette Redeker sowie Achim Beier, Leipzig. Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen unter www.stolpersteine-hamburg.de