Christa Möbius Christa Möbius, geb. Czwalina
(29.6.1930 – 1.10.2012 Hamburg)
Mitbesitzerin des Theaterschiffes „Das Schiff“ gemeinsam mit ihrem Mann Eberhard Möbius
Nicolaifleet, Holzbrücke 2 (Wirkungsstätte, Anlegestell des „das Schiff“)
Deichstraße (Wohnadresse)
Elbchaussee 374 (letzte Wohnadresse: Elbschloss Residenz)
Bestattet auf dem Nienstedtener Friedhof, Nienstedtener Marktplatz 19, Grablage: Abt. A2 Nr. 122, U1
Über seine 52 Jahre währende Ehe mit seiner Christa äußerte Eberhard Möbius (11.10.1926-10.6.2020) einmal, dass sie eine demokratische Ehe geführt haben, ohne Streit und für alles eine Lösung parat.
Christa Möbius war die Tochter einer Gesangspädagogin und wollte selbst auf die Bühne und singen. Später hat sie dann einen Blumenladen aufgemacht, erzählte Eberhard Möbius wenige Monate vor seinem Tod Rita Bake in einem Telephonat.
Kennengelernt hatten sich die beiden wie folgt: „Die schwere, körperliche Arbeit als Kesselreiniger brachte ihn in den 50er Jahren in die Hansestadt. Nach Feierabend widmete Möbi sich seiner großen Leidenschaft, dem Theater. Als er einer Gesangspädagogin bei einer Inszenierung helfen sollte, öffnete ihm eines Tages deren Tochter die Tür. Eberhard Möbius: ‚Unglaublich – diese Mähne, diese langen Beine. Sie lächelte. Und sie hat 52 Jahre lang die Tür nicht mehr zugemacht.‘“[1]
1961 heirateten Eberhard und Christa Möbius. Das Paar war - wie Eberhard Möbius sagen „eine Symbiose“. Beide waren sie politisch auf einer Linie und favorisierten die SPD. Auch besprachen sie alles miteinander, so Eberhard Möbius.
1974 verwirklichte das Paar seinen Traum von einem eigenen Theaterschiff, das sie ganz prosaisch „Das Schiff“ tauften Das Team „Möbius/Möbius“ suchte im Hafen nach einem geeigneten Schiff und kaufte schließlich das unwirtschaftlich gewordenen Frachtschiff „MS Rita Funck“. Auf der Familienwerft Garbers wurde es zu einem Theaterschiff umgebaut. Christa Möbius klopfte Rost ab. Ein Jahr später erhielt das nun umgebaut Schiff seinen Liegeplatz im Nikolaifleet an der Holzbrücke. In einem Nachruf zum Tode von Eberhard Möbius hieß es im Hamburger Abendblatt: „Von 1975 an hatten ‚Möbi‘ und Gattin Christa den umgebauten Dampfer (…) nicht nur im Nikolaifleet (…), sondern fest im hanseatischen Kulturleben verankert. Ob Welt- und Schauspielstars wie Peter Ustinov und Gert Fröbe, der Kieler Heinz Reincke, der Wiener Helmut Qualtinger, Senta Berger, Uwe Friedrichsen oder Peter Striebeck – jene ‚Ehrenmatrosen‘ sorgen mit ihrer Kleinkunst 25 Jahre lang ebenso für ein fast immer ausverkauftes Unterdeck wie Möbius und Crew mit alljährlich neuen Kabarettprogrammen. Und seine 2012 gestorbene ‚Hamburger Deern‘ Christa sorgte trotz der damals nur knapp 100 Plätze für solide Finanzen, die Heuer der Künstler und deren Sichtung. Der Traum von einem theaterschiff schlummerte schon lange vorher in Möbius – auf ihrer Hochzeitsreise hatten seine Christa und er in der Kvarner Bucht in Kroatien erlebt, welch Begeisterung solch ein Kulturdampfer bei Landratten auslösen kann.“[2]
Christa Möbius kümmerte sich aber nicht nur um die Finanzen, sie organisierte auch den Barbetrieb, machte die Kostüme und handelte mit den Schauspielerinnen und Schauspielerin die Jahresverträge aus. Und als die Beiden gut Geld verdienten, kam Christa Möbius auf die Idee, jährlich einen Schiffspreis zu vergeben, der Kindern aus Kriegsgebieten und dem Zirkus Willibald aus Wilhelmsburg zu Gute kommen sollte. Zehn Jahre lang wurde der Preis vergeben.
Im Jahr 2000 gab das Ehepaar Möbius die Leitung des Schiffes in die Hände der Familie Schlesselmann.
Nach Christa Möbius Tod im Jahr 2012 schrieb Eberhard Möbius seiner verstorbenen Frau kleine Bücher, damit er das Gefühl hatte, sie sei noch bei ihm. „Sie sitzt mir auf der Schulter“ erzählte er. Nach ihrem Tod ließ er für sie vor dem Hamburger Michel fünf Michel-Tafeln setzen. Auf eine der Tafeln ließ er eingravieren: „Möchte doch ein Engel dir, als du starbst, das Haupt gehalten haben und mit meiner Stimme dir gesagt; dass ich innig dich und ewig liebe." Auf einer anderen Tafel steht: „Fliegen können“ aus einem Gedicht, „das Eberhard Möbius zu einem Bild von Marc Chagall geschrieben hat. Darauf ist der Maler zu sehen, der eng umschlungen mit seiner Frau Bella über seine Heimatstadt fliegt – ein Bild inniger Liebe und Hingabe. (…) ‚Dieser Satz steht für alles: für Gedanken, Wünsche, Erinnerungen‘, sagt der 91-Jährige. Er steht auch für seine große, unverbrüchliche Liebe zu seiner Seelenverwandten Christa.“[3]
Acht Jahre nach dem Tod seiner Frau verstarb auch Eberhard Möbius. Beide sind auf dem Nienstedtener Friedhof bestattet.
Text: Rita Bake