Hygieia-Brunnen
Hamburger Rathaus: Innenhof
In der Mitte des Rathaus-Innenhofes plätschert der Hygieia-Brunnen. 1896 fertiggestellt, krönt ihn in der Mitte des Brunnes stehend die entblößte Hygieia - die Göttin der Gesundheit. Seit dem 5. Jhd. v. Chr. wurde sie in Athen verehrt und oft - als Tochter des Asklepios - mit einer Schlange in der einen, einer Schale in der anderen Hand dargestellt. Die Schale bzw. der Kelch, der hier eine heilsame Flüssigkeit zu enthalten scheint, gilt oft als Symbol überströmender Fülle. Hier im Hamburger Rathaushof symbolisiert Hygieia die Reinigung von der Choleraepidemie 1892. Die Cholera wird als Drache dargestellt, der von Hygieia bezähmt wurde und deshalb ihr zu Füßen liegt.
Bezogen auf die Rolle der Frau gibt es noch weitere Interpretationsmöglichkeiten: Durch die Zügelung des gefährlichen Drachens soll die vermeintlich wilde Natur bezähmt werden. Mit diesem Akt ist gleichzeitig auch die „Bezähmung“ der Frau assoziiert, denn die weibliche „Natur“ wird oft gleichgesetzt mit „ungezügelter wilder Natur“. So werden mit Hilfe der Hygieia die bedrohlich-wilden Anteile weiblicher Natur gebannt - quasi hygienisiert. Heraus kommt eine domestizierte Frau. Nur diese konnte, nach dem Verständnis der damaligen Zeit, weibliche Reinheit ausstrahlen. (Vgl. dazu: Insa Härtel: Reine Weiblichkeit - weibliche Reinheit. Personifikationen im Hamburger Rathaus, in: Rita Bake, Birgit Kiupel (Hrsg.): Auf den zweiten Blick. Streifzüge durch das Hamburger Rathaus. Hamburg 1997, S. 23-26.)