Lore Peschel-Gutzeit Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit
(26.10.1932 Hamburg – 2.9.2023 Berlin)
Juristin, Justizsenatorin
Hamburger Rathaus, Rathausmarkt (Wirkungsstätte)
Lore Peschel-Gutzeit war die Tochter einer Lehrerin und eines Volkswirtes.
„Der Vater war keine prägende Person im Leben Peschel-Gutzeits, weswegen sie in ihrer Autobiografie ihren Adoptivvater, den ehemaligen Wehrmachtsgeneral Hans Gutzeit, als leiblichen Vater angab. Dieser adoptierte sie jedoch erst bei Volljährigkeit. Bis dahin hieß sie, wie ihre Mutter, Brüggmann. Sie hatte eine vier Jahre ältere Halbschwester aus der ersten Ehe der Mutter. Nach der Bombardierung Hamburgs und Kinderlandverschickung zusammen mit der Halbschwester kehrte sie 1946 nach Hamburg zurück.“ 1)
Zwischen 1951 und 1959 studierte sie Rechtswissenschaften in Hamburg und Freiburg i. Br. Verheiratet war sie damals mit einem Kollegen, der 1958 verstarb. Ein Jahr später, 1959, erfolgte die Zweite juristische Prüfung. Danach war Lore Peschel-Gutzeit von 1960 bis 1961 als Rechtsanwältin in Freiburg i. Br. tätig. Als sie 1961 Richterin am LG Hamburg wurde, heiratete sie ihren, am Landgericht Hamburg tätigen Kollegen, den Strafrichter Horst Peschel. Das Paar bekam drei Kinder. Lore Peschel-Gutzeit blieb voll erwerbstätig und arbeitete zwischen 1961 bis 1971 als Richterin am LG Hamburg und von 1971-1991 als Familienrichterin am Hanseatischen Oberlandesgericht, davon ab 1984 als erste Frau als Vorsitzende Richterin. 1973 war ihre Ehe geschieden worden.
„Früh legte Peschel-Gutzeit ihre Schwerpunkte auf Familienrecht, Kinderrechte und auf die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Sie war 1977 bis 1981 Vorsitzende des Deutschen Juristinnenbundes und trat 1988 in die SPD ein.“ 2)
Von 1987 bis 1991 hatte sie Lehraufträge an der Universität Hamburg für Familien- und Erbrecht.
1990 wurde Lore Peschel-Gutzeit an der Universität Freiburg i. Br. zur Dr. jur. promoviert. Ein Jahr später wurde sie als Justizsenatorin in den Hamburger Senat berufen, dem sie bis Ende 1993 angehörte. 1994 wurde sie Justizsenatorin in Berlin und hatte dort von 1995-1997 Lehraufträge an der Freien Universität Berlin. 1997 schied sie aus ihrem Amt als Justizsenatorin in Berlin aus, um das Amt der Justizsenatorin in Hamburg zu übernehmen. Dieses Amt übte sie unter einem rot-grünen Senat bis zur Bürgerschaftswahl im September 2001 aus. Nach dem Verlust dieser Koalitionsmehrheit schied sie aus dem Amt aus und wurde 2002 wieder als Rechtsanwältin zugelassen. Noch bis kurz vor ihrem Tod arbeitete sie als Anwältin in einer Kanzlei.
Ihre Tätigkeitsschwerpunkte waren: Zivilrecht, besonders Vermögensregelungen im Erb- und Familienrecht, Prozessrecht, öffentliches Recht.
„Während ihrer Tätigkeit als Justizsenatorin in Hamburg, Berlin und anschließend wieder in Hamburg legte Peschel-Gutzeit ihren Schwerpunkt auf die rechtliche Durchsetzung der im Grundgesetz verankerten Gleichberechtigung von Mann und Frau. Obwohl sie auf heftige Gegenreaktionen stieß, konnte sie dementsprechende Gesetzesvorlagen verwirklichen, z. B. die sogenannte Lex Peschel (§ 92 BBG), in der festgeschrieben wurde, dass Beamte aus familiären Gründen Teilzeitarbeit leisten können.“ 3) Bundesweit wurde dies 1968 eingeführt
„Ebenfalls setzte sie sich in einem Artikel der Neuen Juristischen Wochenschrift für das ‚Wahlrecht von Geburt an‘ ein, ausgeübt bis zur Volljährigkeit durch die Eltern.“ 4)
Lore Peschel-Gutzeit „setzte sich für das gemeinsame elterliche Sorgerecht ein und bestand darauf, dass erst die Kinder angehört werden.
2019 erhielt sie für ihre Pionierarbeit im Bereich der Frauenrechte den Marie Juchacz-Frauen-Preis des Landes Rheinland-Pfalz.“ 5)
2004 wurde ihr das Verdienstkreuz I. Klasse der Bundesrepublik Deutschland verliehen und sie erhielt 2014 den Hammonia-Preis des Landesfrauenrates Hamburg.
Lore Peschel-Gutzeit war in vielen Verbänden Mitglied, so z. B. im Deutschen Anwaltverein. Sie war Mitglied des Deutschen Juristentages, des Deutschen Familiengerichtstag, Mitglied des Aufsichtsrats der Berlinwasser Holding AG auf Seiten der Investoren RWE und Vivendi, Mitglied des Kuratoriums der Hamburger Sparkasse. Sie hatte den Vorsitz des Kuratoriums Deutsche Liga für das Kind, war Mitglied im Deutschen Kinderschutzbund sowie Mitglied im Übersee-Club Hamburg.