Gewerkverein der Heimarbeiterinnen Deutschlands, Gauverband Hamburg
gegründet 1906
Admiralitätsstraße 71/72 (1917), initiiert von der Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF), dem Deutsch-Evangelischen Frauenbund (DEF) und den „Sozialen Hilfsgruppen”.
In Hamburg arbeiteten Ende des 19. Jhds. viele Heimarbeiterinnen zu einem sehr geringen Lohn in der Textil- und Bekleidungsindustrie und als Kaffeeverleserinnen in Heimarbeit.
Ein Ziel des 1906 gegründeten Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen Deutschlands war, so Kirsten Heinsohn, „die Organisation der Heimarbeiterinnen nicht den sozialdemokratischen Gewerkschaften zu überlassen. (…) Der Zweck des Hamburger Verbandes war die Organisation der Heimarbeiterinnen im christlich-sozialen Sinne mit der Hilfe und Unterstützung bürgerlicher Frauen. Mitglieder konnten nur Frauen werden, die ihre Erwerbsarbeit zu Hause ausübten, während die bürgerlichen Unterstützerinnen außerordentliche Mitglieder waren. (…) Im Vorstand waren sechs ordentliche und drei außerordentliche Mitglieder vertreten. Die Mehrheitsverhältnisse im Vorstand repräsentierten damit ebenfalls den Anspruch, daß sich die Heimarbeiterinnen zwar selbst vertreten sollten, dies aber nur mit bürgerlicher Unterstützung. (…)
Den Hintergrund für den Einsatz bürgerlicher Frauen bildete die Angst vor der Sozialdemokratie bzw. die Negation des sozialdemokratischen Weltbildes. (…) In der praktischen Tätigkeit wurden dagegen durchaus Überlegungen aus der freien Gewerkschaftsbewegung aufgenommen. So bildete die Aufbesserung und die Vereinheitlichung der Löhne für Heimarbeit das wichtigste Ziel des Vereins. Zur Verwirklichung wurden allerdings keine organisierten Arbeitskämpfe favorisiert, sondern die direkte Einwirkung und Kontrolle von Arbeitgebern durch die bürgerlichen Frauen. Einen zweiten Schwerpunkt der Aktivitäten bildeten soziale Unterstützungsleistungen. (…)
Insgesamt war die Arbeit des Gewerkvereins wohl relativ erfolgreich (…). Das typisch bürgerliche ‚Fürsorge- und Protektionsverhältnis`, das auch als eine Abgrenzung ‚nach unten‘ zu verstehen war, wurde offenbar zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt. Für diesen Befund spricht auch, daß der Verein nicht die ‚verschämte‘ Heimarbeit, also die Näh- und Stickarbeiten bürgerlicher Frauen, die jedoch aus Standesdünkel geheimgehalten wurden, thematisierte.“[1]